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Comic Blog


Donnerstag, 16. September 2010

Spirou + Fantasio Spezial 10 – Spirou und der Roboter

Filed under: Cartoon — Michael um 18:18

Spirou + Fantasio Spezial 10 - Spirou und der RoboterEs gab eine Zeit, als Fantasio noch nicht der rasende Reporter war. Rasend war er schon, im Sinne von überdreht und jederzeit bereit, sich mit einer neuen Arbeitsstelle um Kopf und Kragen zu bringen. Wieder einmal ist Fantasio auf der Suche nach Arbeit, für die er auch die richtigen Voraussetzungen mitbringt, als er auf eine Anzeige in der Zeitung stößt, in der Verkäufer für Fertighäuser gesucht werden. Nachdem er sich überzeugt hat, dass der Aufbau eines solchen Hauses wirklich einfach vonstatten geht, macht er sich, natürlich mit seinem Freund Spirou, auf den Weg an den Strand.

Franquin, deutlich beeinflusst von den Zeichentrickfilmen jener Zeit, 1946, bringt hier eine Slapstick-Komödie auf das Papier. Wer den überzogenen Charme von Komödien mit einem Louis DeFunes oder einem Jerry Lewis mag, fühlt sich hier auch gleich wohl. In ihrer Gestaltung erinnern die Figuren allgemein an jene Spielfiguren, deren Gliedmaßen ein Draht innewohnt, so dass sie nach Belieben in alle möglichen Positionen verdreht werden können. Schlaksig ist das richtige Wort, das Anwendung auf Spirou + Fantasio finden kann. Von karikaturhaftem Charme sind alle anderen Charaktere, von denen die meisten eher Statisten sind.

Radar, der Roboter: Nachdem die erste Geschichte im vorliegenden Spezial-Album, stellenweise ohne Text auskommen konnte, nicht nur Slapstick war, sondern auch eine Komik adaptierte, derer sich Chaplin, Keaton und andere bedienten, kommt nun eine Figur ins Spiel, der jede Mimik abgeht. Professor Samovar, Herr und Meister dieses Roboters und eine Art Vorläufer von Zyklotrop, plant nicht anderes als das Ende der Welt. Es finden sich eine Reihe von Ideen, die später bei Spirou und Fantasio noch Spaß machten, die aber auch in anderen Serien für humorige Verwirrung sorgten. Das Auto, das wie von Geisterhand ohne Fahrer unterwegs zu sein scheint, ist nur eine dieser Ideen.

Mehr noch: Die zweite Geschichte um den Roboter, erschienen von 1947 bis 1948, karikiert auch den Roswell-Zwischenfall, der sich nur wenige Monate vor dem Erscheinen der Handlung zutrug und für einigen Wirbel in der damaligen Presse sorgte. Ein Ballon mit einer gefährlichen Fracht geht auf einem einsamen Feld nieder. Sofort rücken Militär und Feuerwehr aus. Anstelle von Außerirdischen steht Radar, der Roboter, bereit, den beiden Freunden Schwierigkeiten zu machen. Und in der Tat erinnert die martialische Vorgehensweise von Spirou gegen den Automaten an die Verteidigung gegen außerirdische Invasoren.

Zum guten Schluss finden sich in der vorliegenden Ausgabe, die eine letzte Lücke in den bisher auf Deutsch erschienenen Werken Franquins schließt, vier Einseiter aus dem Herbst 1947, in denen Franquin zeigt, dass ein Meister kurzer Episoden war. Bei genauer Betrachtung findet sich die dort vorherherrschende Struktur auch in seinen längeren Geschichten wieder. Kaum eine Seite, die nicht einen bestimmten Abschluss oder auch einen Cliffhanger hat.

Für den Fan von Spirou und Fantasio führt an dieser Ausgabe kein Weg vorbei. Die frühen Werke von Franquin sind von seinem späteren Strich noch relativ weit entfernt und für den heutigen Blick sicherlich antiquiert. Für Comic-Interessierte ist es mehr als einen Blick wert, da sich in dieser Ausgabe mit einem gut aufbereiteten Anhang auch einiges über die Entwicklung des Comics ablesen lässt. Insgesamt sehr gut. 🙂

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