Der Warlord hat sich eingerichtet: Kein Krieg, kein Befreiungskampf in Sicht. Da bleibt nur eine zünftige Kneipenschlägerei. Die Freude darüber währt nur kurz. Aber der ehemalige Airforce-Pilot Travis Morgan muss sich keine Sorgen machen: Männer wie er können der Gefahr einfach nicht entgehen. Skartaris, so der Name jener Welt, die fern von fremden Blicken in der Erde verborgen liegt, ist ein gefährlicher Ort. Und Gegner, die einen Kampf gegen den Warlord verloren, können (sofern sie überlebten) die Schmach so schnell nicht vergessen. So sollte es zwar nur eine einfache Reise für Travis und seine beiden Gefährten, Machiste und Mariah, werden. Doch plötzlich finden sie sich in einer Jagd wieder und Travis ist das Ziel. Stryker, ein Mann von der Oberwelt, will Rache.
Mike Grell setzt seinen Helden nicht nur normalen Feinden aus. Er geht noch einen Schritt weiter. Mit dem Tod in Person steht dem Warlord ein Gegner gegenüber, dem er früher oder später erliegen wird. Die Saga um den Krieger aus der Oberwelt geht weiter. Die beiden ersten Geschichten mögen neuen Lesern als Einleitung dienen. Hier wird der Charakter des Travis Morgan sehr gut vorgestellt. Seine beiden Mitstreiter, Machiste und Mariah, erzählen Geschichten aus der Vergangenheit, die zeigen, dass es sich bei dem Warlord nicht nur um einen Krieger, sondern um einen Mann mit Herz handelt, der sehr wohl auf das Schwert verzichten kann, wenn es dereinst nicht mehr gebraucht werden wird. Vorerst ist das jedoch nicht der Fall.
Denn Mike Grell trifft seinen Helden da, wo es viele Helden schmerzt: Bei der Familie. Travis Morgan hatte genügend Zeit in der geheimnisvollen Welt Skartaris, um Nachkommen zu zeugen. So erfährt er völlig unerwartet von seinem Spross und ist zunächst glücklich. Dem Helden bleibt kaum Zeit. Gemäß der Gesetze des Heft-Comics, in dem es weitergehen muss und eine Verschnaufpause nur eine geringe Bilderzahl dauert, wartet schon die nächste Gefahren. Und die haben es in sich. Zerstörerische Strahlen, fremdartige Wesen von anderen Planeten und Tiermonster bilden nur den strikten Pfad zu einem alten Feind, der Travis da packt, wo es, wie erwähnt, besonders schrecklich ist. In diesem Fall wird der Sohn zum Druckmittel (und mehr).
Nicht nur den rasanten Zeichnungen, die Geschwindigkeit und Energie vermitteln, ist es geschuldet, dass der Warlord eine kurzweilige Fantasy-Unterhaltung ist. Starke Männer, schöne Frauen stehen gemeinen Schurken gegenüber. Mike Grell kennt Anatomie und Gesichter, Perspektiven und Kamerafahrten aus dem FF. Das erinnert zuweilen an die Aufbereitung einer Fernsehfolge, sehr streng strukturiert, auch optisch, mit genau gesetzten Höhepunkten und Wendungen. Es ist eine alte Schule, die einer klaren Linie folgt, auch in Fällen, in denen die Handlung sich über mehrere Hefte erstreckt. Grell begeht nicht den Fehler sich in übermäßig vielen Einzelheiten zu verstricken. Die Einführung ist schnell erbracht und ebenso zügig zeigt sich, dass er damit auszukommen versteht. Wo sich ein Detail erledigt (so auch, weil der Warlord wieder einen Feind niedergerungen hat), wird alsbald ein neues eingefügt.
Die Bilder präsentieren sich in einer reinen Schwarzweißfassung. Präsentation ist als Begriff genau richtig gewählt, denn Grell präsentiert wirklich. In so mancher Szene kann der Leser sich eine Fanfare im Hintergrund vorstellen oder einen Paukenschlag, wenn das Übel einen neuen Weg gefunden hat, um dem Warlord zu schaden. Die Reihe kann durchaus zu denen gezählt werden, die bis heute (vergleicht man Bildaufbauten und Seiteneinteilungen) immer noch Vorbildcharakter hat, den aktuell aktive Zeichner nicht leugnen können.
Auch in der zweiten Folge ein Fantasy-Knaller: Infolge seiner Geschichte durchaus dramatischer als der erste Teil, da Mike Grell seinem Helden noch tiefere Abgründe in den Weg legt. Klasse. 🙂
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