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Comic Blog


Mittwoch, 14. September 2011

Sky Doll Lacrima Christi Collection 2

Filed under: SciFi — Michael um 19:48

Sky Doll Lacrima Christi Collection 2Ein Alptraum, der mit Mord und Totschlag endet. Nach der Jagd durch die Psyche erfolgt schließlich das geschockte und doch heilsame Erwachen. Im Spiegel sieht die Welt wieder besser aus. Die, deren Wohl dem kleinen Arzt so sehr am Herzen liegt, fühlt sich frisch und entspannt. Wieso ist diese Prozedur, so schmerzhaft, notwendig? Was verbirgt der Arzt? Wer sind seine Hintermänner? Alessandro Barbucci (Autor) und Barbara Canepa leiten mit dieser ersten Kurzgeschichte den zweiten Band dieser SKY DOLL Collection ein. Ein wenig gruselig, gewalttätig, ein Alptraum, der in die tiefsten Schichten führt: So hat es zunächst den Anschein. In der Welt von SKY DOLL ist das Wechselspiel von Schein und Sein wohl berechnet. Sexualität, Religion, Gewalttätigkeiten, Dramen und Tragödien lösen einander ab. Hoffnung findet sich hier nicht.

Obwohl Barbucci in der zweiten Geschichte genau mit dieser Hoffnung spielt. The saint in a bottle bringt sich um andere beinahe um den Verstand. Aus einer Reliquie entsteht eine kurze Episode mit dem Anschein von Glück, das in Habgier gipfelt. Plötzlich wollen alle ihr persönliches Wunder. Am Ende reicht eines nicht aus. Barbucci kratzt mit seiner Geschichte an der Oberfläche, trotzdem schimmert Kritik durch. Wie berechtigt oder nicht, muss jeder für sich selbst entscheiden. Für jede Geschichte ein anderer Künstler: Hier ist es Mikael Bourgoin, der in einer ausdrucksstarken Mischtechnik ein kleines Drama zu Papier bringt. In ausgewählten Farben, düsteres Lila, strahlendes Gold, wirkt die feine Kolorierung aus Aquarelltechnik und kreideartigem Buntstift sehr passend zur düsteren Atmosphäre.

Mit Sleeping Dreamer, wieder von Barbucci erzählt, darf der chinesische Topzeichner Benjamin seinen Teil zur Saga von SKY DOLL beitragen. Mit der Bezeichnung Ätherisch lassen sich Benjamins Maltechniken überschreiben. Er ist ein deutlicher Computerkolorist, der aber bemüht ist, den Eindruck von Airbrush und Wischtechniken entstehen zu lassen. Farblich zum Regenbogen hin orientiert findet der Leser hier eine traumhafte Sequenz, für die Benjamin genau der richtige Zeichner gewesen ist.

Es ist schwer, Gradimir Smudja nicht als eine Art Heavy-Metal-Künstler zu bezeichnen oder wenigstens als solchen, der auch für die Reihe Judge Dredd hätte zeichnen können. Sein leicht anarchischer Stil passt zur Geschichte, die aus der Leichtigkeit der übrigen Handlungen aus dem Rahmen fällt. Und mehr als das: Optisch tüftelt Smudja mit dem Spielkartenprinzip und der optischen Täuschung. Figuren werden einander spiegelbildlich gegenüber gesetzt. Karomuster, räumlich verzerrt, sorgen für eine verwirrende, fast schon Alice-im-Wunderland-Optik.

Blood-Red-Shoes zeigt entgegen der bisherigen Geschichten eine hoch technisierte Welt, beinahe in einer 3D-Zeichentrickoptik. Nach den vorhergehenden Handlungen überrascht die Kälte dieser Kurzgeschichte, die hier von Barbara Canepa aus dem Off erzählt wird und so die Kälte und den Abstand noch verstärkt. Erst zum Abschluss wird es mit der von Enrique Fernandez gemalten White Cinderella wieder romantischer in einer sehr cartoonartigen Technik.

Eine gelungene Mischung, die viele Facetten dieses ungewöhnlichen Geschichtenuniversums erfasst: Vielleicht könnte man es eine Romantic-Techno-Comedy nennen, die durch unterschiedliche Grafikstile für Freunde der Comic-Kunst ein breites Spektrum zur Begutachtung bereithält. 🙂

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