Sonntag, 30. Januar 2011
Pünktlich zum Start des neuen Western-Abenteuers mit Jeff Bridges in einer Hauptrolle (gerade auch mit TRON Legacy auf der Leinwand vertreten) gibt es eine kleine Comic-Vorschau, die neben dem Trailer einen Einblick in das Szenario gibt.
Unter http://www.truegritmovie.com/intl/de/novel/ kann der 24seitige Comic (Schwarzweißversion) herunter geladen werden.
True Grit, der neue Film der Coen-Brüder (No Country For Old Men), erzählt von einer Jagd auf einen Mörder. Ein 14jähriges Mädchen heuert zwei erfahrene Männer an, einen sehr alten Marshall (Jeff Bridges) und einen jüngeren Texas Ranger (Matt Damon). Josh Brolin wurde einmal mehr mit einer zwielichtigen Rolle bedacht. Die Rolle des Mädchens in der Roman-Verfilmung übernahm Hailee Steinfeld.
Link zum Trailer: True Grit – Heimtückisches Verbrechen
Samstag, 29. Januar 2011
Talinn, Evrane und Lorky sind weiterhin auf der Flucht. In ihrer erwachsenen Verkleidung müssen sie nicht befürchten, entdeckt zu werden. Leider gibt es genügend andere Gauner, die Reisenden nur zu gern an den Besitz wollen. Im besten Fall. Darüber hinaus gilt es auch zu entdecken, zu was ein erwachsener Körper imstande ist. Lorky, der sich mittels des Zauberspruchs und des Medaillons zum ältesten Erwachsenen der Gruppe gemacht ist geradezu verzückt. Er kann sein Gesicht und die Muskeln stundenlang im Spiegel bestaunen. Darüber vergisst er allerdings das Wachehalten.
Das ist allerdings nicht der Grund, weshalb die drei Kinder wieder im Schlamassel landen. Zu Lorkys Glück jedenfalls. Die Reise geht zwar weiter, ihre Chancen steigen jedoch nicht, denn es tauchen immer neue Verfolger auf. Mehr noch: Das Medaillon kommt ihnen abhanden. Anstatt zu fliehen, werden sie selbst zu Jägern. Ob sie allerdings in ihrer Unerfahrenheit gegen gestandene Halsabschneider bestehen können, ist absolut ungewiss.
Jean-Charles Gaudin ist ein passionierter Erzähler von Abenteuern. Nach der Lektüre des zweiten Bandes von ANGOR besteht daran keinerlei Zweifel. In einem Abenteuer kann alles passieren. Das Schöne an der Fortsetzung der Geschehnisse um Talinn, Evrane und Lorky ist tatsächlich, dass Gaudin sich keine erzählerischen Schranken aufzuerlegen scheint. Es passiert, wenn es passiert. Es gibt den Zufall, der in einer gefährlichen Welt wie dieser ganz besonders häufig zuschlagen kann. Freunde sind selten, Feinde gibt es zuhauf.
Einer der Freunde ist ein Bauer, der mit seinen Waren oft unterwegs ist und die drei Reisenden aufliest. Inmitten all der Gauner, die hinter den Kinder her sind, ist diese Figur (nebst seiner Frau) ein richtungsweisender Charakter, der auffängt und umsorgt. Als Gegengewicht findet der Leser einen Kämpfer. Er leiht seinen Namen auch für den Untertitel der Handlung: Mansiouran. Mit ihm gestaltet Gaudin eine Jagd durch eine Lagunenstadt (einem Venedig nicht unähnlich), die stark an ähnliche Wasserverfolgungsjagden erinnert, wie sie in Moonraker oder auch Die Welt ist nicht genug zu sehen waren. Wie Dimitri Armand ein derartiges Szenario (und nicht nur an diesem Punkt der Geschichte) in das Fantasy-Genre überträgt ist absolut sehenswert.
Auch Armand kennt seine Vorlagen oder auch Vorgänger, wie sich am Bild eines Obi-Wan (Sir Alec Guinness) in der Lagunenstadt unschwer erkennen lässt. Armand zeichnet in einer Mischung aus Realismus und Animationsstil. Vergleichbar ist seine Arbeit mit Virginie Augustin (Alim, der Gerber), die allerdings mehr in Richtung Anime neigt, während Armands Arbeiten deutlich zur Disney-Tradition neigen. Hier ließe er sich auch gut mit David Etien (Die Vier von der Baker Street) vergleichen. Dadurch wirken die guten Figuren sehr sympathisch, die Bösen hingegen besonders fies.
Armands Strichführung ist weitaus akkurater als jene einer Augustin. Da sitzt jeder Tuschstrich, nichts macht sich selbständig, man könnte ohne zu übertreiben von einer genauen Komposition der Bilder sprechen. Das sorgt für die nötige Ruhe, die das Auge auch braucht, um die Handlung aufzunehmen, die geballt und in Teilen auch sehr rasant voran schreitet. Hier bekommt der Leser in Sachen Vielfalt der Geschöpfe allerhand geboten. Eine Auseinandersetzung auf hoher See bietet ein mörderisch gutes Szenario, wie man es in der Fantasy nicht so oft sehen kann.
Ein toller zweiter Teil mit sehr sympathischen Figuren, schön erzählten Verwicklungen und einfallsreichen Handlungsorten sowie fein inszenierter Action. Dimitri Armand gehört zu den Zeichnern, von denen man hoffentlich noch mehr sehen wird. 🙂
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Mittwoch, 26. Januar 2011
Sind Sie tot, Madame? Die Antwort auf diese Frage erhält Detektiv Deschamps, kurz Dede, natürlich nicht mehr von der vor ihm im Sesselsitzenden alten Frau. Denn die ist tatsächlich verstorben. Wann und wie entzieht sich seiner Kenntnis. Dede ist noch voller Verwunderung, als eine mysteriöse Anruferin ihn zu einer weiteren Adresse schickt. Wieder erwartet ihn eine Tote, in entspannter Haltung, von Verwesung keine Spur. Es ist nicht so, als würde Dede seinen Beruf nicht mögen, schließlich lebt er davon. Aber in die Irre geführt, vielleicht auch zum Narren gehalten zu werden, übersteigt seine Geduld. Doch seine Auftraggeberin gibt nicht auf. Und so ist er am nächsten Tag wieder bei der Arbeit und folgt auf der merkwürdigen Spur.
Ein neuer Ermittler betritt die Szene: Dede. In Paris, Dede beweist es einmal mehr, weiß man das Leben zu lieben und Gemütlichkeit, eine Partie Schach, ein Glas Wein gehören einfach dazu. Aus dieser Gemütlichkeit wird Dede gleich zu Beginn herausgerissen. Seine Zielorte besitzen gleichfalls eine gewisse Gemütlichkeit, nur die Belebtheit fehlt ihnen.
Frank Erik Weißmüller, kurz Erik, versetzt den klassischen Detektiven mit Trenchcoat in die Neuzeit. Dede ist ein wenig schnodderig, natürlich kennt er die Menschen, so wie Detektive nun einmal die Menschen kennen. Überrascht ist er aber doch hin und wieder. Dieser Fall gehört dazu. Hier geht es nicht um das große Geheimnis, hier geht es um Menschen, die sehr egoistisch handeln und dafür über Leichen gehen. Ein ebenso klassischer Mordfall eben.
Erik erzählt den Krimi mit Gespür für Humor. Die Blicke in die Gesichter der Toten, die den Detektiven immer anzugrinsen scheinen, der kleine Junge, der Dede aufhält, ein gruseliger Traum lockern auf und bilden schöne Zwischenschritte hin zu einem ausgedehnten Finale, wie es sich für einen Krimi gehört. Grafisch entwirft Erik seine Bilder und Seiten klassisch per Bleistift (wie sich auch wunderbar anhand der Skizzen seines Webcomics DEAE EX MACHINA sehen lässt). Über die Tuschearbeit erfolgt allerdings eine leichte Abstrahierung. Der Tuscheauftrag wirkt verspielt, wellig. Was sich in der Skizze sehr geschlossen ausgenommen haben mag, sieht in der getuschten Fassung zusammengesetzt, konstruiert, auch sehr kühl aus. Daraus entsteht eine Atmosphäre, wie sie aus alten in schwarzweiß gefilmten französischen Krimis her bekannt ist und hier etwas parodiert wird.
Die Kolorierung ist sehr zurückhaltend ausgeführt und nimmt eine enge Farbpalette in Anspruch. So kühl die Konstruktion der Zeichnungen durch die Tusche wirkt, so sehr unterstützen die Farben diesen Eindruck. Ocker, kaltes Grau und Braun, ein sehr helles Gelb, blasses Blau und Rot geben der Szenerie ein nächtliches Ambiente, selbst in den Tagesszenen. Eine Schattierungstönung oder auch ein Lichtauftrag jeweils genügen zur räumlichen Gestaltung.
Ein vergnüglicher Auftakt mit einem knurrigen jungen Detektiven aus Paris. Das Flair von Klassikern des Genres verbunden mit francobelgischem Humor und technisch versierten Zeichnungen. Das passt! 🙂
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Link: Eriks DEAE EX MACHINA (Webcomic)
Ist es eine Frau oder ein Mann, der auf dem Friedhof gesehen wurde? Ist es ein Geist gewesen? Diese Fragen führen zurück in eine vergangene Zeit, als ein finsterer und blutdürstiger Herrscher nicht nur seine Feinde schlug, sondern auch sein eigenes Volk nach Belieben und mit furchtbarer Willkür strafte. Sein Name war Vlad Tepes. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhundertsfürchten sich die Menschen vor dem Monster, das von der Burg Targoviste in Transsylvanien herab regiert. Gepfählte Menschen säumen die verschneite Straße zur Burg und gemahnen jeden, der diesen Weg wählt, dass es die letzten Schritte sein könnten, die er in diesem Leben macht. Die beiden Mönche sind voller Gottesfurcht und zuversichtlich. Aber Tepes schert sich nicht um den Schutz Gottes. Oder um seine Gebote.
Pascal Croci verwebt zwei Ebenen der DRACULA-Legende miteinander. Der echte Dracula, Fürst Vlad Tepes, den der Autor Bram Stoker später nutzte, um seine Gruselversion des Fürsten der Vampire zu schreiben, prägt den ersten Teil der Handlung. Croci, der die Geschichte zusammen mit Francoise-Sylvie Pauly schrieb, nutzt die Unheimlichkeit der echten Figur, vergisst aber bereits zu diesem Zeitpunkt nicht, den Vampirismus einzufügen und so eine Brücke zur späteren Kreatur der Nacht zu schlagen.
Aufgespalten in zwei Teile, könnten die beiden Hälften der Handlung unterschiedlicher kaum sein. Die historische Figur und ihr Zeichenstil erinnert an chinesische Schattenfiguren, feingliedrig, zerbrechlich wirkend, spinnenartig, gerade so, wie es der Leser vielleicht aus den Anfangssequenzen von Bram Stoker’s Dracula von Francis Ford Coppola her kennt. Aber Croci verliert sich nicht allzu sehr in filmischen Vorbildern, obwohl sich Anklänge hier wiederfinden. Eine Szene aus Tanz der Vampire wird in Haltung und Flair original umgesetzt. Der echte Dracula ist nicht romantisch, eigentlich ist er monströser und fürchterlicher als der spätere Vampir.
Vlad Tepes ist ein Pfähler. So wie die Römer ihre Feinde entlang der Straßen kreuzigten, so pfählt Tepes seine Verurteilten, aufgespießt, senkrecht durch den Körper und Croci scheut sich nicht, diese Brutalität in aller Konsequenz zu zeigen. Demgegenüber stehen ungeheuer schöne malerische Bilder, entstanden mit einer sehr feinen lasierenden Technik. Die Atmosphäre ist durchweg düster. Croci zeigt ein kaltes, winterliches Land, derb, tot darniederliegend. Die spinnenartigen Kreaturen, Tepes und seine beiden teuflischen Schwestern, seine Frau in ein blutiges Rot gekleidet, tanzen wie auf einer Bühne, in einer Art Ballett.
Im Laufe der Handlung, insbesondere nach dem Umschwung in den Teil, der auf Bram Stoker zurückgeht, wird der Leser zur Abstraktion gezwungen. Er muss durch die Augen der Erzähler blicken (wie in der Roman-Vorlage), einen Dracula bekommt er dann gar nicht mehr zu Gesicht. Denn dieser Dracula ist schließlich nicht mehr fassbar. Er lebt durch das Grauen, das andere durch ihn oder wegen ihm erleben. Landschaftsansichten in England, in Rumänien werden von Text untermalt. Hier setzt Croci eine Grundkenntnis des Themas bzw. der Handlung voraus.
Sehr feinfühlig erzählt, ein wenig fragmentarisch aufgebaut, auch traumhaft, dafür aber, um bei diesem Begriff zu bleiben, auch traumhaft gestaltet. Eine schöne, sicherlich ungewöhnliche wie auch sehr eigene Interpretation des Themas. 🙂
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Montag, 24. Januar 2011
Rosentall im Jahre 1280. Nichts in diesem idyllisch gelegenen Königreich deutet darauf hin, dass sehr bald schon der Krieg in dieses Land Einzug halten wird. Vorläufig schürt ein Besucher, Rob, ein Papyrenmeister und Prinz von Norfolken das Interesse der Prinzessin Silvia. Während drinnen in der Festung der Hofstaat feiert, die Gaukler mit ihren Darbietungen aufspielen, braut sich draußen in den vorgeschobenen Stellungen etwas zusammen. Nach und nach werden sämtliche Vorposten ausgeschaltet und ohne Vorwarnung marschiert ein fremdes Heer auf. Weitaus mehr Aufmerksamkeit erregt der nahe gelegene Vulkan, dessen Rumpeln Unruhe auslöst. Stunden später ist der Vulkan die geringste Sorge der Einwohner von Rosentall.
Altmeister Juan Gimenez ist zurück. Nach phantastischen Szenarien im Bereich Science Fiction und Space Opera ist er nun im Mittelalter angelangt. Detailverliebtheit, technisch perfekter Farbauftrag, realistisch wirkende Umgebung und bombastische Szenen, die der Leser nur aus Hollywood-Filmen her kennt, zeichnen diesen Handlungsauftakt aus, für den Juan Gimenez auch die Geschichte schrieb. Zwei Bedrohungen existieren am Rande: ein Vulkan und ein Drache. Weitaus gefährlicher jedoch ist eine rachsüchtige Frau, die an der Spitze eines großen Heeres und mit einer beeindruckenden mittelalterlichen Kriegsmaschinerie aufmarschiert.
Gimenez stellt dem Leser zuallererst den Hof von Rosentall und seine kleinen Geheimnisse vor. Der König wird respektiert, die Tochter ebenso, der Sohn, der eigentliche Thronfolger, ist ein Taugenichts, Frauenschänder und Säufer. An den Vulkan hat sich das Volk gewöhnt, Vorsichtsmaßnahmen sind getroffen, auch der Drache wird wegen seines seltenen Erscheinens nicht als schreckliche Bedrohung empfunden. Gimenez entwirft eine großartige Kreatur namens Madragon. Sicherlich kann er organische Strukturen über die Maßen gut konstruieren, aber dieser Drache wirkt, auch dank seiner feinen Oberfläche, sehr realistisch und im Vergleich zu anderen auch eigens erschaffen (ohne sich an anderer Stelle Anleihen genommen zu haben).
Verwandlungen werden von Gimenez gerne thematisiert. Auch hier macht er sich nicht davon frei und so werden aus einem Drachen bald zwei. In der Übergangsphase von Mensch zu Drache (der Titel ist ein Indiz in diese Richtung) quillt, stößt es heraus, entfaltet sich, überlagert menschliche Haut. Gimenez spielt auch gerne mit dem Ekelfaktor, das hat er bereits in anderen Szenarien bewiesen. Hier passt es sehr gut, denn die Verwandlung ist eine Art Verpuppung und das Endergebnis zweifellos sehr schön.
Nicht nur in der Verwandlung liegt Dramatik. In Haupthandlungsfäden wie auch Nebenschauplätzen webt Gimenez die Fäden sehr bedächtig mit allen nötigen Informationen, so dass der große Kampf zwar spannend, aber das Drama hinter den Kulissen nicht weniger aufregend ist. Durch Gimenez Bilder kommt der Leser sehr nahe an die Charaktere heran. Besonders in Momenten der Verzweiflung und der Trauer wird es schaurig, dient aber als Beweis für seine Zeichenkunst, die sich hier noch einmal vervollkommnet. Es gibt einige Ansichten, die sind großartig und man hätte sich gewünscht, Gimenez hätte sie noch größer ausgeführt. Nahaufnahmen der Gesichter bieten schöne Beispiele für den milden Farbauftrag, der den Realismus der Bilder so hervorhebt.
Ein ungeheuer dichtes Epos aus dem Mittelalter, mit einigen phantastischen Elementen, die sich aber nicht in den Vordergrund drängen. Juan Gimenez erschafft eine Sage, mit viel Drama, Drama, Drama und filmischen Bildern. Toll. 🙂
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Samstag, 22. Januar 2011
Mit der Welt ist es nicht zum Besten bestellt. Aus diesem Grund entscheiden sich viele der ärmeren Menschen, den Weg des Selbstmords zu gehen. Die Rate dieser Unglücklichen ist bereits derart hoch, dass die Regierung beschließt, diese Form der passiven Protests zu verbieten. Lynn, ein Mensch mit eigenen Gedanken und in dieser Gesellschaftsform ein unbequemes Mitglied, hat noch andere Probleme. Ihr Mann ist verschwunden. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass sie bald zu den Armen gehören könnte, denn mit dem Verschwinden ihres Mannes wurden auch seine Gehaltszahlungen eingestellt. Sie versucht nachzuforschen, doch für jemanden ohne die nötigen Kontakte, sind Informationen so gut wie gar nicht zu bekommen.
An anderer Stelle gibt es noch mehr Menschen, die sich in dieser Gesellschaft mit ihren immer enger werdenden Maschen, nur schwer zurecht finden können. Linman, ein Journalist, beklagt, dass die Demokratie dieses Staates nur noch auf dem Papier besteht. Freie Meinungsäußerung ist seit Jahrzehnten Vergangenheit. Er bewahrt sich eine gewisse Freiheit durch den Verkauf von Erbstücken, doch ewig kann er auf diese Weise nicht verfahren. Ein Zufall will es, dass er Lynn begegnet. Die Suche nach ihrem Mann bringt eine Wende in sein Leben, die auch der Gesellschaft eine andere Richtung weisen könnte.
Paranoia und Verzweiflung durchdringen das Staatenkonstrukt, das hier von Eric Corbeyran entworfen worden ist. Es ist nicht die erste Erzählung in dieser Form, wie auch SciFi-Comic-Legende Enki Bilal in seinem Vorwort feststellt, aber es eröffnet neue Facetten und neue Perspektiven. Und es gibt ein Geheimnis, das dieses Konstrukt zu Fall bringen könnte.
Die Systeme sind von Menschen gemacht, Mr. Linman, also ist es auch an ihnen, sie zu beseitigen.
Ein Aufstand scheint in der derzeitigen geschilderten Situation nur eine Frage der Zeit. Bisher entziehen sich die Menschen dem Staat durch Selbstmord. Die unglaubliche Zahl von 150.000 Menschen hat innerhalb eines Jahres den Freitod gewählt. Der Staat fürchtet den Widerstand. Stellen Linman und Lynn lediglich Fragen, bietet jemand dem Präsidenten die Stirn, indem er ein als Märchen getarntes Spottbuch an dessen Adresse schickt. Eine vergleichsweise harmlose Meinungsäußerung wird zu einem Fall für die Polizei. Eric Corbeyran entwirft eine sehr dichte Handlung mit Charakteren, die binnen kurzem nachvollziehbar sind. Die Atmosphäre des Staates wirkt beklemmend.
Die Äußerlichkeiten allein schenken keine Hoffnung. Grun, der Zeichner, schickt den Leser optisch in eine Welt jenseits von 1984. Düsterer, mit seinen Farben, vornehmlich braun, grünlich, auch bläulich, gibt es hier nichts, was strahlt, das freundlich wirkt. Diese Welt rostet vor den Augen. Die Technik der hier vorgestellten Zukunft wirkt postapokalyptisch, so, als habe man es besser machen wollen, doch leider fehlten die nötigen Kenntnisse auch Rohstoffe dafür. Es qualmt, es türmt sich der Müll, was einmal ein Zoo war, ist heute geschlossen, aber gleichzeitig mit seinen wild wuchernden Pflanzen der letzte Hort der Natur.
Grun liefert möglichst realistische Bilder ab, mit kühl wirkenden Figuren, die in ihrer Formgebung ein wenig an die Technik von Leo erinnern. Sie sind sehr genau konstruiert und sehen deshalb manchmal etwas puppenhaft, vielleicht auch distanziert aus.
Ein unruhiges Thema, auch beunruhigend, ein Ausblick auf Enge, Schmutz, Traurigkeit in einem totalitären Staat, in dem es keine wirklichen Perspektiven mehr gibt. Schön in Szene gesetzt, atmosphärisch stimmig, technisch prima. 🙂
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Freitag, 21. Januar 2011
Superman stirbt. Nicht zum ersten Mal muss sich der Stählerne dem Tod stellen. In dieser kleinen Reihe von Autor Grant Morrison und Zeichner Frank Quitely ging der Stählerne den Weg bis zum Schluss, regelte seine Angelegenheiten und beendete auch die Fehde mit Lex Luthor ein für alle Mal. Diese außergewöhnliche alternative Handlungslinie der Welt um Superman erscheint nun bald hierzulande und greift auch den Zeichenstil eines Frank Quitely auf, einem Zeichner, der ein Meister der Reduzierung ist. So gesehen lieferte er die besten Vorlagen für eine Zeichentrickumsetzung. Wer die Abschiednahme von Superman sehen will, muss sich noch bis Februar gedulden.
Einen Trailer gibt es auf Youtube: All Star Superman Trailer
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Der Einbruch ist riskant. Lex Luthor und der Joker gehen das Wagnis trotzdem ein. Sie spielen während dieser Aktion mit ihrem Leben, denn niemand legt sich in dieser Welt ungestraft mit dem Verbrechersyndikat an. Leider sind ihre Befürchtungen nicht unbegründet. Wenig später werden sie überrascht und verfolgt. Einzig Lex Luthor gelingt die Flucht. Joker ermöglicht ihm diese Flucht und bezahlt diese Hilfe mit seinem Leben. Als Lex Luthor kurz darauf auf einer Straße einer Großstadt materialisiert, fragt er als erstes nach der Polizeistation. Die Abgesandten der Justice League wundern sich nicht schlecht, einen nackten Lex Luthor im Verhörraum der Polizei vorzufinden.
Nachdem geklärt ist, dass es sich dabei nur um eine Vorsichtmaßnahme handelt (einem nacktem Mann kann man nicht nur nicht in die Tasche greifen, er ist auch unbewaffnet) und Superman festgestellt hat, dass Lex‘ Organe spiegelverkehrt zu jenen der Menschen auf der Erde sind, ist die Eröffnung, es gebe eine Parallelerde nur noch Formsache. Lex‘ Bitte, man möge ihm helfen, das Verbrechersyndikat auf seiner Erde zu bekämpfen, stößt allerdings nicht auf einhellige Zustimmung.
Die Justice League entführt den Leser hin zu einer Crisis On Two Earths. Die Zeichentrickumsetzung einer Comic-Vorlage, die mit ihrem Konzept der Parallelwelten bereits für viel Wirbel und viele Krisen sorgte, ist mit einer dicken Portion Action versetzt und kann mit ausreichenden Charakterbeschreibungen aufwarten. Das Konzept der JLA war immer insofern schwierig, da eine Menge Helden zusammenkamen, deren jeweilige Hintergrundgeschichten sehr umfangreich sind. Eine gewisse Vorkenntnis ist ein Muss, um all die Helden und ihre Fähigkeiten zu kennen.
Die Vorkenntnis der Helden erhöht auch den Spaßfaktor am Erkennen ihrer jeweiligen bösen Gegenstücke. Die Mitglieder des Verbrechersyndikates der anderen Erde sind die Helden in der JLA auf unserer Erde. Aus Superman wird Ultraman (anfällig gegen blaues Kryptonit), aus Batman wird Owlman (fast schon eine Art richtiger Lex Luthor dieser Welt), es gibt eine Superwoman (mit Owlman liiert) oder einen Power Ring (anstelle einer Green Lantern). Besonders interessant ist die Figur des Owlman, der den dunklen Weg eines Batman gegangen ist und alle Alternativwelten der Erde auslöschen möchte, indem er die Ur-Erde, Earth Prime mit einer Bombe vernichtet.
Grafiken und Animationen sind durchweg gelungen, sehr flüssig, wirken knallig und entwickeln gerade in Action-Szenen, von denen es reichlich gibt, eine enorme Rasanz. Hier liegt das Augenmerk natürlich auf jeweils möglichst vielen Helden und Schurken, so dass der Fan auch kleine Auftritte von z.B. Red Tornado oder Firestorm erleben kann. Schöne und interessante Handlungsorte wie das neue Hauptquartier der JLA, der Liga-Satellit, Earth Prime, Ausflüge in und vor das weiße Haus sorgen in 75 Spielminuten für sehr viel Abwechslung und kaum Atempausen.
Ein Knaller für Comic-Helden-Fans: Die Zeichentrickadaption der Crisis On Two Earths ist eine sehr gute Umsetzung der Comic-Vorlage und stimmlich sehr gut inszeniert (im Original wie auch in der Synchronisation). 🙂
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Donnerstag, 20. Januar 2011
Der junge Dietrich ist zum Helden auserkoren, doch einfach wird ihm sein Weg nicht gemacht. Der König, Dietrichs Vater, ist bemüht, einen gestandenen Mann aus ihm machen zu lassen, der keine Widrigkeiten scheut und die ritterlichen Tugenden erlernt. Dazu findet sich mit dem Herzog Hildebrand ein Waffenmeister und Lehrer, der Dietrich alles abverlangt. Selbst als es endlich an der Zeit ist, dass Dietrich sein eigenes Schwert erhält, händigt ihm der König nicht einfach eines aus. Dietrich muss es sich verdienen: Im Kampf gegen Riesen. Selbst Hildebrand, ein Kämpfe, der schon viele Schlachten gesehen hat, gerät an der Seite seines Schützlings gegen diese Feinde in arge Bedrängnis.
Edel sei der Ritter, ohne Wankelmut, treu zu seinen Freunden, unbarmherzig gegenüber seinen Feinden, standhaft in der Schlacht. Dietrich von Bern erfüllt alle diese Punkte. Die Sagengestalt, in das letzte Kapitel des Nibelungenliedes eingebunden, aber eher am Rande stehend, ist hier glänzender Mittelpunkt. Er ist ein Ritter, dem die Männer gerne in den Kampf folgen. Jeder ist stolz an seiner Seite zu kämpfen. Fast jeder, denn wie jeder Held hat auch dieser Feinde. Einige werden zu Freunden, andere bleiben störrisch.
Peter Wiechmann, der bereits mit Hombre und Thomas, der Trommler seine Klasse als Erzähler bewies, entwirft hier die Sage des Dietrich von Bern für den Comic, aber so wie es Genre-Fans von frühen Publikationen wie einem Prinz Eisenherz her kennen. Die Sprechblase sucht man hier vergebens. So ist der erste pralle Band mit etwas über 190 Seiten eine illustrierte Geschichte, in der sich Text und Bild sorgfältig die Waage halten. Auf alles, was Sagen so spannend und unterhaltsam macht, wird der interessierte Leser auch hier finden. In feinen Episoden begleiten wir den Helden von Kindesbeinen an. So kommt man der Figur nahe, lernt die Wegbegleiter kennen und mit einem feinen Gespür für die richtigen Momente reißt Peter Wiechmann einen schließlich mit in eine wunderbare Sagenwelt.
Nach einem Auftakt, der von sehr viel Phantastik geprägt ist, wird es bodenständiger. Turniere und große Schlachten dominieren, auch Rettungsaktionen kommen vor. Kraft, Geschicklichkeit wie auch List und Tücke treiben dieses Ritterepos voran. Der Hauptgrund, warum diese Erzählung gelingt, ist der Zeichner Jose Rafael Mendez Mendez. Mendez versteht es auf außergewöhnliche Weise diese Sagenwelt einzufangen. Auf, im Schnitt, zwei bis drei Bildern pro Seite (manchmal auch nur eines auf einer Seite oder über eine Doppelseite hinweg), zeigt Mendez einen meisterhaften Pinselstrich mit sehr hohem Realismus. Manche Zeichnungen sind nicht nur vorbildhaft, sondern auch wegweisend. Herausragend ist die Darstellung der germanischen Götterwelt auf einer Seite, mit Odin, Thor und den Walküren. Gigantisch wirkt die Darstellung der Riesen sowie die gesamte Sequenz des Kampfes gegen sie.
In den letzten beiden Dritteln der vorliegenden Ausgabe, die sich mit dem Tittershandwerk beschäftigen, bieten Aktion vom Feinsten. Mendez beherrscht nicht nur äußerst dynamische Kampfszenen, er weiß darüber hinaus auch das Pferd, des Ritters teuren Begleiter auf phänomenale Weise einzusetzen. Die Schlachtrösser und ihre Einbindung in die jeweiligen Szenen haben etwas von der Atmosphäre, wie sie sonst nur auf großen Schlachtengemälden zu finden sind und bei aller Gewalt auch faszinierend sind. Mendez ist ein Zeichner, bei dem Superlative bemüht werden dürfen und sollen. Pferde sind nur der Start, auch in anderen Szenen, in denen Tiere maßgeblich sind (Wölfe, wilde Hunde, ein Bär) unterstreichen sie die Spannung durch die außergewöhnliche Körperlichkeit, die Mendez mit seinen Kompositionen erreicht.
Eine wunderbar stimmige Sage, mit feinem Sinn für Dramatik erzählt und von einem Zeichner gestaltet, der mit großer Sicherheit, perfekter Technik und Talent ein Meister der Illustration ist. Für Ritter-Fans die richtige Lektüre. 🙂
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Dienstag, 18. Januar 2011
Die Kriegerin erwartet die Wolfswesen bereits. Diese verlassen sich nicht nur auf ihre monströsen Kräfte, sondern greifen sogar mit Waffen an. Von diesem Hauen und Stechen weiß Arawn zu diesem Zeitpunkt nichts. Er ist damit beschäftigt, ein Königreich zu erobern, indem er die Gastfreundschaft am Hofe König Gresholms mit Füßen tritt. Zwar führte auch Gresholm nichts Gutes im Schilde, doch die fürchterliche Wut, mit der er niedergestreckt wird, steht in keinem Verhältnis zu seinem Verrat. Doch ist der König auch tot, hat Arawn auch ein Reich errungen, so verweigert sich ihm die Königin trotzdem. Für sie riskiert er schließlich sein Leben und überlässt ihr die Wahl, ob er leben soll oder nicht.
Ein düsteres Fantasy-Abenteuer: Hier wird den Helden nichts geschenkt. Den Bösen manchmal schon. Das rabiate Abenteuer in einer äußerst brutal veranlagten Welt geht in die zweite Runde. Das Titelbild verrät schon einiges zum Auftakt. In winterlicher Landschaft, nach Einbruch der Dunkelheit wird die Kriegerin, die ihr Zelt auf der Ebene aufgeschlagen hat, von Wolfsmenschen attackiert. Diese Wolfsmenschen, bombastische Wesen, im Stile moderner Darstellungen, wie der Fan sie aus den drei Underworld-Filmen her kennen mag (oder auch aus der Comic-Reihe Battler Chasers), greifen mit orkischer Wucht an und werden auch entsprechend behandelt (um es freundlich zu formulieren).
Ronan Le Breton (Autor) und Sebastien Grenier (Künstler) verharmlosen den Kampf in einem Fantasy-Szenario nicht. Hier ist jedes Mittel recht, um den Gegner zu vernichten. Klingenwaffen reißen in anderen Szenarien bereits fürchterliche Wunden, doch Arawn zeigt bereits im Auftakt, dass es noch grausamer geht. Dass ausgerechnet eine Frau mit derartiger Brutalität vorgeht, wirkt befremdlich, gibt aber auch gleichzeitig die Marschrichtung für die folgende Handlung vor.
Arawn, jene Figur, die der Geschichte ihren Titel gibt, steht der Kriegerin, die sich eingangs ihrer Haut erwehren muss, in Nichts nach. Nebenschauplätze, Eroberungen, Attentate, sie alle lassen keinen Zweifel daran, dass ein Leben in dieser Welt nichts gilt. Die Geschichte erinnert an klassische Sagen, wird auch entsprechend vorgetragen, stets mit etwas Abstand zum Geschehen. Kraftvoll wie Erzählung sind auch die Bilder von Sebastien Grenier, der eine theatergleiche Inszenierung liebt.
In manche Szenen werden die Auftritte der Figuren regelrecht zelebriert. Ein Blick darauf und im Geiste ertönt eine Fanfare, in imposanter Marsch, dem ein großes Orchester folgt, sobald ein Wechsel hin zu einer opulenten Szene hin vollzogen wird. So erfolgt ein Höhepunkt nach dem anderen. Der Farbauftrag ist immer kräftig, gemäldeartig ausgeführt, eine Ölmaltechnik imitierend. Dabei gibt es allerdings qualitative Unterschiede. Die erwähnte Auftaktsequenz ist sehr gelungen, das Attentat auf den König der Angeln ist hervorragend, eine spätere Schlachtensequenz fällt deutlich ab, da sie die vorhergehende Detailfreude vermissen lässt.
Einige Darstellungen zum Ende hin werden den Genre-Freund an bekanntere Vorbilder erinnern, sei es eine Art Horrorvariante der Angelus (aus The Darkness) oder auch Kreaturen, die dem Alien-Design von H.R. Giger nachempfunden sind.
Ein harter, sehr dunkler Fantasy-Knaller, straff erzählt in bester Sagenmanier, blutig, spannend, gemäldeartig illustriert. Die Kenntnis des ersten Bandes ist ein Muss. 🙂
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