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Comic Blog


Dienstag, 16. August 2011

DIXIE ROAD

Filed under: Thriller — Michael um 22:28

DIXIE ROADDixie Jones ist mit ihrer Mutter auf der Flucht. Irgendwie. Auf einer Wanderung, auf der Jagd nach einem besseren Leben. Irgendwie. Wie so viele in jenen Tagen, die keine Arbeit und keine Heimat mehr haben. Dixies Mutter hat es scheinbar aufgegeben, auf den Ehemann zu warten, einen Halunken, dem es schwer fällt, mit ehrlicher Arbeit sein Geld zu verdienen. Als er eines Tages doch wieder auftaucht, hat er nach eigenem Bekunden sein Glück gemacht. Der letzte Überfall brachte einen Haufen Geld. Aber auch einen Haufen Verfolger, die gewillt sind, das Recht in die eigene Hand zu nehmen und sich gerade in diesen Zeiten nicht auf die Polizei zu verlassen.

Es ist eine Zeit, in der die Arbeiter ausgebeutet werden. Eine Wirtschaftskrise hat die Vereinigten Staaten von Amerika mit eiserner Faust umklammert. Menschlichkeit verliert immer mehr an Bedeutung. Alkohol tröstet über die schlechte Lage des Einzelnen hinweg. Manche prostituieren sich. Andere werden aus nichtigem Anlass umgelegt. Rassismus ist in den ländlichen Gebieten immer noch an der Tagesordnung. In all der Verzweiflung, der Hoffnungslosigkeit findet Dixie trotzdem noch neuen Mut und lernt Menschen kennen, die nicht aufgeben wollen. In dieser Zeit ist ihre Mutter ein starker Halt, nur wird selbst diese so aufrechte und unbeugsame Frau auf harte Proben gestellt.

Jean Dufaux ist ein Autor, der durch die Vielfalt seiner Stoffe überrascht: Fantasy, historische Abenteuer, Horror oder wie hier mit einer Kriminalgeschichte im weitesten Sinne, die vor dem Hintergrund einer der dunkelsten wirtschaftlichen Epochen der USA geschildet wird. Nur Kriminalgeschichte? Nein, noch mehr, denn das Gebaren von Dixies Vater, die Entscheidungen der Eltern setzen eine Kette in Gang, in deren Folge Verderben im besten, Tod im schlimmsten Fall stehen. Dufaux überspitzt das Szenario nicht einmal. Vor dem Hintergrund der Rezession der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts gibt es wahrscheinlich noch Begebenheiten, die sich grausamer ausnehmen als hier.

Aus der Sicht von Dixie, die viel zu früh erwachsen werden muss, wie es oft so klischeehaft heißt, entsteht ein Amerika, das nichts mit der Legende vom Tellerwäscher, der ein gemachter wird, gemein hat. Allenfalls vom Tellerwäscher, der im besten Fall seinen Job behält. Streiks werden organisiert, nur um einen Aufmarsch an Bewaffneten zu provozieren, die nur darauf warten, diesen Aufstand blutig niederzuschlagen, um ein Exempel zu statuieren. Da nimmt es sich fast schon harmlos aus, dass ein Berufskiller (mit dem Aussehen eines Uncle Sam) auf die Familie Jones angesetzt worden ist.

Hugues Labiano fällt leider nicht die Aufgabe zu, eine heitere Geschichte zu zeichnen, obwohl er diese Aufgabe bestimmt mit ähnlicher Bravour gelöst hätte. Labiano gibt einer Zeit ein eigenes Gesicht. Dieses Gesicht eine Karikatur zu nennen, wäre falsch und auch weitaus zu kurz gefasst. Es ist Bilder von Charakteren, Ortschaften und Landschaften, die sich bemühen ein Lebensgefühl jener Zeit einzufangen, als die Menschen jener Epoche noch irgendwie anders, schmaler aussahen. Labiano übersetzt die schwarzweiße Welt jener Tage in Grafiken, die von Marie-Paule Alluard mit dem Farbempfinden des amerikanischen Südens koloriert wurden.

Es ist eine besonders intensiv ausschauende Welt, die aber durch den auch vorhandenen Comic-Eindruck auf Abstand gehalten wird. Die Zeichnungen wirken zerbrechlich, durch die Verkleinerung auf dieses vorliegende Buchformat ist der Eindruck intensiver, filmischer. Einige Figuren sind von Labiano so gut angelegt, dass man sie schnell ins Herz schließt, allen voran natürlich Dixie Jones.

Ein pralles Lesevergnügen, ein Drama und ein Kriminalfall in einem und zufällig in Comic-Form erzählt. Ein packender Stoff, mit dem Jean Dufaux seine Vielseitigkeit unter Beweis stellt und neugierig macht auf weitere Geschichten dieser Art. Mit Hugues Labiano ist ein Zeichner gefunden, der eine Bildsprache gefunden hat, um diese in diesem abgeschlossenen Band eingefangene Zeitspanne lebendig werden zu lassen. Sehr gut. 🙂

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