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Comic Blog


Freitag, 03. September 2010

Logicomix

Filed under: Abenteuer — Michael um 19:33

Logicomix - Eine epische Suche nach der WahrheitEin Heulen ist in finsterer Nacht zu hören. Der kleine Junge, Bertrand Russell, liegt in seinem Bett und hört die unheimliche Laute mit Schaudern. Gerne würde er ergründen, was es damit auf sich hat. Ein Geheimnis scheint mit diesen Tönen einher zu gehen. Mehr noch. Ein Geheimnis liegt auch auf seiner Familie. Das Wissen um das Schicksal seiner Eltern wird ihm verwehrt. Auf eigene Faust macht sich Russell auf die Suche nach der Antwort. Dieser Antrieb, die Suche nach etwas, wird ihm Zeit seines Lebens begleiten, manchmal auch verfolgen. Nicht immer zum Guten, nicht immer ohne Widerstand und schon gar nicht auf leichten Füßen. Und nicht ohne Fehler zu machen, in der Mathematik wie im Leben.

Mathematik und Logik sind schwierige Felder, höchst komplex, kompliziert. Für die meisten Menschen sind es böhmische Dörfer oder aber nur interessant, wenn sich dadurch ein konkretes Anwendungsgebiet erschließt. Stellt sich die Frage: Wer sind die relativ wenigen Menschen, die sich mit Leidenschaft dafür interessieren, auf dem Gebiet der Mathematik forschen und ihr Leben dieser Wissenschaft widmen. Und im Zusammenhang mit Bertrand Russell, der im Mittelpunkt der Erzählung steht: Wie nah ist Philosophie am Leben des Menschen? Und: Braucht es dergleichen überhaupt?

Die Autoren Apostolos Doxiadis und Christos H. Papadimitriou haben den Mathematiker, Logiker und Philosophen Bertrand Russell als zentrale Figur gewählt. Im Rahmen einer Vorlesung, gehalten vor den Ereignissen im Jahre 1940, als die USA aktiv in den Zweiten Weltkrieg eingriffen, erzählt Russell über sein Leben und enthüllt Stück für Stück, welche Faszination für ihn Mathematik und Logik bedeuteten. Er berichtet vom Wahnsinn, der in der Suche nach Wahrheit zu finden ist. Mathematik erfordert Beweise, auch solche, die der menschliche Geist nicht sofort zu ergründen vermag, weshalb er lange gegen die sprichwörtlichen Windmühlen anrennt.

Was nützt ein Beweis, der auf etwas Unbewiesenem aufbaut?

Russell bezieht sich hier auf die Mathematik, aber er zeigt, dass diese Frage auf das Leben übertragbar ist. So ist der Schritt zur Logik nicht weit und von dort zur Philosophie noch viel kürzer. So wird es für Russell in der Tat Eine epische Suche nach Wahrheit. Die beiden Autoren zeigen ein interessantes wie auch spannendes Leben. Russell lebte allerdings kein fehlerfreies Leben. Auch wurde es ihm nicht allzu leicht gemacht. Sein hehres Ziel, zusammen mit seinem Freund, dem Mathematiker Alfred North Whitehead, der Mathematik einen soliden und beweisbaren Grundbau zu geben, wird nach 10 Jahren Arbeit erschüttert. Der Verlag ist nicht bereit das Werk auf eigene Kosten zu veröffentlichen.

Andere Ideen, die leicht und völlig unerwartet daher kommen, erschüttern auf einen Schlag die Bereiche Logik und Mengenlehre. Das Russell′sche Paradox, so Russell selber, so klein es sei, sei dasjenige Konstrukt, an das sich viele noch nach seinem Ableben erinnern werden, im Gegensatz zu anderen Schriftsätzen von ihm (derer es weitaus mehr gibt, als hier überhaupt Erwähnung finden). Russells Wertvorstellungen, auch im wahrsten Sinne des Wortes zu verstehen, zieht man die Mathematik heran, vermischen sich mit der echtenWelt. Er erlebt zwei Weltkriege. Letzterer wandelt seine pazifistischen Ansichten.

Vergleiche zur Realität, zur tatsächlichen Historie wie auch zu den Biographien der erwähnten Mathematiker, Logiker und Philosophen erübrigen sich. Sie haben existiert. Ob sie in dieser oder jener Situation tatsächlich so handelten, wie hier beschrieben, ist für die Erzählung und die diversen Aussagen der Geschichte nicht wichtig.

Ein interessantes Leben, eine leichtfüßige Sicht auf die Mathematik, die Logik und die Philosophie: Fragen und Antworten suchen als Lebenszweck. Niemals stehen bleiben, produktiv sein, vor allem: Eigene Gedanken und Selbstbewusstsein entwickeln. Das gesamte Team von Logicomix hat einen sehr schönen, mit 351 Seiten, inkl. Anhang, auch sehr umfangreichen Comic geschaffen, der in Ruhe gelesen werden will. Ein ungewöhnliches Projekt, ein Comic-Roman, der gleichzeitig einen geschichtlichen Abriss abseits von Russells Lebensweg zeigt. Sehr gut. 🙂

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Donnerstag, 02. September 2010

Heiligtum 2 – Der Weg in den Abgrund

Filed under: SciFi — Michael um 16:20

Heiligtum 2 - Der Weg in den AbgrundDie Zeit wird knapp. Nüchtern und ohne jegliche Sentimentalität betrachtet werden nur wenige diese Tauchfahrt überleben. Die Fragen, die sich stellen: Wer wird zu den Überlebenden gehören? Und wie lange kann man diese Auswahl vor dem Rest der Mannschaft verborgen halten? Diejenigen, die sich zur Zeit nicht an Bord des U-Bootes aufhalten, plagen ganz andere Schwierigkeiten. Ihr Aufenthaltsort ist dunkel, kalt und unheimlich. Nur langsam erschließt sich ihnen die Bedeutung des unterirdischen Gewölbes. Sauerstoff haben sie im Gegensatz zu ihren Mannschaftskameraden mehr als genug. Auch müssen sie sich keine Gedanken darüber machen, vom Wasserdruck zerquetscht zu werden. Zum Problem wird das Wesen, das sie in der Finsternis verfolgt. Unerbittlich und grausam.

Besser: Xavier Dorison nimmt den Leser mit auf einen Höllentrip, der den ersten Teil deutlich übertrifft und mit sehr intensiver Atmosphäre zu überzeugen weiß. Wir erinnern uns. Auf einer uralten Spur stößt ein U-Boot in naher Zukunft in ozeanische Tiefen vor, in denen eigentlich noch niemand vorher gewesen sein dürfte. Der Fund eines U-Boots aus dem Zweiten Weltkrieg belehrt die Besatzung der USS Nebraska nicht nur eines Besseren, sie müssen auch noch feststellen, dass sie die Spur tatsächlich zu einer Art Kultstätte geführt hat. Oder ist es noch mehr als das?

Das ist die zentrale Frage, die wechselhaft beantwortet werden kann. Was ist es wirklich? Was ist Halluzination, was ist echt? Neben der immer wieder für den Leser auftauchenden Frage, welcher Schauspieler wurde denn hier als Vorlage für einen Charakter genommen (es gibt wieder viel zu entdecken), ist die Antwort darauf sehr schwierig. Obwohl es manchmal sehr eindeutig scheint. Da Autor Xavier Dorison die Geschichte auf drei Folgen angelegt hat, kann man sich zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht sicher sein, ob der Fortgang des SciFi-Horror-Thrillers diese Vermutungen bestätigt oder nicht. Bisher war Dorison immer für Überraschungen gut.

Dunkelheit, die Enge des U-Boots, das Unheimliche der Tiefsee und die Größe der unterseeischen Tempelanlage bestimmen das Aussehen des zweiten Teils von Heiligtum mit dem Untertitel Der Weg in den Abgrund. Die engen Räume des U-Bootes lassen keine Weitschweifigkeit zu. So ist die Wirkung dort jene eines Kammerspiels. Christophe Bec, der Künstler, stellt dieser Enge eine auf den ersten Blick einfache, dafür aber umso wirkungsvollere Kulisse gegenüber. Größe war seit jeher ein Merkmal von Tempelanlagen, schließlich symbolisierten sie auch die Größe eines Gottes (oder Götzen). Geht es danach, wohnt in den abgebildeten Hallen und Gängen, hinter den gigantischen Durchgängen etwas verdammt Großes.

Christophe Bec muss hier mit starken Kontrasten arbeiten. Licht und Schatten sind hart voneinander getrennt. In den Räumen und Kulissen ist kein Platz für Graustufen. Der unheimliche Effekt, sattsam bekannt aus zahlreichen Gruselstreifen in Kino und auch TV, greift auch auf diesen Seiten dank ausgewählter Perspektiven und zum Teil sehr raumgreifender Bilder. Dem gegenüber stehen Großaufnahmen von Mimiken, die den Schrecken verdeutlichen. Die Auslöser solcher Schrecken, Gewalttaten, hält Bec recht klein. Diese Geschichte bezieht ihren Horror nicht aus Blut.

Nicht nur die Handlung des zweiten Teils ist besser, auch die Zeichnungen wirken sicherer. Kinderkrankheiten scheinen ausgemerzt. Selbst in kleinen, sehr zerbrechlich wirkenden Bildern gelingt es Christophe Bec verstärkt an der Vorlage zum jeweiligen Charakter zu bleiben. Weiterhin lässt er sich nicht lumpen und lässt neben Bruce Willis, LL Cool J und Scott Glenn auch Schauspieler wie Matt LeBlanc und Liev Schreiber auftreten.

Eine Spitzenfortsetzung. Die Kenntnis des ersten Teils ist Pflicht. Mit dieser zweiten Episode wächst sich Heiligtum zum einem Thriller-Erlebnis aus. Man darf auf den abschließenden dritten Teil sehr gespannt sein. 🙂

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