Ein Planwagen ist nicht für ein Rennen geschaffen, wie die Krieger sehr schnell erkennen müssen. Sie stellen sich der folgenden Übermacht und schlagen sich wacker. Es wird ein Kampf auf Leben und Tod, der doch nur ein Vorgeplänkel auf das ist, was alsbald auf Roland und seine Weggefährten wartet. Alpträume plagen Roland. Voller Schrecken erwacht er, die Furcht abschüttelnd, aber die Reise geht weiter und damit kommen neue Schwierigkeiten, neue Gefahren und … ein alter Feind!
Das Heilige Land ruft: Roland, den ungestümen Ritter verschlägt es auf eine heikle und sehr gefährliche Mission ins ferne Jerusalem. Autor und Zeichner Francois Craenhals nimmt sich in einer sich über zwei Alben erstreckenden Geschichte einem der großen Ziele damaliger Ritterschaft an. Doch nicht ein Kreuzzug ist es, der Roland, die Hauptfigur in die Wüste führt, sondern das Geleit einer Truhe und seines Besitzers. Doch die Völker der Wüste können diebisch sein und nicht nur das: Roland hat sich in seinem jungen Leben viele Feinde gemacht, die er nun in ihrem selbst gewählten Exil wieder trifft.
Francois Craenhals hat sich viel einfallen lassen: Bereits in der ersten Episode, Der Schatz der Weisen, kann er nicht nur mit einem neuen exotischen Ort (Konstantinopel) aufwarten, er hält für den Leser auch eine höchst spannende Verfolgungsjagd bereit, die zeigt, dass so manche Szene, die im Wilden Westen an der Tagesordnung ist, auch im Mittelalter mit Rittern hervorragend funktioniert. Mit der damaligen Weltstadt Konstantinopel halten auch neue Ideen Einzug. Falsche Mumien sind nur ein Teil dieser spannungsgeladenen Handlung. Mit Der Zauber der Wüste geht die Reise in Richtung Jerusalem weiter, urwüchsiger diesmal, auch fremder, denn die Tücken und die Völker der Wüste warten auf Roland. Dieser Landstrich selbst wird zur Bedrohung, vollkommen anders als es die Hauptfigur wie auch der Leser hier gewöhnt ist.
Es wird wunderlicher, geheimnisvoller, sicherlich auch unter dem Einfluss von 1001 Nacht, aber immer noch abenteuerlich. Craenhals präsentiert den jungen Helden auch als jemanden, der sich in eine andere Frau verguckt, obwohl am Hofe des Königs Artus mit Gwendoline eine junge Frau wartet, die alles für ihren Recken tun würde. Der Reiz des vorliegenden Sammelbandes entsteht durch den Gegensatz der Orte, die Francois Craenhals mit Akribie zu Papier bringt. Hügelige Landschaft, die erwähnte exotische Weltstadt, die karge Wüste, die mit ihren Sandstürmen selbst zum Leben zu erwachen scheint. Später folgt wieder saftig grünes Land und als hervorragender Hintergrund ein tückischer Sumpf, in dem allerhand Überraschungen warten.
Stehen die ersten beiden Episoden in Verbindung, wird mit Der Hüne von Worms ein Einzelabenteuer erzählt, in dem Roland einmal mehr um seine Wahlheimat streiten muss. Francois Craenhals, der einen König Artus mit mehr Ecken und Kanten darstellt, als es ein Hal Foster getan hat, wirft einen Ritter Roland in ein Abenteuer, in der sein Held keinerlei Rückhalt mehr zu haben scheint (bis auf einige wenige Freunde). Der Hüne von Worms, ein gigantischer Fiesling, fast an einen James Bond Gegner erinnernd (Curd Jürgens) dürfte zu den seltsamsten Feinden Rolands gehören. Hat Craenhals in der Epsiode Der Schatz des Weisen mit dem Zwerg Huon eine Feindfigur im Einsatz, der nach Größe und Aussehen bereits verschlagen wirkt, agiert der Hüne eher gegen seine Erscheinung und wird so zur Überraschung.
Weiterhin fein gezeichnet, straff erzählte Abenteuer mit spannenden Wendungen und Gegnern, die bekommen, was sie verdienen, nachdem sie Roland derart zugesetzt haben. Sogar ein König Artus bekommt auf eine gewisse Art sein Fett weg. Wer nach schöner und guter Ritterunterhaltung sucht, wird hier fündig. Wer Spaß an den beiden ersten Bänden hatte, kommt an diesem ohnehin nicht vorbei. 🙂
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