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Comic Blog


Montag, 06. September 2010

Yiu – Die Apokalypse 4

Filed under: SciFi — Michael um 18:58

Yiu - Die Apokalypse 4Während draußen die Gläubigen jedweder Religion in heller Aufregung sind, die Presse verzweifelt versucht einen Blick auf das Geschehen im Inneren der riesigen Kathedrale zu werfen, tobt drinnen ein Kampf, den die Welt noch nie gesehen hat. Selbst Yiu, die sich überreden ließ, ein kleines Team anzuführen, müsste sich an dieser Stelle eingestehen, dass Hilfe Not tut. Allerdings schrumpft dieses Team auch bedenklich und mit ihm die Hoffnung auf einen Sieg. Yiu gibt alles. Für jemanden, der als einer der besten Killer in dieser ohnehin verflucht gewalttätigen Gesellschaft gilt, ist das eine verdammt große Menge an Können, Schweiß und Blut. Und alles nur aus einem Grund, der aufrichtiger nicht sein könnte. Yiu riskiert ihr Leben einzig, um ihren kleinen Bruder Ji-A zu retten.

Plötzlich bluten die Herzen. Und nicht nur das. Doch nach vielen Kämpfen, manche würde es Gemetzel nennen, sind diese, vergleichsweise kleinen Wunden, die in aller Stille anrühren. Das Autorentrio Tehy, Guenet (gleichzeitig als Zeichner hier vertreten) und J.M. Vee lassen nach einem fulminanten Kampf etwas Ruhe einkehren. Es gibt kaum einen optischen Vergleich, für diese Auseinandersetzung, die von den drei Machern hier aufgefahren wird. Ein Wesen, ein Anti-Gott, der Kraft seiner Stimme, Gegner in Flammen aufgehen lassen kann, stellt für ihre Heldin Yiu eine immense Herausforderung dar. Nach allem, was Yiu bereits erledigt hat (im wahrsten Sinne des Wortes), gerät die zerbrechlich wirkende Frau an ihre Grenzen.

Obwohl die Welt um Yiu herum, diese moderne Apokalypse, vielschichtig angelegt ist und ungeheuer viele Details die Darstellung bereichern, steht nicht die Science Fiction im Vordergrund. Yiu ist ein Sci-Fi-Fantasy-Kracher. Jedes einzelne Bild von Guenet belegt diese Aussage. Wenn er in bester Schwermetall-Manier Massenszenen über die Seite ausbreitet oder in Breitwandoptik seitenübergreifend malt, dann liegt dem Leser hier echtes Action-Kino im Albenformat vor.

Ein milchig, mit deutlich sichtbarem Pinselstrich geschaffener Farbauftrag taucht die Bilder in ein zumeist feuriges Licht. Überall schießt und brennt es. Es explodiert, platzt, stürzt ab, geht in Flammen auf. Das darf man nicht ernst nehmen. Entsprechend wirkt die Figur des antichristlichen Wesens, so hoch wie ein Einfamilienhaus und unkaputtbar, alptraumhaft, unrealistisch, fast schon wie eine Kreation von Clive Barker, der eine besonders abscheuliche Gestalt für sein Hellraiser-Universum schaffen wollte.

Die gesamte Konstellation, die Erzählung wie auch die Grafiken, ist eigentlich eine derartige Überspitzung, so dass sämtliche Erscheinungen in Sachen Horror und Science Fiction hier über den Leisten gezogen werden. Wenn zig religiöse Gemeinschaften auf einem riesigen Schlachtfeld in den Kampf der letzten Tage ziehen, wenn der Anti-Gott sich immer wieder regeneriert, machtvoll ist und trotzdem den Hass von Yiu lernen will, dann schwelgen Tehy, Guenet und Vee geradezu in einem Bombastepos, dessen erzählerische Grenzen nach oben offen sind. Alles ist möglich.

Wer auf knallharte Action steht, sollte einen Blick in diese Achterbahnfahrt werfen. Selten musste ein Action-Held derart viel aushalten, selten wurde ein Konzept so strikt durchgezogen. Würde der Text einen nicht zum Lesen zwingen, würde sich die Umblättergeschwindigkeit von Seite zu Seite erhöhen. Action-Kino im Albenformat! Aber nichts für schwache Nerven. 🙂

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