Und sie bewegt sich nicht. Vielmehr bewegen sie sich nicht, die Menschen. Sie stehen herum, in der Bewegung erstarrt. Die Minimenschen bemühen sich um Schadensbegrenzung. Sie sammeln die Erstarrten ein. Dadurch retten sie nicht wenige aus einer lebensbedrohlichen Situation. Aber damit ist des Rätsels Lösung noch nicht gefunden, denn was den Großen geschieht, kann auch den Minis passieren. Renaud und seine Freunde suchen den Grund und finden ihn weit, weit entfernt im Weltraum. Strahlen aus dem All sind für das Desaster verantwortlich. Mehr noch: Bei ihrer Rettungsmission stoßen sie auf zwei ungewöhnliche Freunde. Khena und Kosmi sorgen zunächst für Verwirrung, doch bald wird klar, was zu tun ist.
Pierre Seron gestaltete im vorliegenden ein Crossover, wie es heutzutage so gängig genannt wird. Zu Gast sind Khena und der Kosmi. Khena entdeckte den Kosmi, eine Art kleiner Weltraumaffe, und seinen Roboter Tobor vor langer Zeit (nimmt man den realen zeitlichen Verlauf). Ein Amulett wies Khena als Erbe einer uralten Kultur auf. Seither sind die beiden, Mensch und Kosmi, Freunde. Tobor ist hier auch der Schlüssel zum Rätsel, verfügt er doch über die Fähigkeit einen Erstarrungsstrahl zu produzieren, eine Technik, die nun von Planet zu Planet genutzt wird.
Minis treffen Minis. Minis treffen nicht zum ersten Mal Minis. Aber hier macht es besonders viel Spaß. Sicherlich machen die Freunde um den Minimenschen Renaud ihre Gegner erst zu Minis, doch wir wollen nicht kleinlich. Die Verblüffung dieser Feinde, optisch eine Kreuzung aus Gorilla und Teddybär, die Hektik und die Panik, besonders wenn der Roboter Tobor sich auch noch einmischt, münden in ein heilloses und sehr humorvolles Chaos.
Nachdem diese Science Fiction Komödie, die Seron zusammen mit dem Szenaristen Gos, schuf, den Leser zum Lachen gebracht hat, geht es mit Menschenraub heiter weiter, allerdings vor einem ernsteren Hintergrund, wie der Titel bereits verrät. Durchgehend beherrscht Seron den Funny-Strich, wie er so typisch für jene Zeit der 60er, 70er und 80er Jahre war. Die Zeichnungen waren sehr organisch. Der Pinsel und die Zeichenfeder machten nicht immer die saubersten Striche. Insgesamt ergab sich eine größere Nähe zum Bild, das einen nicht so weit auf Distanz hielt, wie es heutzutage manchmal wirkt. Die durchgehend liebevoll gestalteten Figuren in Menschenraub wirken so leicht entstanden, dass diese Kriminalkomödie mit ihren skurrilen Charakteren gleich von Beginn an richtig Spaß macht.
Die 6 Klone, das folgende albenlange Abenteuer, schrieb und zeichnete Seron nach der Zusammenarbeit mit Mittei bei Menschenraub wieder alleine. Hier findet Seron zurück zur Science Fiction Komödie. Renaud, die Hauptfigur der Minis, findet sich hier gleich in sechsfacher Ausführung wieder und ein alter Feind, besser gesagt Schurke, gibt sich die Ehre. Die Männchen sehen gleich viel putziger aus als noch im Album zuvor. Das Szenario ist phantastischer (chinesische Gauner in Schweizer Bergen) und greift in die Vollen. Sobald bei den Minis die Grenzen der Phantasie eingerissen werden, ist alles möglich. Seron ist am besten, wenn er völlig frei erzählt und sich auch noch den ausgefallensten Scherz erlaubt.
Einziger Makel dieser Sammlung von Minigeschichten: Die Parodie im Anhang, sicherlich im Rahmen einer Zusammenstellung von Mini-Geschichten dazu gehörend, verdient den Namen nicht. Sie ist weder lustig, noch parodierend, eher eine Beleidigung. Seltsam, dass Seron die Geschichte des Szenaristen Jean-Yves nicht verweigert hat.
Drei tolle Abenteuer der Minis, unter denen besonders die Science Fiction Komödien herausstechen. Die Einfälle in diesem Bereich sind hervorragend und bezeichnend für die gesamte Reihe. Sehr gut. 🙂
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