Die Kavallerie hat sich in Stellung gebracht. Längst überblicken die Soldaten das Versteck der Apachen, die sich ringsum einen Gefangenen versammelt haben. Reverend Younger, der Gefangene, hat mit seinem Leben abgeschlossen, als vollkommen unerwartet weitere Hilfe ins Spiel kommt. Blueberry erhofft sich durch die Gefangennahme des Häuptlings eine Pattsituation. Leider legt er sich ausgerechnet mit Geronimo an. Der Anführer der Chiricahuas hat zu viel mitgemacht, um sich durch einen hergelaufenen Taugenichts gefangen nehmen zu lassen. Gebannt verfolgen Indianer wie auch die Kavalleristen die ungewöhnliche Prügelei, die quer durch einen schmalen Fluss verläuft. Am Ende ist Geronimo der bessere Kämpfer.
Als in einem Album noch Platz übrig war, übernahm Jean-Michel Charlier die Aufgabe, diesen zu füllen. Auf mehreren Seiten stellte er den Werdegang und den Lebensweg von Mike S. Donovan, allseits bekannt als Blueberry zusammen. Diese Zusammenfassung ist hier, ergänzt durch interessantes Bildmaterial, vor Apachen nachzulesen. Es ist selten, dass eine Comic-Figur derart langlebig ist, dass sie derart viel erlebt und auch derartig in die reale Geschichte, hier des Wilden Westens, eingearbeitet worden ist.
Der vorliegende Sammelband greift mehrere Geschichten auf. Die längste unter ihnen, Apachen, ist auch als Einzelausgabe erschienen und nimmt innerhalb der gesamten Reihe eine Sonderstellung ein. Jean Giraud, der spätere Moebius, wandelt hier zwischen seinen Zeichenstilen. In jungen Jahren sehr versiert mit einem skizzenhaften Strich, in späteren Jahren sehr reduziert, dafür um ein mehrfaches exakter. Hier kommt beides zusammen und es entsteht ein Blueberry wie aus dem Lehrbuch für angehende Zeichner. Neben der Zusammenfassung der Geschichte konnte der Leser Teile der Handlung auch bereits im Zyklus um Mister Blueberry bewundern, genauer in den Episoden Geronimo, der Apache und Dust.
Das Gesamtwerk hat ein wenig vom Jugendstil, etwas Verschörkeltes, ein wenig verspielt, mit sehr gutem Blick gezeichnet, vor einer teilweise knallharten Geschichte um Blueberrys Begegnung mit Geronimo. Zwei große Kernbereiche tun sich auf: Die Befreiung des Reverends Younger aus der Hand der Apachen und die Befreiung junger Apachenkinder aus der Hand des Reverends. Während die Indianer sich schlicht rächen wollten, versucht der Reverend in einem ungewöhnlichen Waisenhausprojekt aus den für ihn Wilden zivilisierte Menschen zu machen. Wie zivilisiert der zivilisierte Mensch wirklich ist, wird von Jean Giraud eindrucksvoll und an verschiedenen Stellen gezeigt.
Farblich ist Apachen weit von den Anfängen der Reihe entfernt. Vorbei die Zeiten, als eine Szene oder ein Bild in einer Farbe daherkam oder ein Cowboy ganz in Rot vor einem blauen Hintergrund zu sehen war. Hier wird farblich ins Detail gegangen, sicherlich auch zurückhaltend, aber auch jeweils sehr kräftig. Insofern verstärkt sich der Eindruck eines Jugendstils. Girauds Frauendarstellungen könnten auch von Alfons Mucha stammen.
Apachen wird durch kleinere Geschichten und schlichte Begegnungen ergänzt, die für Comic-Fans nicht uninteressant sind. Blueberry trifft Buddy Longway (hierzulande in den 70ern durch YPS recht bekannt geworden), Red Dust (Comanche), MacCoy und Cartland. Gerade in der Begegnung mit letzteren wird deutlich, wie eindrucksvoll reine Schwarzweißzeichnungen sein können. Denn hier begegnen sich nicht nur die Figuren, sondern jeder maßgebliche Zeichner hat seine Figur in Szene gesetzt. Der Effekt ist beeindruckend. Letztlich ist dies natürlich eine Spielerei, ebenso wie die anderen kleinen Episoden (wie auch ein Schwarzweißfotoroman). Dem Fan mag es gut zur Ergänzung dienen.
Was noch fehlte: Die Spezial-Ausgabe der Blueberry-Chroniken trägt die letzten Teile der Reihe zusammen, die sich ansonsten schwer innerhalb der normalen Geschichten einordnen. Fans kommen hier auf ihre Kosten. 🙂
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