Nur der alte Indianer hält sich bei den brüchigen Hütten auf. Schutz vor dem Regen, mehr haben sie nicht mehr zu bieten. Für Blueberry und seinen Begleiter ist das besser als nichts. Kurz darauf tauchen mehrere Unions-Soldaten bei den Baracken auf. Und schon ist Blueberry wieder in Lebensgefahr. Dabei weiß niemand, warum er an diesen Ort gekommen ist. Er hat einfach das Pech zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein. Zwar sind er und sein indianischer Freund fleißig bemüht, das Beste aus der Situation zu machen, aber leider schießt der alte Indianer, der sich bereits im Lager befunden hatte, dazwischen. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Hinter den Kulissen ziehen andere an den Strippen. Offiziell liegen die Unionsstaaten mit den Konföderierten im Krieg. Das bedeutet im Umkehrschluss aber nicht, dass nicht beide Seiten auch gemeinsame Interessen verfolgen können. Eines dieser Interessen lautet: Geld. Das brauchen beide. Ein nicht bezahlter Soldat ist ein schlechter Soldat. Möglicherweise ist er auch gar keiner mehr, wenn er desertiert. So wartet jenseits der kanadischen Grenze ein Zug mit Geld auf die rechtmäßigen Besitzer, während andere mit aller Energie das Ziel verfolgen, diese ganz besondere Lieferung an sich zu bringen.
Francois Corteggiani nimmt sich ein weiteres Mal der Jugend von Blueberry an und schickt den Soldaten der Unionstruppen auf eine Mission, in der er wahrlich an allen Fronten kämpfen muss und scheinbar niemanden auf seiner Seite wähnen darf. Ein Held auf verlorenem Posten ist immer eine spannende Angelegenheit und der Charakter des Blueberry lebt genau wegen solcher schier verfahrenen Situationen, aus denen es für einen normalen Cowboy kaum ein Entkommen geben mag.
Corteggiani hat sich diese Lehre aus den alten Geschichten von Jean-Michel Charlier zu Herzen genommen. Außerdem ist oftmals nicht alles so, wie es gerade scheint. Die Weißen praktizieren ihr eigenes Gemetzel, ausgetragen auf dem Rücken der Frage der Sklaverei. Mitten drin und nebenbei die indianischen Ureinwohner. Die einen trauern alten Zeiten vor dem Niedergang ihrer Kultur nach und fordern Rache, die anderen schlagen sich auf eine weiße Seite und versuchen ihren Teil des Kuchens abzubekommen, um so zu retten, was doch nicht mehr zu retten ist. Und über diesen Hintergrund legt Corteggiani Bluberrys Doppelabenteuer mit den Folgen 100 Dollar für den Tod und Der Pfad der Tränen.
Diejenigen, die hier als Gauner unterwegs sind, muss man nicht mögen. Ihre Motivation aber stellt Corteggiani an verschiedenen Stellen klar. Rückblicke auf die langen Märsche in die Reservate und das damit verbundene unsägliche Leid machen deutlich, wie ungerecht die Indianer behandelt wurden, so dass es bis heute ein schwarzer Fleck auf dem amerikanischen Gewissen sein muss.
Michel Blanc-Dumont ist ein Zeichner, der nichts dem Zufall überlasst. Seine Figuren wirken wie gemeißelt, sehr genau und in jeder Pose überlegt. Seine Bilder könnten genau choreographierte Momentaufnahmen sein, wie sie z.B. im Vorfeld von Theateraufführungen entstehen, um mit einzelnen Szenen werben zu können. Im Zuge einer hier geschilderten gnadenlosen Jagd hat Blanc-Dumont eine Action-Szene nach der anderen zu gestalten. Die Gruppe der Gejagten wird immer mehr dezimiert. Durch eine Spur Mystik wird das Finale zu einem echten Hingucker.
Eine ungewöhnliche Jagd mit viel Dramatik und Tragik: Blueberry und Sergeant Grayson geben ihr Bestes, aber sie sind zum Spielball verdammt. Eine spannende Jugend-Episode aus Blueberrys Leben, für Western-Fans auch ohne Vorkenntnisse der Reihe geeignet. 🙂
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