Kevin Flynn ist verschwunden. Vor vielen Jahren schien es, als könne das Computer-Genie endlich die Früchte seiner Arbeit ernten. Er ging zur Arbeit. Am nächsten Morgen war er fort. Sein Sohn Sam wächst alleine auf, ein kleiner Rebell, Aktionär der Firma und durchaus vom Geist des Vaters beseelt. Eines Tages taucht ein alter Freund seines Vaters auf. Obwohl seit dreißig Jahren verschollen, hat der Vater eine Nachricht aus seiner alten Spielhalle geschickt. Sam macht sich auf den Weg dorthin. Zuerst gibt es nichts Bemerkenswertes zu sehen, doch dann, in einem kleinen abgeschirmten Raum, entdeckt er einen alten Computer-Arbeitsplatz und plötzlich ist alles anders.
Die erste TRON-Verfilmung war eine kleine Revolution. Die Handlung war ungewöhnlich und folgte nicht dem so genannten Mainstream. Die Technik war aufwendig, das Design von kühler Eleganz. Die Computergrafik war vergleichweise dürftig, die Nachbearbeitung zeitintensiv. Die Schauspieler wurden in der digitalen Welt in Einheitskostüme gesteckt. Fremder hatte eine Filmwelt selten gewirkt. Aber die Zuschauer von 1982 mochten TRON und auch spätere Kinogänger, Fernsehzuschauer und Videogucker vergaßen den Film nicht, denn etwas Vergleichbares folgte nicht. Umso heiß ersehnter ist der Nachfolger, der nun beinahe 30 Jahre später das Kino und den Comic erreicht.
Ein relativ großes Team hat sich der Comic-Umsetzung angenommen. Paolo Mottura orientiert sich am Kinofilm, auch an den Charakteren bzw. ihren Schauspielern, aber unternimmt gar nicht erst den Versuch, die Gesichter möglichst echt zu adaptieren. Die Figuren sind kantig, eigenständig, zum Teil auch stark vereinfacht. Dieser Gestaltung steht das sehr auf abgerundete Elemente gerichtete Design der Technik entgegen. Die Motorräder, die bereits im Ursprungsfilm vorkamen, sind ein gutes Beispiel dafür. Die Ecken und Kanten, die das Design außerdem enthält, wirken eher stachelig, in den Raum wachsend und auch im Gesamtkonzept mitunter störend, weil es das Gleichgewicht zu stören scheint.
TRON ist kalt. Wo die Formen vereinfacht sind, hat die Farbgebung mehr zu tun, verfährt aber mit einer engen Farbpalette. Kalte Farben dominieren. Das Neonblau des Schriftzugs ist vorherrschend. Andere Farbtöne wie Rot, Gelb oder Orange bilden einen seltenen Kontrast. Schwarz ist die Grundtendenz dieser düsteren Welt, sehr stylisch, stärker uniformierend, als es vom ersten Film her bekannt ist.
Die Comic-Handlung verkürzt selbstverständlich die Filmhandlung. Die Geschwindigkeit der Erzählung nimmt so zu, aber es fallen auch Szenen oder Einstellungen unter den Tisch, die zur besseren Erläuterung der Emotionen einiges Charaktere beitragen oder die einzigartige Welt und ihre Umgebung besser beschreiben. Für den schnellen Genuss und für ein jüngeres Lesepublikum ist die verkürzte Handlung aber gut geeignet. Die zweite Hälfte ist derart actionlastig, dass hier alles Schlag auf Schlag geht. Der Spielraster weitet sich auf die gesamte Welt aus, das Spiel wird todernst. Zu Fuß, in der Luft, mit Jägern oder großen Schiffen, nur der Horizont kann hier die Phantasie begrenzen. Die Bilder greifen die Rasanz der Filmhandlung entsprechend auf.
Lesefutter für den Fan oder solche, die es noch werden wollen. TRON Legacy erzählt den Film stramm nach. Dynamische Figuren vor exakter Kulisse. 🙂
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