Kaiser Ermanarich ist kein Ehrenmann. Dietrich von Bern hatte auf sein Angebot auf eine Geste eines großen Fürsten gehofft und sieht sich nun in seiner Hoffnung arg getäuscht. Bereits zuvor sind ehemalige Waffengefährten zu Feinden geworden. Hildebrand, Begleiter und Lehrmeister von Dietrich von Bern, ist wütend über solchen Verrat, doch der alte Waffenmeister muss einsehen, wann es besser ist, die Waffen zu strecken und keinen aussichtslosen Kampf zu suchen.
Das Ende einer langen Geschichte endet etwas abrupt. Entschädigt wird der Leser durch eine längere Jugendepisode von Dietrich von Bern. Es ist eine sehr schöne Sagengeschichte, die hier ihr Ende findet. Voller Heldenmut und Tapferkeit, Ehre und Tatkraft geht ein Dietrich von Bern seinen Mannen voran, meistens verehrt, manchmal auch gehasst. So sind es denn auch alte Freunde, die den Berner nach Niederlagen bei sich willkommen heißen und ihm neuen Mut geben. In gezeichneter Form wird diese Handlung letztlich nicht zu Ende gebracht, vielmehr durch Peter Wiechmann, den Autor, in Form einer kurzen Erzählung zu Ende erzählt. Teile wie die Beteiligung Dietrich von Berns am endgültigen Niedergang des Burgunderreiches (aus der Nibelungen-Sage) bleiben in gezeichneter Form außen vor.
Die folgende Episode aus den Jugendtagen des Berners ist nicht weniger unterhaltsam, aber auf jeden Fall weniger episch. Als Leser vermisst man die Größe des Abenteuers, das hier viel enger gefasst ist und unter der überschrift In Merlins Bann steht. Die erste Begegnung mit den beiden sehr unterschiedlichen Männern kann schlecht in einen Kampf ausarten (so wie sich Männer in Abenteuern nicht selten kennenlernen, um dann Freunde zu werden), aber Peter Wiechmann gelingt ein kleiner Trick, so dass die Situation immer noch bedrohlich genug ist und die Macht Merlins ausreichend beeindruckend dargestellt wird.
Der Höchste der vergangenen wie der kommenden Zeit schützt dich. So lautet der Spruch Merlins, mit dem er sich von Dietrich von Bern verabschiedet. Dietrichs Männer, die sich längst um den Abwesenden sorgen, kehren heim. Nur einer gibt die Suche nicht auf: Hildebrand, der Waffenmeister. Als dieser seinen Schützling endlich findet, erkennt dieser den Freund nicht wieder, noch scheint er sich selbst und seine Position zu kennen. Wie Merlin es vorhergesagt hat, wacht der bärtige Freund über den jungen Mann.
Ein wenig geht es erneut auf Anfang, indem Dietrich von Bern Prüfungen bestehen und sich als Ritter beweisen muss. Das ist zunächst verwirrend, bringt aber Abenteuer zu Land und zur See hervor, die sehr kurzweilig und unterhaltsam sind. In der abschließenden Erzählung Astartes Liebeszauber beweist Zeichner Jose Rafael Mendez Mendez mit schnellem, aber sicheren Strich, wie er eine Szene filmisch zu illustrieren versteht. Immer wieder beeindruckend ist sein Umgang mit Pferden, die er in Kämpfen als ungestÜmes, wildes Element einzusetzen weiß. Die wahnsinnige Angst in den aufgerissenen Augen der Pferde dramatisiert die Kampfszenen, lässt sie echter wirken.
Die zweite große Stärke von Jose Rafael Mendez Mendez zeigt sich außerdem in Massenszenen, unabhÄngig davon, wo sie nun handeln, ob auf dem Schlachtfeld oder in großen Hallen. Die Eingangsepisode um die Auseinandersetzung mit Khan Dordoran ist mitreißend gezeichnet und sehr intensiv dargestellt.
Ein Sahnehäubchen deutscher Comic-Geschichte, einfühlsam und leidenschaftlich erzählt und gezeichnet. Eine Sagengestalt in dramatischem Licht, für Freunde von Mittelalterepen genau richtig. 🙂
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