Das Feuer kam vom Himmel. Niemand hatte es vorher geehen. Die Bauern auf dem Feld wurden völlig überrascht. Die Jäger konnten sich nur in Sicherheit bringen. Jetzt, lange Zeit danach, versinkt das Land in Feuer und Asche. Doch die Menschen wollen nicht aufgeben. Es wird nach Auswegen gesucht, auch nach Hilfen, Truppenverstärkungen von außerhalb, aber es wird Zeit vergehen, bis diese Hilfe eintrifft. Zeit, von der fraglich ist, ob sie noch zur Verfügung steht. Vielleicht geht schon sehr bald alles zugrunde.
Ein Land, beherrscht von Drachen, am Rande des Untergangs. Inzwischen nimmt sich Christophe Bec mehr Zeit, um eine Geschichte aufzubauen. Man ahnt natürlich, wohin die Reise geht, doch irgendwie entwickelt es sich zögerlich und legt auf eine Abbildung und Beschreibung der vorliegenden phantastischen Welt mehr Wert als auf ein straffes Voranschreiten der Handlung. Christophe Bec wäre nicht Christophe Bec, würde er nicht kräftig zitieren. Dies schlägt sich auch in den Bildern von Iko nieder, der entsprechende Genre-Vertreter gut zu kennen scheint.
Ein Land, abgeschnitten von der Welt, vom Feuer geknechtet. Die Ausgangssituation erinnert stark an Feuer und Eis, einem Zeichentrick-Fantasy-Klassiker von Ralph Bakshi. Nur ist Feuer nicht die Heimstatt, sondern die Bedrohung. Eine weiße Festung, optisch angelehnt an Minas Tirith aus der HdR-Verfilmung von Peter Jackson, thront an einem gigantischen Hang, geradezu umzingelt von Vulkanen und Lavaströmen.
In der Einleitung wird gezeigt, wie das feurige Übel in die Welt kam. In der Folge erfährt der Leser, was sich hinter diesem Übel verbirgt. Bereits früh wird von den Kreaturen gesprochen, die sich nach einem gigantischen Kampf gegen einen Auserwählten verschwanden. Man glaubte sie besiegt zu haben oder wenigstens für immer vertrieben. Wie so häufig bei derlei Legenden war das ein Trugschluss.
Die Geschichte spielt auf zwei Ebenen, auf jener des Landes und seiner Ereignisse und auf jener der Entwicklung eines ganz besonderen Jungen, dessen Fähigkeiten ihn dazu prädestinieren, der Erlöser dieses geknechteten und dem Untergang geweihten Landes zu werden. Christophe Bec nimmt sich einige Anleihen bei anderen Geschichten, insbesondere Kinofilmen heraus, die sehr, sehr leicht wieder erkennbar sind. (Wie Alien hier hinein passt, muss jeder selber sehen. Aber es funktioniert und macht neugierig.)
Auf Seiten der Ereignisse auf Landesebene findet sich ein Zitat auf King Arthur. Ein Wettstreit erscheint wie eine Hommage auf Robin Hood. Auffälliger sind allerdings die optischen Hinweise, die unzweifelhaft vorhanden sind. Bekannte Gesichter wie jenes von Ralf Möller oder Vincent Cassel sind sehr leicht zu erkennen. Monster, die ganz offensichtlich dem Godzilla von Roland Emmerich nachempfunden sind, oder eine Statue, deren Optik Hellboy 2 entlehnt scheint, zeigen Kenntnis und Spaß an der Materie, aber auch, und das ist noch viel wichtiger, ein ungeheuer zielsicheres Können.
Denn was Iko hier grafisch abliefert, ist einsame Spitze. Das ist hoher ausgefeilter Realismus, sicherlich auch mit einer starken Theatralik. Wut, Unglaube, Freude, Verzweiflung und viele Gemütsverfassungen mehr lassen sich ganz toll hier ablesen, ein Umstand, der gar nicht so selbstverständlich ist. Dieser Ausdruck ist auch ein Punkt, warum diese Geschichte trotz aller Anleihen funktioniert. Aus diesen Gesichtern entstehen Charaktere, die ihrerseits etwas Eigenes kreieren.
Ein toll gezeichnetes wie auch koloriertes Fantasy-Vergnügen. Die Handlung von Christophe Bec verwendet wieder viel Anleihen, die zu suchen und zu finden, dem Genre-Fan nicht schwer fallen, aber immerhin an mancher Stelle überraschen sollte. 🙂
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