Roland kehrt auf sein Lehen zurück, nur um zu erfahren, dass König Artus von den Aufsässigkeiten seines Untertanen erfahren und ihm die Verwaltung des Lehens entzogen hat. Als Heißsporn, der Roland nun einmal ist, lässt er unwirsch alles hinter sich und reitet, wohin der Wind ihn führt. An einem einsamen Strand, weiteren Demütigungen entkommen, versucht er Ruhe zu finden und Einkehr zu halten. Da bemerkt er in der Brandung Schiffstrümmer und einen menschlichen Körper. Jemand hat Schiffbruch erlitten. Schnell ist Roland herbei und zieht den Unglücklichen an Land. Als in der einbrechenden Dunkelheit ein unheimlicher Ton vom Meer her ertönt, ist der ehemals geschundene Fremde stark wie Berserker. Allerdings nur kurz, dann übermannt ihn die völlige Erschöpfung.
Und schon steckt Roland wieder zum Hals in einem neuen Abenteuer, wie er es sich nicht erträumt hat. Vergessen sind die Querelen mit König Artus. Francois Craenhals setzt im vorliegenden zweiten Sammelband der Reihe um Roland, Ritter Ungestüm mit drei Abenteuern die Geschichten um das Leben des Heißsporns fort. Das Nebelhorn, Die heilige Harfe und Das Geheimnis des König Artus führen Roland in die Welt der Wikinger, der Iren und an den Hof des legendären König Artus.
Hexerei ist im Spiel. Oder vielleicht auch eine Art Hypnose. Roland gerät in eine Intrige und gleichzeitig an eine ganz besondere Gegnerin. Die von Craenhals entworfene Geschichte ist gleich von Beginn an spannend. Der rätselhafte Fund erinnert an neuere Geschichten um mysteriös an den Strand geworfene Verletzte. Dieser hier hat jedoch ein intaktes Gedächtnis. Doch er wurde konditioniert und ist zeitweise nicht Herr seiner Handlungen. Rolands Gegnerin ist eine Priesterin, machtvoll, von ihrem Volk respektiert und dezent hervorgehoben, indem eine Gesichtshälfte vollkommen schwarz gezeichnet ist. Craenhals lässt seinen Helden hier von einer Messerschneide auf die nächste tanzen.
War ein Nebelhorn der Auslöser des ersten Abenteuers, ist ein scheinbar harmloser Gegenstand wie eine Harfe im zweiten Abenteuer der Stein des Anstoßes. Und war es das Aufbegehren eines Einzelnen gegen das Schicksal, ist es nun der Wille zur Freiheit, der die Iren gegen ihre Besatzer, die Wikinger, zu Felde ziehen lässt. Dieses Abenteuer ist nicht weniger spannend, allerdings etwas dichter, mit echter wirkenden und auch sympathischeren Charakteren. Craenhals lässt sich sogar einen leicht mythologischen Kampf entspinnen, der auch optisch seinen Reiz hat.
König Artus! Mehr muss man nicht sagen. Diese fabelhafte Königsgestalt, ihre Sage, die Tafelrunde bieten reichlich Material zur Handlungsgrundlage. Craenhals hingegen weicht von der gängigen Darstellung ab. Plötzlich ist Artus unnachgiebig, sogar nachtragend und sogar ein wenig intrigant. Warum er sich so verhält, liegt in seinem Geheimnis begründet, das Craenhals weitaus verschachtelter als in den vorherigen Abenteuern langsam lüftet.
Die verschieden aufgebauten und abwechslungsreichen Abenteuer wissen durch eine versierte grafische Umsetzung zu überzeugen, die nach all den Jahren immer noch sehr gut ist. Francois Craenhals verstand sich auf optisch ansprechende Aktionsszenen ebenso wie das Kammerspiel. Sicherlich war er auch inspiriert von bekannten Kinofilmen seiner Zeit (eine Annahme die durch die Informationen im Anhang gestützt wird). Manchmal ist die Inszenierung ein wenig theatralisch, aber das lässt die Umsetzung umso wärmer, liebevoller erscheinen als manche neuere Rittergeschichten, die zuweilen mechanisch kühl sind und moderne Verhaltensweisen auf alte Zeiten übertragen.
Herrlich abenteuerliche, auch romantische Unterhaltung mit ritterlichen Helden, Fieslingen auf der anderen Seite. Mit heldenhaften Kämpfen, Intrigen und wie bereits im ersten Sammelband einfach schön in Szene gesetzt. 🙂
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