Daka, der alter Hacker, der sich weigerte, an der Seite von YIU die Flucht anzutreten, ist dort, wo er sich nun aufhält, sehr viel wertvoller. Er überspielte sein Gedankenkonstrukt in YIUs Gehirn und versucht nun für sie den Überblick zu behalten. Angesichts einer Unmenge von Kämpfen und vieler Feinheiten, die es beobachten gilt, ist es beinahe ein unmögliches Unterfangen. Die Menge der Feinde, die schier aussichtslosen Situationen, die YIU eine nach der anderen zu bewältigen hat, würden einen anderen (oder eine andere) längst das Leben gekostet haben. YIU schont sich nicht, agiert stets am Limit und diesmal könnte es ihr Ende bedeuten. Aber spielt das überhaupt noch eine Rolle?
Das Tier ist tot. Es lebe das Tier. Der Attentäterin YIU ist das Unmögliche geglückt. Sie hat das Tier, den Antichristen, den Vorboten zum Ende allen Seins, zu Fall gebracht. Doch Tehy, Guenet und J.M. Vee haben das Ende der Geschichte noch nicht erreicht. Obwohl es sich bereits um die sechste Folge der siebenteiligen Reihe von YIU, Die Apokalypse handelt, reißt die Achterbahnfahrt nicht ab. Das Tier liegt leblos am Boden, doch seine ektoplasmischen Inkarnationen sind nicht nur gefährlicher, sie sind auch zahlreicher. Während an vorderster Front von offizieller Seite aus ein Versuch gestartet wird, die Antichristen durch ein Team von Attentätern zu stoppen, geschieht im Hintergrund endlich das, für das YIU die ganze Zeit über gekämpft hat: Ihr kleiner Bruder wird endlich operiert.
Tehy und J.M. Vee geben ihrem Zeichner Guenet einige schwierige Aufgaben. Nur wenige Szenen, die Guenet hier zu Papier bringt, sind von Ruhe bestimmt. Das Tier ist gefallen, aber es ist nicht tot. Im ersten Akt beendet YIU ihre Aufgabe. Die Operation des kleinen Bruders bildet ein sehr ruhiges Gegengewicht zu diesem Gewaltszenario und ist optisch beeindruckend umgesetzt. Es wirkt wie eine sorgfältig eingesetzte Pause, die dem Leser ein wenig Erholung gönnt. Denn der zweite Akt heißt Flucht und Kampf. Mit der Vernichtung des Antichristen in seiner fleischlichen Form, hat sie den Zorn der Shiva-Teks auf sich gezogen (robotischen Drohnen). Eine Drohne allein ist ein mächtiger Gegner. YIU nimmt es gleich mit zweien auf.
Die Operation, eine Sequenz, die in ihrer Konzeption ein wenig an Matrix erinnert, besticht nicht nur durch ihre grafische Eleganz, sondern auch durch besonderen Detailreichtum und genau aufeinander abgestimmte Bilder. Allein der Eintritt des Arztes ist bereits ein Augenschmaus (ein Wort, das nicht unbedingt auf die Bilder der Operation anzuwenden ist, es schmälert aber in keiner Weise Guenets tolle Leistung). Peinlich genau wird Ji-A, dem kleinen Bruder, die Haut entfernt, bevor es an die Rekonstruktion der Organe (und mehr) geht. Derweil gebärdet sich Yiu außerhalb der Festung auf dem Tier wie einstmals ein Johnny Rico auf einem Bug (Starship Troopers).
In der zweiten Hälfte ein genial choreografiertes Wettrennen gegen Tod und Zeit: Tehy, Guenet und J.M. Vee leiten das Finale ein. YIUs Flucht vor den Shiva-Teks hätten die Wachowski-Brüder nicht besser gestalten können. 🙂
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