Die Zauberin Turabah richtete vor vielen, vielen Jahren einen Wunsch an einen Djinn: Sie wollte ihre Jugend zurück. Sie, die sie nun alles besaß, Reichtum und Macht, wollte wieder jung und schön sein. Gesagt, getan, doch ein Wunsch an einen Djinn will wohlüberlegt sein. Und so wurde Turabah jünger, sehr langsam zwar, aber jünger. Bis sie ihr Wunschalter erreichte. Und sie wurde jünger. Und jünger. Als sie ihr Mädchenalter zurückhatte, musste sie erkennen, von dem Djinn hereingelegt worden zu sein. Und so zeigte sich eine der vielen Weisheiten des Morgenlands: Es ist nie gut, eine Zauberin hereinzulegen. Das gilt auch für einen Djinn.
Sinbad hat erst einmal ganz andere Dinge im Kopf. Immer noch treibt ihn seine Suche nach seiner Herkunft um. Allein aus diesem Grund geht er einen Handel mit dem berühmten Gauner Ali-Baba, einem Zyklopen, ein, dessen einziger Lebenszweck die Füllung seiner nicht minder berühmten Schatzhöhle ist. Für Sinbad wird dieses Abenteuer zu einem Kesseltreiben. Allseits warten nur Feinde und Verrat auf ihn, einzig auf seine getreue Azna, eine weiße Pantherdame, die sich zuweilen in eine Menschenfrau verwandelt, kann er sich uneingeschränkt verlassen.
Sinbad, der Tausendsassa: Schon oft trieb der Abenteurer und Seefahrer sein Unwesen, aber selten war es so schön wie hier. Den Autoren, allen voran Christophe Arleston (in Koopartion mit Audrey Alwett), mag vorgeworfen werden, sich an eine Figur zu wagen, bekannte Versatzstücke zu nehmen und diese neu zu mischen. Völlig falsch. Arleston und Alwett haben ihren Sinbad neu erfunden und aus ihm einen höchst liebenswerten, wie auch sehr einfallsreichen Gauner gemacht.
An dieser Stelle findet sich bereits das Geheimrezept: Selten war ein Tausendsassa (und in gewisser Weise auch Tunichtgut) sympathischer als hier. Sinbad wurschtelt sich durch, muss sehr viel einstecken, gibt aber nie auf und hat eine gehörige Doppelportion Humor, um alle Widrigkeiten zu überstehen. Pierre Alary hat einen schlanken Seemann gestaltet, mit länglichem Gesicht, ein wenig verschlagen wirkend, aber mit disneyschem Charme grinsend. Sein Auftritt als Haremsfriseur ist Slapstick pur und von Alary auch mit der entsprechenden Geschwindigkeit gestaltet.
Spaß: Ja! Aber nicht ohne die ebenso große Portion Spannung in der anderen Waagschale. Gaunereien machen erst mit Humor so richtig Spaß. Aber ohne die Spannung, auch ohne die Möglichkeit, dass es den Hauptfiguren vielleicht doch noch an den Kragen geht, ist es auch nur halb so unterhaltend. Arleston, Alwett und Alary (allein schon namentlich ein gutes Team, das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen) halten hier die perfekte Balance.
Pierre Alary zeichnet schmissig, hier dürfen Pinsel und Feder tanzen, mit feinen und mit satten Strichen, auf dem Punkt, aber auch ein wenig improvisiert wirkend, künstlerisch statt künstlich. Mittels kräftigen, poppigen Farben entsteht so ein tolles Abenteuer aus 1001 Nacht.
Das passt von Anfang bis Ende: Wer die ersten Teile verpasst hat und richtig schöne Comic-Abenteuer mag, mit französischem Slapstick-Humor, mit Spannung, Zaubereien und extra fiesen Bösewichtern und einem Djinn, der so ganz anders als ein Dschinni ist, sollte einen Blick in diesen nun abgeschlossenen Dreiteiler werfen. 🙂
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