Die Welt, wie wir sie kennen, existiert nicht mehr. Jeglicher Landstrich, die Großstädte, jede noch so kleine Ansiedlung wurde von den Untoten überrannt. Ein Mann hat überlebt. In einer Gefängniszelle hat er unter härtesten Bedingungen ausgeharrt, mit Zombies vor den Gitterstäben. Im Chaos des Untergangs haben die Wärter vergessen, seine Zelle aufzuschließen. Der Mann wartet auf seine Gelegenheit. Ein Verurteilter ist er nicht mehr. Nur noch ein Überlebender. Schließlich hat er Glück und das nötige Geschick, so dass er entkommen kann. Doch vielleicht wäre er in seiner Zelle sicherer gewesen.
Er ist nicht der einzige Überlebende. Noch andere schlagen sich durch diese apokalyptische Welt, allein oder in Gruppen. Einer von ihnen fährt durch das zerstörte Land und denkt an seine Vergangenheit, die zwar, als sie geschah, langweilig und gewöhnlich war, jetzt aber äußerst verheißungsvoll klingt. Er hat sogar schon daran gedacht sich umzubringen. Es wäre ein Leichtes, dem Ganzen mit nur einer Kugel ein Ende zu setzen. Wäre da nicht die Hoffnung, dass da irgendwo vielleicht noch seine Tochter am Leben ist und seine Hilfe braucht. Bis er keine Gewissheit über ihr Schicksal hat, wird er weitermachen. Was immer das in dieser Welt noch bedeuten mag.
Die göttliche Komödie: Der Untertitel des ersten Bandes der neuen Reihe Zombies ist in Anspielung an jenes unsterbliche Werk des Dichters Dante Alighieri gewählt. Dieser schickte seinen Protagonisten geradewegs in das Inferno, im weitesten Sinne eine Situation, nicht unähnlich jener, die auch der Held in dieser Geschichte erfahren muss. Der Held bleibt nicht allein, wünscht sich aber, er wäre es geblieben.
In einer Welt ohne Hoffnung geht Zombies zurück auf die Anfänge des Genres, insbesondere Dawn of the Dead von George A. Romero. Die Macher der Geschichte haben Seattle, einen überaus beliebten Handlungsort, ausgewählt, um als Kulisse des trocken und teilweise mit viel Sarkasmus gewürzten Thrillers zu dienen. Olivier Peru beschreibt einen Mann, der eigentlich mit der Humanität abgeschlossen hat, der alleine wie ein Wolf durch die Gegend zieht und stets befürchten muss, zur Beute zu werden. Ausgerechnet ein kleiner Junge, dem der Mann ohnehin keine Überlebenschancen in dieser Welt mehr einräumt, ändert diese Einstellung.
Der Mann geht mit dem Jungen zusammen auf die Jagd. Das Kind, geschult durch Videospiele, lernt sehr schnell, diese Fertigkeiten in der Realität zu nutzen. Es ist eine glückliche Zeit, denn Glück erlebt in dieser Apokalypse eine neue Definition. Glück bedeutet hier schon, nicht allein sein zu müssen.
Sophian Cholet kann einen Manga-Einfluss in seinen Zeichnungen nicht leugnen. Gerade in den Gesichtern finden sich die Normen dieser Vorlagen wieder, allerdings auch mit mehr Individualität als bei seinen asiatischen Kollegen. In seinem Portfolio beweist er größere Vielseitigkeit, so dass davon auszugehen ist, dass dieser Stil bewusst für diesen Comic gewählt worden ist. Insgesamt haben die Bilder eine hohe Detaildichte. Cholet arbeitet mit unterschiedlichen Perspektiven, um die von Untoten überrannte Weite zu zeigen. Aber er nimmt den Leser auch mit in die Enge halbdunkler Gebäudegänge, in Ansichten, die ein Gamer nur allzu gut von einschlägigen Spielen her kennt.
Vornehmlich gedeckte Farben, Düsternis, Sonnenuntergänge, schlechtes Wetter, Nacht und Erinnerungen simulierend, herrschen vor. Nur selten wird es richtig bunt. Simon Champelovier gönnt nur den ganz wenigen guten Momenten echte Farbe.
Knallhart, ohne Spaß erzählt: Der Serienauftakt ist ein Thriller im Stile des von Romero maßgeblich beeinflussten Genres. Horror ohne jegliche Abstriche. 🙂
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