Thorgal will seinen Sohn wiedersehen. Und er setzt alles daran, den entführten Jungen zu finden. Doch die Beharrlichkeit eines Vaters, das nötige Versteckspiel in scheinbar feindlicher Umgebung, wird selten freundlich begrüßt. Missverständnisse und Ärger sind die Folge, bevor sich neue Freunde finden. Wüsste Thorgal jedoch, welche Feinde gegen seinen Sohn Jolan aufmarschieren werden, welche Wagnisse der Junge lange vor seiner Zeit als Mann eingehen muss, er wäre in höchster Not. So aber verfolgt Thorgal Jolans Spur, ohne zu ahnen …
Die Schlacht von Asgard: Und was für eine Schlacht! Der Fantasy-Fan ist Schlachten gewöhnt. Er kennt sie vom HdR. Zuletzt stritten sich die Götter sogar persönlich in Thor. In alten Sagenbüchern kann der Leser das Himmelreich der Germanen bis zur Götterdämmerung verfolgen. Yves Sente hat andere Pläne. Er schickt die Kleinsten gegen die Größten, Zwerge gegen Riesen. Loki hat die Riesen aufgestachelt, Jolan, Thorgals Sohn, führt die Zwerge an. Eigentlich sollte man denken, ist dieser Kampf eine klare Angelegenheit. Falsch gedacht.
Denn Yves Sente, seit Band 30 der Reihe als Autor dabei, macht aus dieser Schlacht ein kurioses Spektakel, im besten Sinne des Wortes. Die Zwergenschaft, kleine (sehr besondere) Wesen ohne die üblichen langen Bärte, die sich selbst die Armee der Lebenden nennt, tritt gegen Riesen an, bunt bemalt, die nicht so recht wissen, wie ihnen geschieht. Dahinter steht ein Loki, an einen Joker erinnernd, mit flammend roten Haaren, und so gemein, wie die Sage es vorschreibt. Das Titelbild wie auch der Titel selbst verraten bereits das Ziel der Handlung. Wie es dazu kommt, ist allerdings eine sehr wendungsreiche Geschichte.
Thorgal wäre nicht der über mehr als 30 Bände gereifte Krieger, würde er nicht nach allem, was er durchgemacht hat, seinem entführten Sohn nachjagen, um diesen zu retten. Die Entführung selbst hat der Leser zu diesem Zeitpunkt nicht in diesem Album miterlebt, aber das ist auch nicht vonnöten. Die Suche Thorgals nach seinem Sohn ist nicht unwichtig, aber, man darf es durchaus angesichts der Gewichtung der Erzählung sagen, zweitrangig. Ein viel größeres Gewicht wird auf die Geschehnisse Jolans gelegt, die weitaus phantastischer, auch farbenreicher sind.
Grzegorz Rosinski: Stilistisch ist hier zum kürzlich neu aufgelegten ersten Band der Reihe ein ungeheurer Unterschied zu finden. Grzegorz Rosinski malt seine Bilder nun komplett, mit lasierenden Farben, in sehr hellen Bereichen auch mit deckenden Anteilen, Gouache vielleicht. Atmosphärisch wird die Geschichte so viel dichter, da die Bilder brillant sind und die Zeit (ca. 7. Jahrhundert) mit ihrer Ausstattung wunderbar zeigt. Rosinski kann bei Handlungsstränge optisch sehr gut voneinander trennen: Dunkel, düster, winterlich findet sich der Abschnitt, der die Welt und Jahreszeit von Thorgal zeigt. Hell, grün, frühlingshaft ist die Welt, in der Jolan dem göttlichen Plan folgt und in Streit mit Loki tritt.
Bösewichter sind dankbare Kreaturen. Helden sind gut, aber Bösewichter machen mehr Spaß. So ist Loki auch hier der heimliche Star der Geschichte. Er wird als eine Art Kobold dargestellt, durchtrieben, mit länglich, schmalem Gesicht, feuerroten Haaren, die auch mal unter einer blonden Perücke versteckt werden. Täuschen kann er damit allerdings niemanden. Thorgals Kampf gegen Halsabschneider ist bereits eine gelungene Szene, mit der Schlacht um Asgard toppt sich Rosinski selbst. Die spätere Szenerie in Odins Palast ist das Sahnehäubchen. Das ausgewählte Licht lässt die Grafiken wunderbar lebendig wirken.
Eine sehr gelungene Abenteuerhandlung, die den Leser auf erfrischend leicht aufbereitete Weise in den germanischen Sagenhimmel hinauf trägt. Sehr bunt, sehr schön erzählt. Autor wie auch Zeichner sind in Bestform. Einfach schöne Fantasy! 🙂
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