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Comic Blog


Freitag, 03. Juni 2011

Clockwerx 1 – Genesis

Filed under: SciFi — Michael um 19:42

CLOCKWERX 1 - GenesisSo hatten sich die Männer den Abend nicht vorgestellt: In den wenige Sekunden vorher ruhigen Straßen werden sie plötzlich von einer riesigen Gestalt attackiert, unmenschlich, scheinbar ohne Kopf, brutal. Die Mänenr haben keine Chance. Erst durch das Eingreifen eines Fremden kann Schlimmeres vermieden werden. Ratlos bleiben die Männer in der Dunkelheit zurück, während das Ungetüm davon stapft, wie ein böser Traum. Der Fremde hat ein auffälliges Interesse an der Angelegenheit und will von den Beteiligten mehr erfahren. Sehr schnell gerät er in eine Verschwörung, deren Größe er nicht abschätzen kann.

Das viktorianische Zeitalter, so glorreich und stark, aber auch so schmutzig und gefährlich hat schon viele Autoren inspiriert, allerdings noch nicht so häufig im Comic-Bereich. Die Autoren Jason Henderson und Tony Savaggio haben sich des Zeitalters des Kolonialismus angenommen und vermischen moderne und rustikale Technik, entwickeln eine Verschwörung innerhalb des Empires und blasen zu einem geheimen Krieg hinter den Kulissen des hochherrschaftlichen Londons und seiner arroganten Aristokratie. Jason Henderson und Tony Savaggio kreieren eine eigene Form von Hellfire-Club, ohne Mutanten, aber nicht weniger machthungrig.

Zum Auftakt der Geschichte, angesiedelt 1897, tappt der Leser zunächst ebenso im Dunkeln wie die Londoner Polizei, die ratlos vor der Aufklärung verschiedener Unfälle steht. Wem könnte daran gelegen sein, Schwarzarbeiter umzubringen? Die Arbeiter haben an einem Projekt gearbeitet, das nicht an die Öffentlichkeit dringen darf. Unterdessen bewegt sich ein Schiff im Sturm auf die englische Küste zu. Der Sturm ist stark und es sieht nicht so aus, als würde die Mixtur aus Raddampfer und Hochseesegler die Küste erreichen. Nur unter höchstem Einsatz kann die Besatzung das Schiff über Wasser halten. Dieses Schiff birgt nicht etwa einen blutrünstigen Grafen an Bord, sondern Maschinen, die aussehen wie die Urahnen der Mechs.

Mechanische, aufrecht stehende, von Menschenhand gesteuerte Riesen. Sci-Fi-Fans werden natürlich direkt Vergleiche zu den Mechs von Battle Tech herstellen, einer Reihe, die dergleichen Maschinen schon vor Jahrzehnten im westlichen Raum populär machten. Solche Maschinen im viktorianischen Zeitalter anzusiedeln ist ungewöhnlich, wurde aber auch von Zeichner Jean-Baptiste Hostache ungewöhnlich gelöst, indem er für die Maschinen ein golem-artiges Äußeres entwarf.

Mehr noch: Einige Auftritte anderer Maschinen erinnern an Szenarien wie Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen. Die Technik in dieser Steampunk-Geschichte nimmt die Betonung auf Steam sehr ernst und kann mit Technikentwürfen aufwarten, die faszinierend aussehen und auch den Wunsch wecken, diese einmal in Aktion zu sehen: Bullig, vor Kraft strotzend, zweifellos laut und schnaufend, eine Art Dragster der Wende vom 19. ins 20. Jahrhundert.

Jean-Baptiste Hostache zeichnet möglichst realistisch, so dass das Leben jenes Zeitalters wunderbar zum Leben erwacht. Bei den Figuren vereinfacht er etwas, eine Spur Manga, etwas amerikanischer Comic, in jedem Fall modern. Das betrifft auch die Kolorierung per Computer ausgeführt, realen Pinselstrich imitierend, aber nur bis zu einem gewissen Detailgrad und nicht allzu sehr in die Tiefe gehend. Das funktioniert in einer Zeichentrickoptik, die hier sehr gut passt. Jean-Baptiste Hostache arbeitet wie viele seiner Kollegen (dies ist seine erste Serie) mit Stimmungen und sucht sich gerne eine führende Farbe oder einen Lichterglanz aus, aus dem sich dann alles andere ergibt.

Ein versiert erzählter Auftakt eines Zweiteilers, eine Mixtur aus Science Fiction und Thriller, die nur langsam offenbart, welche Seite die gute ist. Klasse. 🙂

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