Sonntag, 29. Mai 2011
Rabat, im Jahre 1826. Die jungen Abenteurer, verpflichtet durch die Geheimorganisation Alkibiades, haben bereits viel gesehen und viel erlebt. Und sie haben Freunde verloren. Zur Vorbereitung ihrer nächsten Mission wird der Einsatz geübt. Obwohl mit speziellen Schutzanzügen ausgerüstet, ist die Aufgabe riskant. Mehr noch: Die Freunde beginnen sich untereinander Fragen zu stellen und Gedanken zu machen. Wer oder was Alkibiades? Warum lässt man sie so im Dunkeln tappen? Allerdings lassen die Ereignisse den Freunden auch nicht allzu viel Zeit sich Gedanken zu machen und die Aktivitäten von Alkibiades zu hinterfragen.
Ihr Auftrag: Der Diebstahl eines Schiffes, das seinerseits durch die Entwendung von Bauplänen aus dem Besitz von Alkibiades entstanden ist. Der Auftrag verläuft am Schnürchen, doch am Ende scheint der Kapitän nicht im Sinne von Alkibiades zu handeln. Jetzt zeigt die Organisation ihr wahres Gesicht und den Freunden bleibt vorerst keine andere Wahl, als mitzuspielen, wollen sie ihr Leben nicht vorzeitig verlieren.
Mehr Licht in die Schatten, doch nicht weniger neue Fragen: In der 4. Episode der Reihe Die Korsaren der Alkibiades mit dem Untertitel Das Geheimprojekt verschiebt sich der Schauplatz nach Ägypten, in Richtung Nil und später noch weiter in die Wüste. Denis-Pierre Filippi geizt nicht mit Schauplätzen und agiert ein wenig wie ein prominenter Vorgänger wie Jules Verne es in Die geheimnisvolle Insel tat. Viele Fragen werden aufgeworfen, vieles geschieht, bevor Antworten gegeben werden. Langsam beginnt sich die geheimnisvolle Alkibiades von einer Organisation im Dienste des Empires in Richtung einer Verbrecherorganisation wie Spectre (James Bond zu verschieben.
Und Alkibiades ist nicht allein: Es haben sich Gegner positioniert. Sie sind schlichtweg Konkurrenten oder jene, die sich von Alkibiades abgespalten haben, nachdem sie erkannten, für wen sie arbeiteten. Als Leser muss man sich mit der Geschichte treiben lassen, die mit immer neuen Ideen aufwartet. Es ist eine Reise um den Globus, mit stets neuen Entdeckungen. Denis-Pierre Filippi kreiert neue Technologien und schickt den Leser an schaurig düstere Orte, die, von Eric Liberge gestaltet, immer Metall zu atmen scheinen. Metall ist hier die Zukunft, das Sinnbild für Fortschritt. Allein das Titelbild verrät viel über die Einfälle, die den Leser erwarten: Ein Schiff, auf eine externe Plattform gesetzt, bewegt sich mittels eines Kettenraupenantriebs durch die Wüste.
Für Eric Liberge ist Die Korsaren der Alkibiades die Möglichkeit, sich kreativ auszutoben. Er darf nicht nur ständig etwas Neues erfinden, nein, er muss. Schiffe, Waffen, unterirdische Bohrer, Schutzanzüge sind nicht die einzigen Elemente, die das Auge heranziehen. Kämpfe, Mann gegen Mann, sowie altmodische Schiffsschlachten zu See gehören ebenso zu seinen gestalterischen Aufgaben. Die feine Stricharbeit, die Liberge in seinen Bildern zeigt, wird durch die Farbgebung gestützt. Feinste Punktierung, die Arbeit mit Füllmustern, Wolken, Nebel, ein wenig metallischer Glanz sorgen mitunter für den Eindruck, als habe Liberge auch mit dreidimensionalen Objekten in seinen Bildern gearbeitet.
Die Reise geht weiter: Aus den Aufgaben für die neuen Rekruten der Alkibiades ist eine Odyssee geworden, mehr eine Flucht als eine Heimreise, gejagt, bedroht, grafisch außerordentlich gut umgesetzt, stilistisch eigen. Wer rätselhafte Geschichten mag, ein wenig Steampunk, mit hohem Einfallsreichtum erzählt, der liegt hier richtig. 🙂
Die Korsaren der Alkibiades 4, Das Geheimprojekt: Bei Amazon bestellen
Malassah will Blut sehen. Noch gibt es genügend Gefangene und Sklaven, die dem finsteren Gott, einem Feind des Christengottes geopfert werden können. Mehr noch: Für jeden getöteten Krieger der Liven soll ein Gefangener sterben. Durch die Hilfe ihres Gottes wie auch seines Sohnes Jelami, einem irdischen Jungen mit außergewöhnlichen Fähigkeiten wollen sie die Germanen besiegen. Langsam wachsen in Jelami jedoch Zweifel an seiner Funktion. Er sieht das Grauen der Opferzeremonien und verfolgt die Gräueltaten mit immer größerem Abscheu. In der Tat ist der Junge für die Männer, die hinter den Kulissen ihre Fäden ziehen, nur ein Werkzeug. Und noch haben sie genug Macht über ihn, um ihre Ziele weiterzuverfolgen.
Es tobt ein geheimer Krieg, hinter dem Krieg. Diejenigen, die mit besonderen Fähigkeiten ausgestattet wurden, bedienen sich der Normalsterblichen für ihre Zwecke. Aber manchmal ist es auch genau umgekehrt. Wenn die Normalsterblichen doch eine besondere Fähigkeit besitzen, nämlich jene, die Vertrauen haben, zu überzeugen, zu täuschen. Die beiden Ritter der Missi Dominici, jener Geheimorganisation, die danach trachtet, alle jene mit besonderen Fähigkeiten unter ihrem Mantel zu vereinen, sucht jene, gerade junge Menschen, die noch nicht wissen, dass sie gesegnet sind, um sie nicht zum Werkzeug des Bösen werden zu lassen. Aber nicht alle wollen ihre jeweilige Macht für das Gute einsetzen.
Gemäß des Prinzips der Gegensätze gibt es auch eine Gruppe, die ihre Macht nur zu ihrem eigenen Nutzen einsetzt. Diese Konstellation zeigte Autor Thierry Gloris in der ersten Ausgabe von Missi Dominici und beleuchtet nun neben dem Fortgang der Handlung insbesondere die Vergangenheit des Ritters Wolfram, der sich bisher durch großen Kampfgeist und Mut hervortat und dabei gleichzeitig ein ziemliches Raubein war. Gloris erschafft einen von Gott verlassenen Mann, dessen Kindheit ein Alptraum war, der nur das Überleben gelernt hat und am Ende zu dem wird, was er gefürchtet und verabscheut hat.
Thierry Gloris lässt seinen Helden jedoch nicht ins Leere laufen, sondern schafft einen Wendepunkt. Das neue Leben wird ungewohnt und zunächst wieder mühevoll, aber schließlich dankbarer. Die Rückblicke, wie der gesamte Band von Benoit Dellac gezeichnet, werden in seinem Sepiaton von Anouk Bell koloriert. Diese episodenhaft eingestreuten Eindrücke von Wolframs Vergangenheit sind einerseits in Form einer mittelalterlichen Realität erzählt, andererseits rücken die mysteriösen Aspekte immer mehr in den Vordergrund.
Die Missi Dominici trachten nach Erweiterung ihres Verbundes. Als die beiden Helden ihr Ziel erreichen, kann auch der weitaus jüngere Mann des Duos, de Guivre, seine Fertigkeiten zeigen. Wieder einmal geht es in die Vergangenheit, in geisterhaftes Blau getaucht. Und Thierry Gloris lässt seine Helden scheitern. Mit fortschreitender Geschichte wird die Handlung nicht nur unheimlicher, auch gruseliger, sondern nimmt auch mehr Fahrt auf. Ob Gloris Vorbilder bei anderen Erzählern findet, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen, manche Szene kann jedoch als eine Art Hommage gedeutet werden.
Benoit Dellac versteht sich auf eine klassische grafische Darstellung im Stile eines oder auch eines . Männliche Figuren sind sehr markant gezeichnet, Frauenfiguren wirken stilistisch allerdings eher wie an Mangadarstellungen angelehnt. Die Technik ist abwechslungsreich. Fette, sehr dichte Strichführungen finden sich ebenso wie leichte, zerbrechliche. Benoit Dellac trägt dabei auch der jeweiligen Stimmung Rechnung, wie sich besonders an einem geisterhaften Rückblick ablesen lässt. Leider kommt es zu selten zu sehr raumgreifenden Bildern, halbseitig oder größer, denn hier kann Benoit Dellac richtig aus dem Vollen schöpfen und sein Talent für Breitwandbildkompositionen beweisen.
Spannend von Anfang bis Ende, ein echter Seitenumblätterer. Mittelalterliches Szenario gepaart mit Mystery, aus der nach und nach eine handfeste Gruselgeschichte wird, mit ein wenig Indiana-Jones-Atmosphäre. 🙂
Missi Dominici 2, Tod: Bei Amazon bestellen
Samstag, 28. Mai 2011
Vasco wird im Kerker gefangen gehalten. Krank, vom Fieber geschüttelt hängt er kraftlos in Ketten. Zwei Ärzte, die ihn untersuchen, versichern, dass er nicht an der Pest erkrankt ist, jener Geißel, die wie ein Fluch über dem Land liegt. Vasco darf nicht sterben, denn zuvor soll er Antwort geben. Es gab drei Kisten, mit Gold gefüllt und nun verschwunden. Vasco wird verdächtig, das Gold gestohlen zu haben. Doch alle Verteidigungen Vascos werden nur als Ausflüchte abgetan. Seine Zeit scheint gekommen, da ergibt sich eine letzte Gelegenheit zur Flucht.
Wunderbares Mittelalter: Nicht nur Langlebigkeit zeichnet diese Serie aus. Mit dem 23. Band setzt sich die akribische Darstellung jener Zeit fort, nicht beschönigend, abenteuerlich, spannend, im besten Sinne gestaltet wie frühere Leinwandepen aus Hollywood: Prachtvoll ausgestattet, in fernen Ländern angesiedelt, zwischen Burgen, Städten und Dörfern, mit Helden, im Kampf und auf der Flucht, schönen Frauen, finsteren Gaunern, fintenreichen Schachzügen und, so wie es sich gehört, einem Triumph für denjenigen, der sich so angestrengt hat: Vasco.
Die Abenteuer von Vasco waren niemals auf ein bestimmtes Land konzentriert, so konnte der Leser verschiedene Stationen, unterschiedliche Kulturen und stets neue Ausgangssituationen für die Handlungen kennenlernen. In dieser 23. Episode mit dem Untertitel Der weiße Tod der 1980 laufenden Serie hat es Vasco nach Toledo, in Kastilien, verschlagen. Vasco befindet sich in Gefangenschaft und wird eines nicht begangenen Verbrechens angeklagt. Zu seinen Ungunsten handelt es sich um eine nicht unwichtiges Verbrechen. Geld und Gold ist verschwunden. Geld, mit dem Soldaten bezahlt werden sollten. Und Soldaten, die nicht bezahlt werden, holen sich ihren Sold selbst (wenigstens in jenen frühen Tagen).
In dem von Gilles Chaillet geschilderten Abenteuer finden sich neben Ränken und Intrigen auch Liebeleien und handfeste Kämpfe. Chaillet, durchaus als ein Veteran im Bereich Comic zu bezeichnen, hält die Geschichte durchgängig im Fluss und obwohl diese ihren ersten Teil in Band 22, Die schwarze Dame, hat, fällt der Einstieg leicht (sicherlich ist auch schöner, den Beginn der Handlung zu kennen).
Pompös gestaltetes Mittelalter: Im klassisch von Toblanc gezeichneten Abenteuer erwacht ein ganzer Landstrich jener Tage zum Leben. So ist Vasco nicht nur schön und abwechslungsreich erzählt, sondern bietet auch einen dichten Einblick in die Landschaft, die Architektur, die Mode jener Zeit. Gebräuche, Ausstattung und Ansichten sind so liebevoll und akribisch dargestellt, dass Vasco durchaus im Verbund mit historischen Abhandlungen zur besseren Verdeutlichung jener Zeit gelesen werden mag. Wie wichtig einem Gilles Chaillet eine historisch korrekten Darstellung ist, hat er sogar schon mit dem Sachbuch Das Rom der Kaiserzeit verdeutlicht. Dieser Blick auf die Epochen setzt sich mit den Abenteuer auf Vasco fort.
Toledo, Kastilien, Spanien, Sevilla: Aus einer Flucht wird eine Reise, die Toblanc in faszinierende Ansichten verpackt. Gerade, da die Rittergeschichten aus jenem Landstrich eher selten sind (außer in der echten Historie natürlich), bleiben die Augen gebannt am leichten Strich der Bilder hängen. Das ist nicht ganz die klare Linie, aber eine vereinfachte und sicher gezeichnete, die keine Abstraktion mag. Grafische Höhepunkte sind ein Sturm auf eine Burg, ebenso eine Prozession von Gläubigen durch Sevilla, ein Brauchtum, das heute noch existiert. (Stichwort: Semana Santa)
Die 23. Episode schließt das Vorgängerabenteuer inhaltlich ab. Ganz großes Historienkino, spannend von Beginn an, mit viel Gespür für historische Details erzählt und gezeichnet. Sehr schön. 🙂
Vasco 23, Der weiße Tod: Bei Amazon bestellen
Donnerstag, 26. Mai 2011
Ein kleines Tal in den Pyrenäen wird zum entscheidenden Ort für die Zukunft Europas, vielleicht sogar der ganzen Welt. Während ein Weltkrieg tobt und die französischen Truppen versuchen, den Machanspruch ihres größenwahnsinnigen Herrschers, Herzog Lorraine, zu befriedigen, will dieser unbedingt seinen Anspruch als Nachfolger Christi in der Blutfolge zementieren. In seinem Schloss über dem Tal verläuft jedoch gar nichts seinen Erwartungen entsprechend. Verbündete, engste Vertraute begehen einen Verrat, dem der Herzog nicht mehr verzeihen kann. Jegliche Großmut ist aus ihm gewichen. So göttlich er sich geben will, so teuflisch ist er in Wahrheit geworden.
Julien Sauniere, ein Arzt, ist unabsichtlich durch einen Mord in die Wirren und Intrigen des Herzogs gezogen worden. Sicherlich lieben beide dieselbe Frau, doch Sauniere hatte sich von Genevieve zurückgezogen. Der Mord führt beide auf die Suche nach dem Heiligen Gral. Doch was ist der Gral? Immer noch scheinen dunkle Mächte im Hintergrund zu wirken. Magie wirkt auf und durch den Herzog. Was ist das Geheimnis des Tals und der blauen Äpfel? Sauniere, inzwischen von Herzog Lorraine gefangen gehalten und unter Folter befragt, ist der Lösung des Geheimnisses viel näher, als er glaubt und ganz anders auf der Spur, als er ahnt.
Arvid Nelson hat eine alternative historische Linie entwickelt und diese mit Mystery-Elementen versehen. Historisch angesiedelt in der Zeitzone des realen Zweiten Weltkriegs ist Zauberei nicht alltäglich, aber unterschwellig vorhanden und meistens eine Bedrohung. Die Atmosphäre ist dunkel und geheimnisvoll. Der Krieg, diesmal von Frankreich ausgehend und mit all den Anfeindungen behaftet, die auch der reale Krieg kannte, wird dem Leser in seinem großen Ganzen durch Zeitungslektüre nahe gebracht. Zugleich rückt der Leser durch die eigentliche Handlung ins Zentrum der Geschehnisse, genauer der Macht in Frankreich.
Sehr dicht im Rahmen, noch komplexer nach innen, zwischen den einzelnen Charakteren. In der dieser letzten Zusammenfassung der Ereignisse fühlt man sich an alte Schauergeschichten erinnert. Eine alte Burg überragt ein Tal und ein kleines Dorf. Ein Tyrann knechtet die Bevölkerung und seine Soldaten sind nur allzu gern bereit, seine brutalen Befehle auszuführen. Doch jede Knechtschaft endet. Hier ruft Arvid Nelson die Magie zu Hilfe, besser gesagt den Glauben, denn am Ende sind die Guten nicht von Gott verlassen.
Grafisch ist Juan Ferreyra dem Realismus verpflichtet. Ferreyra mag die klare eindeutige Bildkomposition ebenso wie die opulente Inszenierung. Die Präsentation des Heiligen Grals ist hierfür ein gutes Beispiel. In manchen Bildern nimmt er den Betrachter sehr schön mit ins Bild und legt mit seiner Bildsprache Hinweise aus. Eindeutig ist die Darstellung von Sauniere und Genevieve in der Haltung der Pieta, wie sie im Petersdom in Rom zu finden ist. (Kann übrigens auch in der Sankt-Hedwigs-Kathedrale in Berlin angesehen werden, nur mal so am Rande.)
Zum Gelingen der Bilder, zum Augenschmaus trägt auch die Kolorierung bei. Sicherlich per Computer bearbeitet wird trotzdem durch einen milchigen, lasierenden Farbauftrag die Imitation echter Farbe erzeugt. Das mag leichter zu korrigieren sein, ist aber zeitlich aufwändig und teilweise sehr intensiv betrieben worden. Überwiegend entsteht ein stimmungsvolles Farbfeuerwerk, das besonders zum Finale hin mit ungeheuer atmosphärischen Bildern aufzuwarten weiß.
Mystery-Fans können sich auf einen Gastbeitrag von Guy Davis freuen. Der Zeichner, bekannt von B.U.A.P., liefert ein grafisches Vorwort mit einer Kurzgeschichte, in der es um die Brechung eines uralten Fluches geht.
Letzter und abschließender Band der Reihe: Sehr dicht erzählt, packend durch die Darstellung verschiedener Schicksale, eine spannend aufgebaute Alternativwelt mit sorgsam eingesetzten Mystery-Elementen. Sehr empfehlenswert in seiner Gesamtheit. Die Kenntnis von Band 1 an ist für das Verständnis des Schlusses ein Muss. 🙂
Rex Mundi 6, Das Tor Gottes: Bei Amazon bestellen
Mittwoch, 25. Mai 2011
Loan ist ein Kämpfer. Auf artistische Art vollführt er seinen tödlichen Tanz um die fremden Krieger, die ihn deutlich überragen. Aber Loan weiß auch, wann es besser ist, den Rückzug anzutreten. Sein Versteck, hastig ausgewählt, hätte er gar nicht betreten sollen. So wird jemand erweckt, der überhaupt nicht bereit ist, seine Aufgabe anzutreten. Aber was hilft es? Loan hat es angefangen und führt es weiter. Kurzerhand befreit Loan die junge Frau aus ihrer Geburtsstätte und bringt sie in Sicherheit.
Nicht kleckern. Klotzen! Selten findet man einen derartigen grafischen Aufwand in einem Comic, ganz gleich welchen Genres, ganz gleich woher es stammt, diesseits oder jenseits des Atlantiks (oder sonstiger Meere). Der Auftakt von RIA mit dem fortführenden Titel Die Lichtklan-Chroniken ist ein bildgewaltiges Abenteuer, aufgemacht wie der Abdruck der besten Szenen und Einstellungen eines abendfüllenden Zeichentrickfilms. Die Welt erinnert an eine Zivilisation im Inneren der Erde. Das Stichwort Jules Verne darf hier wieder fallen. Aber wer sich bereits die Skizze im Vorfeld anschaut und sich im Laufe der Handlung mit dem Außenweltler vertraut macht, wird Parallelen zu den Visionen des großen Science-Fiction-Autoren entdecken.
Im Kern ist der Aufbau der Handlung klassisch: Ein Held (der letzte seiner Art). Eine Hoffnungsgestalt (die zu früh erweckt wird und die Last einer friedvollen Zukunft mit sich trägt). Ein Weiser (jemand, der weiß, was zu tun ist). Ein Volk im Verborgenen. Ein Bösewicht (übermächtig, dämonisch, der alles unter seiner Knute vereint oder wenigstens vernichtet wissen will). Ein monströses Heer. Wirkt bekannt, aber die Details sind es nicht. Denn hier wurde sehr viel Wert auf Erscheinungsformen von Landschaft, Kreaturen und Figuren gelegt, wie sie sonst nur in Making-Ofs großer Trickschmieden zu finden sind.
Das erste Buch der Reihe, Same der Hoffnung, hat einen sehr hohen Knuffigkeitsfaktor, der sich bei dem Betrachten insbesondere der Ojos und Morcs sehr schnell einstellt. Die einen pummelig, die anderen schlank, erinnern beide Völker an Wesen aus dem Tierreich, etwas insektenartig, ein wenig mit kleinen Nagern gepaart. Die Fantasie ist hier Trumpf und der Eindruck ist äußerst liebevoll und kindgerecht. Die kriegerischen Auseinandersetzungen, verhalten dargestellt zwar, stehen dem entgegen und bilden einen ähnlichen Gegensatz, wie es der Phantastik-Fan in Taran und der Zauberkessel oder sogar Die Rückkehr der Jedi-Ritter erleben konnte. Wenn Knuffigkeit eine Grundlage bildet, bricht reale Gewalt diesen Effekt manchmal zu sehr auf.
Ein Comic zeigt, was machbar ist! Der Aufwand ist hier deutlich größer als in anderen Comics. Charakterentwicklung, Hintergrundzeichnungen, Kolorierung, Effekte, außerdem findet von Seite zu Seite eine stete Steigerung statt. Selten findet man als Leser im Vorfeld einer Geschichte derart viele Mitwirkende. Das Ergebnis spricht für sich. Die Ansichten haben nicht nur einen sehr lebendigen Zeichentrickfilmcharakter (bei derlei Vorarbeit schreit das Projekt geradezu nach einer tatsächlichen Leinwandumsetzung), die Hintergrundgrafiken mit den eingebundenen Figuren ergeben einen sehr guten plastischen Effekt.
Ein ausführlicher Anhang mit Erläuterungen und Entwicklungsskizzen rundet den ersten Band der Reihe sehr gut ab.
Ein Comic aus Deutschland setzt den Maßstab neu an: Grafische Gestaltung auf hohem Niveau, ein Augenschmaus, wie er so nur selten zu sehen ist. Das Projekt ist wunderschön geworden, eine Fortsetzung ist wünschenswert.
RIA, Die Lichtklan-Chroniken 1, Same der Hoffnung: Bei Amazon bestellen
Als Sklave verkauft zu werden, stand nicht auf dem Fünfjahresplan von Storm, Rothaar und Nomad, obwohl die drei Freunde wirklich viel erlebt haben. Sie nutzen die scheinbar günstigste Gelegenheit, um die Flucht zu ergreifen, haben aber nicht mit der Kaltblütigkeit der Sklavenjäger gerechnet. Diesen ist sehr schnell klar geworden, wie sie den schwarzhaarigen Mann und den rothäutigen Koloss unter Druck setzen können, nämlich über Rothaar. Die Sklavenfänger binden die junge Frau kurzerhand auf eine Walfangharpune fest und drohen damit, diese abzuschießen, sollten Storm und Nomad ihr unsinniges Aufbegehren nicht sofort einstellen. Storm gehorcht und wieder beginnt ein Abenteuer, das er sich in seinen kühnsten Träumen nicht vorgestellt hätte.
Danderzei: Die von Martin Lodewijk geschilderte Roboterwelt imitiert eine menschliche Zivilisation. Diese scheinen jedoch aus unterschiedlichen Epochen zu stammen. So findet sich eine fliegende Polizei (standesgemäß ausgerüstet mit Wasserwerfern, die hier eine ganz andere Bedeutung haben) neben der Einrichtung einer Sklavenhaltung, Gladiatorenkämpfe inbegriffen. In dieser Welt landen Storm, Rothaar und Nomad inmitten einer revolutionären Umwälzung, denn die Sklavenhaltung steht auf der Kippe. Die Roboter, optisch vage an japanische Vorbilder erinnernd, sollen sich vom Spiel mit den Weichwesen verabschieden.
Eine neue Aufgabenstellung für Don Lawrence: Bevor es allerdings überhaupt in der Roboterwelt zur Sache geht, ist die Reise dorthin bereits ein außergewöhnliches Abenteuer und ein optischer Hochgenuss. Lawrence, der die herkömmliche Malweise mit Bleistift, Tusche, Farben und Pinsel in einem Comic zur Meisterschaft entwickelte, beginnt das Szenario eher mit gewohnten Bildern in einer Hafenkneipe. Auch als Leser könnte man glauben (würde das Titelbild nicht bereits sehr viel verraten), dass nun eine zwar phantastische, aber immerhin eine im Rahmen des Pandarve-Universums bleibende Geschichte stattfindet. Doch sehr schnell geht es hinein einen Sturm, an dessen Ende ein ungewöhnlicher Treffpunkt wartet.
Das Design heißt Chaos. Vage funktionell sehen die die Maschinen aus, jede bunt und vor Kraft strotzend, aber auch ein wenig irr und wirr in der Imitation eines humanoiden Lebewesens. Der Humor, der in ihrem Aussehen zu finden ist, vergeht schnell bei der Ansicht ihrer früheren Experimente mit den Weichwesen, wie sie die Menschen nennen. Der Komik steht die Brutalität des Gladiatorenkampfes entgegen, der auch einen Conan-Szenario entsprungen sein könnte. Diese handfeste Phantastik gipfelt in einem Vorläufer der Matrix. Dieser Eindruck entsteht jedenfalls rückblickend, wenn Storm in der virtuellen Welt einen Angriff startet und seinem Zeichner ein Höchstmaß an Technik und Disziplin abnötigt.
Großartiger Anhang: Sehr schöne Beispiele aus der vorgestellten Geschichte, in vergrößerter Ansicht, und zahlreiche Zeichnungen zeigen die Entwicklungsarbeit von Don Lawrence. Betrachtet man das eine oder andere Bild werden mit den gezeigten runden Formen, der leichten Abstraktion auch Parallelen zum späteren Moebius geweckt. Fakt ist auf jeden Fall, dass Lawrence seine Fähigkeit zur Konstruktion von Figuren und Umgebungen zum Schluss in Perfektion betrieb. Die hier gezeigten Beispiele sind ein toller Beweis dafür.
Roboter: Auch diese machen im Storm-Universum eine gute Figur. Diese neue Welt im Pandarve-Universum, von Robotern regiert, in japanischem Design, weiß im Verlauf der Handlung mit immer neuen Wendungen zu überraschen. Besonders der Schluss ist gerissen. 🙂
Storm 18, Die Roboter von Danderzei: Bei Amazon bestellen
Montag, 23. Mai 2011
Der Zug ist völlig überfüllt und natürlich nutzen einige Langfinger in diesem Durcheinander die Gelegenheit zur Bereicherung. Allerdings ist Storm auf der Hut. Gut für den Dieb, dass Storm ein wenig Verständnis für Gauner und viel Humor besitzt. Am Ziel angekommen ist es am Bahnsteig nicht weniger voll. Und so kann es auch passieren, dass die drei Freunde Storm, Rothaar und Nomad sich aus den Augen verlieren. Sie können nicht ahnen, dass die Fracht des Zuges auch aus Schwerverbrecherinnen wie Boforce bestand. Als sich der Zug wieder in Bewegung setzt, geradewegs auf eine Mauer zu, hinter der sie die Wendewelt befindet, startet eine Verfolgungsjagd, wie sie Storm (und damit der Leser) so noch nicht erlebt hat.
Aberwitzige Einfälle: Ein riesiger Zug kracht durch eine Mauer, die als Trennwand zwischen der normalen und der Wendewelt dient. Martin Lodewijk beschreibt mit sichtlichem Spaß eine Welt, in der gewisser Weise das Untere nach Oben gekehrt wird. Der Zug transportiert überdies eine skurrile Fracht. Anderen Autoren würde dies vielleicht bereits ausreichen. Lodewijk setzt dem Ganzen noch ein Gaunertrio auf (nein, nicht Storm, Rothaar und Nomad) und fertig ist ein Abenteuer, das seinesgleichen sucht. Nun, gut, ganz so einfach ist es dann doch nicht. Denn Lodewijk webt die einzelnen Bestandteile zu einer spannenden Komödie ineinander und gestaltet eine Storm-Geschichte, die stilistisch einer 70er Jahre Klickibunti-SciFi-Opera ähnelt.
Immer wieder anders: Spätestens mit den Möglichkeiten des Pandarve-Zyklus stiegt er auch der Abwechslungsreichtum, der so auf der guten alten Erde (selbst einer zukünftigen Erde) nicht möglich gewesen wäre. Storm und seine Gefährten geraten in Situationen, die sie sich nicht ausgesucht haben. Hier ist es eine Art Unfall, der sie in die Wendewelt bringt. Für Don Lawrence, Stammkünstler der Reihe und Ausnahmetalent im Comic-Genre, ist eine solche Welt eine willkommene Vorlage. Je abgedrehter ein Szenario ist, umso mehr kann er aus dem Vollen schöpfen.
Phantastischer Grand Canyon: Altbekanntes umzudrehen, damit zu spielen, hat Lawrence in seinen Bildern immer schon großen Spaß bereitet. Jedenfalls stellt sich dieser Eindruck bei der Betrachtung eines großen Teils seiner Arbeiten ein, sei es wie hier in der Serie Storm oder auch bei Trigan. Lawrence stellt einen bombastisch wirkenden Zug auf die Gleise und folgt damit der Tradition der Reihe, der Superlativen, die bereits manche enorm große technische Geräte vor Augen führten. In Länge und Breite des Zuges wäre eine abgeschlossene Handlung möglich gewesen, die Weite der Wendewelt lässt noch Platz für viele Ausschmückungen.
Martin Lodewijk gibt eine zum großen Teil parallel laufende Handlung vor. Einerseits ist Rothaar im Zug gefangen, muss neue Freunde finden und sich gleichzeitig gegen neue Feinde erwehren (die nach dieser Handlung nicht vergessen werden). Andererseits wollen Storm und Nomad Rothaar retten und folgen ihr in die Wendewelt. Ist Rothaars Handlungsanteil eher konventionell zu nennen (wenigstens im Sinne der Reihe), so kann Don Lawrence mit Anspielungen arbeiten (Sarlacc) oder auch selbst Akzente setzen (fliegende Inseln).
Don Lawrence ist hier auf dem Höhepunkt seines Schaffens und seiner Technik. Die Ausführung der Grafiken ist penibel mit echter Farbe und Pinsel ausgeführt. Schwer zu sagen, ob die Maschinen, die Lawrence zeigt, funktionieren könnten, aber sie sehen so aus als ob. Überhaupt erstreckt sich letzterer Eindruck auf alle seine Details, fliegende Wolken nicht ausgenommen. Ist Dindel, ein riesengroßer Säbelzahnkatzenhund, der Sympathieträger dieses Abenteuers, dürfte mit Boforce ein weiblicher Muskelpack ins Leben gerufen worden sein, an dem sich der härteste Mann die Zähne ausbeißt. Hier hat Lawrence mit viel Humor eine Figur geschaffen, die dank Lodewijks Charakterisierung im Gedächtnis bleibt.
Eines der seltsamsten Abenteuer des ehemaligen Astronauten Storm. Martin Lodewijk und Don Lawrence zeigen, was sie können. Bestens erzählt und gemalt. Top. 🙂
Storm 17, Die Wendewelt: Bei Amazon bestellen
Sonntag, 22. Mai 2011
Der Auftragsmörder hat seinen Standort gut gewählt. Sein Vorhaben ist erledigt. Das Flugzeug mit der Zielperson stürzt ab. Abschließend muss nur noch die Leiche geborgen werden. Mit einem zornigen Wal hat der Mann nicht gerechnet. Von diesen Vorkommnissen weiß die kleine Gruppe von Jugendlichen und Kindern nichts, die sich an der Küste aufhalten und versuchen mehr schlecht als recht über die Runden zu kommen. Bei einem ihrer Tauchgänge entdecken sie am Rand einer unterseeischen Klippe das Wrack eines Flugzeugs. Die Leiche der jungen Frau, die sie vorfinden, scheint ein lohnenswerter Fund zu sein, der sich gut verkaufen lässt. An mögliche Schwierigkeiten denken sie nicht einmal.
Mit dem ersten Band der Reihe Golden City mit dem Untertitel Strandpiraten beginnt ein bereits abgeschlossener Zyklus, der perfekt zwischen Science Fiction und Thriller balanciert. Eine gigantische schwimmende Stadt, Golden City kreuzt auf den Weltmeeren, an Bord die finanzielle Elite des Planeten (vielleicht nicht alle, aber wer etwas auf sich hält, hat ein Domizil an Bord). Golden City ist ein Mythos, etwas, bei dem Beobachter, die sich niemals einen Aufenthalt an Bord leisten können, leuchtende Augen bekommen. Und wo Neider sind, ist auch Gefahr. Harrison Banks, nicht nur Präsident eines mächtigen Pharmakonzerns sondern auch Kopf von Golden City, gerät in eine sorgfältig eingefädelte Intrige.
Bild und Text ergänzen sich hier bestens. In dieser Reihe wird sehr viel Wert auf eine stimmige Welt gelegt einerseits, außerdem stützen Szenen, die scheinbar nebenher geschehen, die fortlaufende Handlung andererseits. Daniel Pecqueur hat eine Science Fiction Geschichte verfasst, die aufmerksam gelesen und angeschaut werden will. Dialog trägt die Handlung weiter, gibt Informationen, aber nicht weniger wichtig ist das, was vom Auge erfasst werden soll. So finden sich eine Reihe von Szenen, die keinerlei Text haben, noch benötigen.
Ein kunterbuntes SciFi-Action-Spektakel mit starken Charakteren. Die Reihe könnte in der Nische Euro-Manga einen Platz finden. Für sich allein gefasst, wäre das aber zu kurz gegriffen. Die technische Seite und die Anlage des Szenarios besitzt, obwohl in einer moderneren zeitlichen Schiene angesiedelt, beinahe den Charakter einer Geschichte von Jules Verne. So hat die schwimmende Stadt Golden City das Sagenhafte einer Nautilus, wie auch die Anlage der Grundhandlung durchaus klassisch im besten Sinne ist und seine Helden mit Ruhe aufbaut und zu Sympathieträgern macht.
Nicolas Malfin liefert mit seinen Zeichnungen die Grundlagenarbeit für eine Welt, die einen Niedergang bereits erfahren hat. Die Menschen haben sich an den Küsten niedergelassen. Das Leben konzentriert sich auf das Meer. Boote und Hafenansiedlungen bieten eine Mischung aus Waterworld und Mad Max (dem ersten der Reihe). Die Stimmung ist trotz ihrer kräftigen Buntheit unterschwellig düster, was nicht zuletzt an den Details liegt, die Malfin platziert: Riesige angriffslustige Krokodile und Wale. Kanalisationen als Verstecke. Leichenhandel. Spelunken. Dem gegenüber steht chromglänzende Pracht einer Golden City, Gegensätze, die auch die Handlung herausarbeitet. Die Optik ist insgesamt filmisch und mitreißend.
Auftakt einer sehr spannenden, sehr gut aufgebauten Thrillerhandlung, mit einer exzellent gestalteten Hintergrundwelt. Inzwischen ist dieser Zyklus abgeschlossen. SciFi-Fans, die Endzeitszenarien mögen, sollten einen Blick riskieren. 🙂
Golden City 1, Strandpiraten: Bei Amazon bestellen
Donnerstag, 19. Mai 2011
In der Dämmerung wollten die Männer kampieren. Da fallen Schüsse, nicht weit entfernt. Vielleicht ist sogar Kanonendonner zu hören. Ein Gewitter wäre den Männern lieber. Leider unterliegen sie keiner Täuschung. Sie folgen den Geräuschen und geraten mitten einen Kampf zwischen Soldaten und Navajos. Das weiße Halbblut, das die Mörder seiner Familie jagt, bittet die Navajos um Hilfe. Im Austausch weiß es vom kommenden Abzug der Blauröcke zu berichten, vorausgesetzt, es kann diesen eine wichtige Nachricht überbringen.
Die Jagd geht weiter: Der Kopfgeldjäger mit dem Spitznamen WANTED will und muss Geld verdienen. Einen Mann an seiner Seite zu haben, der gesucht wird, den er aber nicht einfängt, schadet nicht nur seinem Ruf, sondern auch ein Stück weit seinem Selbstwertgefühl, gibt er doch beständig vor, ein besonders harter Knochen zu sein. Simon Roca, der Autor dieses beinharten Westerns, der sich nicht auf die Altherrenepen eines John Wayne zurückzieht, sondern weiter in Richtung Wiegenlied vom Totschlag reitet, legt auch einen Helden vor, der in bester Manier eines Clint Eastwood sich dann doch nicht raushält.
Es ist die Zeit des Bürgerkriegs, in der die weißen Amerikaner nicht nur gegen sich selbst, Norden gegen Süden, kämpfen. Vielmehr nutzen nicht selten Halunken und Halsabschneider die Gelegenheit zur persönlichen Bereicherung. Wer tot ist, redet nicht mehr und braucht auch seine Habseligkeiten nicht mehr. Aber es ist auch die Zeit, in der Rache nicht nur ein Wort war und sich mancher Amerikaner diesem Gefühl verschrieb und jene jagte, die sein Leben zerstört oder geliebte Menschen umgebracht hatten. Simon Roca beschreibt diese Jagd ruhig. Der Jäger besticht durch enorme Geduld, kurz darauf auch durch Kaltblütigkeit.
Diese Kaltblütigkeit mag dem einen oder anderen Leser vielleicht aufstoßen, aber sie hält sich dennoch in Grenzen. Mehr noch als das Gezeigte spielt sich manches im Kopf des Lesers ab. Simon Roca erzählt, wie der Krieg in das Leben der Menschen eingreift, auch in den Rachefeldzug des Mannes, den WANTED nicht verhaften will. Es ist eine irrwitzige Welt, in der sich Navajos gegen Unionssoldaten verteidigen müssen, obwohl die Rebs, Konförderierte, längst an anderer Stelle zuschlagen und für dieses Scharmützel eigentlich überhaupt keine Zeit ist.
Texas ist der Schauplatz des Geschehens, unwirtlich, rau, trocken, heiß und mit unwirklichen Gesteinsformationen bedeckt. Es bildet den kargen Hintergrund der Bilder von Thierry Girod. Auf Schlachten und dörfliche Straßenszenen, überhaupt Szenen mit vielen Akteuren gleichzeitig versteht sich der Zeichner. Nahaufnahmen, wie der Western-Fan es spätestens seit der Dollar-Trilogie kennt, meistert Girod auch sehr gut. Aber in der mittleren Entfernung fehlen Details und der Strich wirkt mitunter unsicher.
Die Kameraeinstellungen, die Blickwinkel auf das Geschehen sind von der Leinwand oder dem Fernsehschirm her bekannt und gewohnt. Andere Blickwinkel, direkt aus dem Geschehen heraus, manchmal aus einer Bodenperspektive, dramatisieren die Handlung. Allerdings hätte man bei manchen Szenen gewünscht, Girod hätte sich mehr Platz dafür nehmen können, einzig, weil die Szenen gut getroffen und packend sind.
Ein gut erzählter Western von Simon Roca, gezeichnet von Thierry Girod, dessen Bilder vielleicht nicht jedem verwöhnten Western-Fan auf Anhieb gefallen, der aber rasant inszenierte Seiten zu gestalten weiß. 🙂
WANTED 2, Der Todescanyon: Bei Amazon bestellen
Mittwoch, 18. Mai 2011
Endlich gibt es den ersten Trailer zu bestaunen: Tim und Struppi – Das Geheimnis der Einhorn. Bislang waren nur vereinzelte Bilder zu sehen, die sehr neugierig machten auf die computergenerierte Umsetzung des Comic-Klassikers Tim und Struppi, oder wie hier im Original: Tintin. Steven Spielberg und Peter Jackson, die wenn man so will großen Kinder des Hollywood-Kinos, die uns E.T., HdR, Jurassic Park und vieles mehr brachten, haben sich einen grundeuropäischen Comic vorgenommen. Erstaunlich genug erstens, nach den Bildern des Trailers zu urteilen, sehr schön umgesetzt zweitens. Inwieweit dieser Film nach ähnlichen per Computer animierten Abenteuern ein Erfolg werden kann, lässt sich nicht vorhersagen. Vielleicht kann er mit auf der Welle von europäischen Comic-Themen schwimmen (die Schlümpfe kommen schließlich auch noch). Die Fantasie der Vorlage ist erkennbar, die Atmosphäre bereits jetzt spürbar. Der Trailer ist bereits spannend, ohne (sehr wichtig) allzu viel über die sonstige Handlung zu verraten.
Einen Link zum Trailer gibt es hier: http://www.imdb.com/video/imdb/vi140942617/ 🙂