Diese Frauen nehmen sich, was sie brauchen und sie machen, was ihnen beliebt. Lynche schnappt sich den Mann für die Nacht, sie nimmt Leibwächteraufträge an und bewältigt sie besser als so mancher Mann. Raya hat ihren eigenen Kopf. Zuweilen gibt es Zeiten, in denen das Töten zur Last wird. Da scheint es richtig zu sein, sich einer guten Sache zu verpflichten. Aber kann Raya Yquem trauen, dem Mann, der das Wort so großartig zu führen weiß.
Olala! Lynche ist Söldner. Und sie ist eine Frau. In dieser Kombination, gepaart mit gutem Aussehen, ist es zuerst schwierig, in diesem Beruf ernst genommen werden. So ist es kein Wunder, dass sie einem Kerl erst einmal das Mütchen kühlt und ihr Können mit dem Schwert unter Beweis stellt. Christophe Arleston und Melanyn begeben sich erneut in die umfangreiche Welt von Troy, nachdem beide bereits u.a. an Bänden wie Troll von Troy (Arleston) und Tykko der Wüstensohn (Melanyn) beteiligt waren. Man merkt, dass sich die beiden Autoren auf vertrautem Terrain bewegen, obwohl die Szenerie wieder einen anderen Zeitabschnitt in der Historie von Troy beleuchtet.
Warum Olala? Bloß, weil Frauen die Hauptfiguren sind? Keineswegs. Zeichner Dany ist bekannt für seine Arbeit an Oh La La. Sind es dort eher die verführerischen Seiten einer Frau, die es darzustellen gilt, hat Dany hier die Aufgabe, Frauen vom Format einer Red Sonja in Szene zu setzen. Lynche, hier für die Sicherheit eines Schiffes verantwortlich, bekommt bald richtige Arbeit, als Piraten angreifen. Ihr stärkster Gegner: Eine Frau namens Raya, optisch einer Sonja angelehnt und eher rot als brünette. Wie in einigen Abenteuern stehen sich künftige Gefährten zuerst als Feinde gegenüber.
Issan, die Schwarzhaarige, stößt später hinzu und komplettiert das Trio der Kriegerinnen von Troy. Bis zu diesem Zeitpunkt haben Christophe Arleston und Melanyn keinen Zweifel daran aufkommen lassen, dass es der Leser mit einer knallharten und gnadenlosen Welt zu tun hat: Hier fliegen Köpfe, auch die von jungen Müttern. Entsetzen gibt es, allerdings nur selten, denn die halbnackten Kriegerinnen haben noch andere, weitaus schlimmere Dinge gesehen.
Diese schlimmen Dinge sind überaus phantasievoll, teilweise bombastisch anzuschauen und verlangen Dany und Special-Effects-Macher Mourier einiges an akribischer Kleinstarbeit ab. Doch die Arbeit hat sich gelohnt. Zwar ist die Mischung aus humoriger, eher karikaturähnlicher Darstellung mit purem Realismus gewöhnungsbedürftig und dürfte bei puren Fantasy-Fans nicht vollen Anklang finden, aber es betont auch die Andersartigkeit von Troy. Wer nur ein einziges Mal einen Blick in eine der zahlreichen Publikationen geworfen hat, wird diese Andersartigkeit kennen, die einer erzählerischen Tradition von Urgesteinen des Comics wie Valerian und Veronique folgt.
Dany zeichnet und malt kräftig. Die Striche sind mal weich, der Auftrag gestrichelt, dann wieder sehr exakt, aber immer sehr organisch, natürlich, echt und nicht künstlich. Die Farben, wässrig, gouacheartig, mit Pinselstrichen zu Papier gebracht, sind fett, innerhalb eines sonnigen Farbspektrums, irgendwo in der Wüste. Die Farben sind mit leichter Hand aufgetragen, die Ränder sind etwas verwaschen, weshalb die Konturen mitunter nicht so randscharf sind, wie es der Leser vielleicht aus anderen Publikationen her kennt. Insgesamt ist es aber ein sehr intensives, grafisches Erlebnis.
Der erste von zwei Bänden eines stramm erzählten Abenteuers, ohne Länge, zielgenau, sehr versiert. Freund oder Feind, das ist hier die Frage. Neben der Handlung wird die Beziehung der drei Kriegerinnen sehr gut aufgebaut. Schöne Fantasy-Unterhaltung. 🙂
Die Kriegerinnen von Troy 1, Yquem der Großzügige: Bei Amazon bestellen