In einer völlig übervölkerten und hoch technisierten Zukunft arbeitet Leo Roa einigermaßen erfolgreich als Journalist. Man nimmt nicht allzu viel Notiz von ihm. Eigentlich weiß Leo als einer der wenigen irgendwie, dass er überhaupt existiert. Doch wie es der Zufall will, gerät Leo mitten hinein in eine Jagd auf einen der gefährlichsten Piraten aller Zeiten. Zusammen mit seinem Freund Meke, der gerne ein überragender Gitarrist werden möchte und doch nie mit seinen Klangwerken zufrieden ist, schwankt sein Status in der Folge zwischen Jäger und Gejagtem. Seltsamerweise, bei aller Tolpatschigkeit, die Leo Roa an den Tag legt, wollen ihn die Frauen. Im Gegensatz legen die Männer es darauf an, ihn möglichst schnell um die Ecke zu bringen.
In bester Manier erzählt und gezeichnet, präsentiert Altmeister Juan Gimenez eine Science Fiction Komödie. Wer erinnert sich nicht an französische Klassiker mit einem Pierre Richard? Ein unbedarfter junger Mann wird zur Zielscheibe von geheimnisvollen Mächten. Er weiß nicht warum, die Frauen wollen ihn, die Kugeln (bzw. Laserstrahlen) fliegen und ein merkwürdiges Schosstier ist derart eifersüchtig, dass es ihn immer wieder attackiert. Das Konzept ist nicht neu, aber es funktioniert immer wieder. Hinzu kommt, das Juan Gimenez durch das Zukunftsszenario noch weitaus mehr Möglichkeiten besitzt, um geradezu groteske Situationen herbeizuführen: Und genau das macht er mit großem Genuss.
Futuristischer Spaß und Gegenwartsirrsinn: Gimenez hat in seinen verschiedenen Publikationen, ob nun nach den Vorgaben eines Alejandro Jodorowsky (Meta-Barone) oder auf der Grundlage seiner eigenen Fantasie, bewiesen, dass er ein Spaßvogel ist. Entweder aus der Erzählung heraus oder optisch. Selbst im Drama findet sich ein Anhaltspunkt für ein Quäntchen Humor. Leo Roa ist nur auf Humor ausgerichtet, etwas anarchistisch, immer auf der Seite seiner beiden Hauptcharaktere stehend, Leo und Meke, und immer ein wenig wie eine Achterbahnfahrt. Die nächste Wendung kommt schnell, lässt sich nicht erahnen, man weiß auch nicht wohin.
Grafisch immer noch aufwendig und doch etwas zurückgenommen. Vergleicht man diesen Band mit seinen Arbeiten Die vierte Macht oder Ich, der Drache so sind seine Grafiken noch immer vorbildhaft, aber auch comic-artiger. Hintergründe, Technik und Ausstattung werden immer noch mit einem hohen Maß an Realismus abgebildet, doch die Aquarelltechnik nimmt sich bei den Figuren zurück. Diese sind weniger echt als sonst, überzogener.
Im zweiten Abenteuer des vorliegenden Bandes, der zwei Folgen vereint, geht Gimenez von dieser Reduzierung wieder weg. Die Menschen (und nicht nur die) sind deutlich ausgefeilter dargestellt, während wahnwitzige Einfälle für phantastische Eindrücke sorgen (wer hätte einen Luftkampf aus dem Krieg im Pazifik hier erwartet oder ein altes Segelschiff, von einem Dinosaurier ganz zu schweigen). Es mag jeder im direkten Vergleich entscheiden, welchen grafischen Stil er besser findet. Top sind beide.
Spaß im Weltraum und am laufenden Band: Leo Roa zeigt, wie eine Komödie im Weltall funktioniert. Filmisch inszeniert, mit viel Witz und wunderbaren Bildern. Spitze. Für Gimenez-Fans ein Muss. 🙂
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