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Comic Blog


Donnerstag, 16. Dezember 2010

Maries Drachen 2 – Rache

Filed under: Mystery — Michael um 16:28

Maries Drachen 2 - RacheDie Kinder sollen lernen, aber bitte etwas vernünftiges. Der Mönch kommt dazu eigens in das Haus der Familie und gibt ihnen Unterricht. Marie unterdessen erhält bereits Unterricht von ihrem Patenonkel, allerdings im Fechten. Die Mutter hat ihre Probleme damit, doch soll sich dereinst zeigen, dass nicht nur Lesen und Schreiben Marie weiterhelfen werden, sondern auch Fähigkeit ein Schwert zu führen. Viele Jahre später: Die Spur führt nach Mailand. Oberflächlich betrachtet, ist es eine heitere Stadt. Ein Maskenball lockt. Doch hinter den Kulissen gärt es. Die Macht Frankreichs hat Italien brüskiert. Franzosen sind ein Ärgernis für die Bevölkerung. Wie gut, dass Marie und ihr Begleiter William, sich bestens zu behaupten wissen.

Verborgen hinter Masken versuchen die beiden Freunde ihrem Ziel ein Stück näher zu kommen. Aber auch das ist wieder einmal leichter gesagt, als getan. Denn aus einem heiteren Maskenball wird schnell eine Situation, die keiner von beiden vorausgesehen hat.

Überraschungen: Das Autorenduo AnGe und der Zeichner Thierry Demarez können auch in der zweiten Folge von Maries Drachen begeistern. Mit dem Szenario in Mailand und der darauf folgenden Flucht (das darf ruhig verraten werden, denn die beiden Helden machen sich nie beliebt genug, um irgendwo lange zu bleiben) entsteht bereits ein sehr dichter erster Handlungsteil. Das Fest und seine Nebenschauplätze sind prachtvoll gestaltet. Der Wechsel zwischen Heiterkeit und den anschließenden Grauen, auch der kleine eingeflochtene Flirt sind nicht nur hervorragend gezeichnet, sondern auch mit dem richtigen Tempo erzählt und ausgewogen. Der Abschluss der Sequenz stellt eine ziemliche (wenn auch brutale) überraschung dar, die man als Leser aus einem Finale her gewohnt ist.

Der zweite Teil der Handlung, erzählt vor einer herbstlich leuchtenden Landschaft, wirkt nur auf den ersten Blick friedvoller. Das Drama ist mehr nach innen gekehrt. Das Furchtbare geschieht, obwohl vorher noch gesagt wurde, es werde nicht geschehen. Dem Leser, der hier mehr weiß als Marie, bleibt es erspart, dabei zuzuschauen. Die Szene wird rechtzeitig beendet. Härte ja, mittelalterlich eben, als ein Leben nicht sehr viel galt, aber nicht unbedingt in letzter Konsequenz. AnGe wissen, was sie dem Leser zumuten dürfen und wollen, wo Grenzen liegen und wo die Phantasie des Lesers den Rest erledigt.

Thierry Demarez zeichnet ultrafein, eine Fähigkeit, die ihm besonders in der zweiten Hälfte zugute kommt, da die Dichte der Handlung auch eine Verkleinerung der Bilder mit sich bringt. Demarez beherrscht das Surreale des ersten Teils sehr schön. Wenn Marie und William in Verkleidung gegen fremde Wesen antreten, Zeugen eines grausamen Rituals werden, hat das vor der Kulisse eines mittelalterlichen Mailands, vor und in Palästen etwas von der Inszenierung einer Edgar Allen Poe Geschichte

Die Kreaturen selbst, mit denen sich Marie immer wieder herumschlagen muss, zeigen einen interessanten Gegensatz. Wölfisch einerseits, an Grimmsche Märchen erinnernd, furchtbar missgestaltet, schleimig, eher der Schaffenskraft eines H.R. Giger entsprungen.

Weiterhin sehr spannend, eine gelungene Mischung aus Mittelalterabenteuer und Mystery-Thriller, sehr ausgewogen erzählt, dank schöner Handlungsorte abwechslungsreich gestaltet. Auf die Fortsetzung darf man sehr gespannt sein. 🙂

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