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Comic Blog


Samstag, 22. Januar 2011

Metronom 1 – Null Toleranz

Filed under: SciFi — Michael um 18:08

METRONOM 1 - Null ToleranzMit der Welt ist es nicht zum Besten bestellt. Aus diesem Grund entscheiden sich viele der ärmeren Menschen, den Weg des Selbstmords zu gehen. Die Rate dieser Unglücklichen ist bereits derart hoch, dass die Regierung beschließt, diese Form der passiven Protests zu verbieten. Lynn, ein Mensch mit eigenen Gedanken und in dieser Gesellschaftsform ein unbequemes Mitglied, hat noch andere Probleme. Ihr Mann ist verschwunden. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass sie bald zu den Armen gehören könnte, denn mit dem Verschwinden ihres Mannes wurden auch seine Gehaltszahlungen eingestellt. Sie versucht nachzuforschen, doch für jemanden ohne die nötigen Kontakte, sind Informationen so gut wie gar nicht zu bekommen.

An anderer Stelle gibt es noch mehr Menschen, die sich in dieser Gesellschaft mit ihren immer enger werdenden Maschen, nur schwer zurecht finden können. Linman, ein Journalist, beklagt, dass die Demokratie dieses Staates nur noch auf dem Papier besteht. Freie Meinungsäußerung ist seit Jahrzehnten Vergangenheit. Er bewahrt sich eine gewisse Freiheit durch den Verkauf von Erbstücken, doch ewig kann er auf diese Weise nicht verfahren. Ein Zufall will es, dass er Lynn begegnet. Die Suche nach ihrem Mann bringt eine Wende in sein Leben, die auch der Gesellschaft eine andere Richtung weisen könnte.

Paranoia und Verzweiflung durchdringen das Staatenkonstrukt, das hier von Eric Corbeyran entworfen worden ist. Es ist nicht die erste Erzählung in dieser Form, wie auch SciFi-Comic-Legende Enki Bilal in seinem Vorwort feststellt, aber es eröffnet neue Facetten und neue Perspektiven. Und es gibt ein Geheimnis, das dieses Konstrukt zu Fall bringen könnte.

Die Systeme sind von Menschen gemacht, Mr. Linman, also ist es auch an ihnen, sie zu beseitigen.

Ein Aufstand scheint in der derzeitigen geschilderten Situation nur eine Frage der Zeit. Bisher entziehen sich die Menschen dem Staat durch Selbstmord. Die unglaubliche Zahl von 150.000 Menschen hat innerhalb eines Jahres den Freitod gewählt. Der Staat fürchtet den Widerstand. Stellen Linman und Lynn lediglich Fragen, bietet jemand dem Präsidenten die Stirn, indem er ein als Märchen getarntes Spottbuch an dessen Adresse schickt. Eine vergleichsweise harmlose Meinungsäußerung wird zu einem Fall für die Polizei. Eric Corbeyran entwirft eine sehr dichte Handlung mit Charakteren, die binnen kurzem nachvollziehbar sind. Die Atmosphäre des Staates wirkt beklemmend.

Die Äußerlichkeiten allein schenken keine Hoffnung. Grun, der Zeichner, schickt den Leser optisch in eine Welt jenseits von 1984. Düsterer, mit seinen Farben, vornehmlich braun, grünlich, auch bläulich, gibt es hier nichts, was strahlt, das freundlich wirkt. Diese Welt rostet vor den Augen. Die Technik der hier vorgestellten Zukunft wirkt postapokalyptisch, so, als habe man es besser machen wollen, doch leider fehlten die nötigen Kenntnisse auch Rohstoffe dafür. Es qualmt, es türmt sich der Müll, was einmal ein Zoo war, ist heute geschlossen, aber gleichzeitig mit seinen wild wuchernden Pflanzen der letzte Hort der Natur.

Grun liefert möglichst realistische Bilder ab, mit kühl wirkenden Figuren, die in ihrer Formgebung ein wenig an die Technik von Leo erinnern. Sie sind sehr genau konstruiert und sehen deshalb manchmal etwas puppenhaft, vielleicht auch distanziert aus.

Ein unruhiges Thema, auch beunruhigend, ein Ausblick auf Enge, Schmutz, Traurigkeit in einem totalitären Staat, in dem es keine wirklichen Perspektiven mehr gibt. Schön in Szene gesetzt, atmosphärisch stimmig, technisch prima. 🙂

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