Gruagach von Lough Leane ist eine gebrochene Kreatur. Seit langer Zeit wartet er nun auf eine Gelegenheit, sein altes Leben zurückzubekommen. Jetzt ist er nur ein Wesen in der Form eines Keilers. Aber er war einst ein mächtiger Krieger, ein Gestaltwandler, der es vermochte gegen Riesen zu kämpfen. Gruagach hat eine Hoffnung. Sollte die rote Königin wieder erwachen, könnte sie die Macht besitzen, ihn zu heilen. Es ist ein alter Mann, ein Unbekannter zudem, der Gruagach einen Kelch mit Blut überreicht. Gruagach leert das Gefäß in die Truhe mit den Überresten der Königin. Das Unfassbare geschieht …
Hellboy hatte sich auf einen ruhigen Aufenthalt gefreut. In Italien, in der Obhut zweier netter alter verstorbener Damen, Geister, fühlte er sich wohl. Doch die Post findet ihn auch dort. Das Siegel auf dem Umschlag spricht eine deutliche Sprache. Ob er will oder nicht: Hellboy ist einen knappen Tag später in England, um dem Osiris Club seine widerwillige Aufwartung zu machen.
Lücken schließen. Unglaublich, aber wahr, Hellboy bereichert die Comics bereits seit 20 Jahren. In all der Zeit kamen und gingen Figuren wie auch Verlage. Hellboy ist einer der wenigen Comic-Charaktere, die auf eine beispielhafte Erfolgsgeschichte zurückblicken können. Zuerst nur ein schwarzweißer Charakter, erreichte auch ihn die Farbe. Mehr noch: Mike Mignola, der mit Hellboy auch einen unverwechselbaren reduzierten Zeichenstil kreierte, legte mittlerweile den Zeichenstift beiseite und konzentrierte sich auf das Schreiben.
Im Laufe der Zeit wurden viele Rätsel gelüftet, doch fast noch mehr angerissen. Charaktere wurden vorgestellt, aber mehr oder minder ohne Hintergrund in das Umfeld von Hellboy geschickt. Und besonders wichtig: Wird Hellboy tatsächlich einmal für die Vernichtung der Welt verantwortlich sein?
Mike Mignola lässt diese Frage weiterhin offen. Immerhin weigert sich Hellboy beharrlich, sich auf diese Prophezeiung einzulassen. Er ist lieber der Held, der gegen das Böse antritt. Wie bei der Wilden Jagd, bei der gegen einen Trupp von Riesen aufmarschiert werden soll. Mignola nutzt diese Episode, um Hellboy an sich selber zweifeln zu lassen. In einer wunderbar parallel laufenden Erzählung, nach der alle Stränge perfekt zueinander finden, warten Selbstzweifel, Wunder, Kämpfe, Erstaunliches und eine überbordende Fantasie auf den Leser.
Duncan Fegredo hat den Zeichenstift übernommen, muss sich aber stets mit Mignola über Details abstimmen. Mignola gesteht in einem Interview, ein Kontrollfreak zu sein, der jedoch inzwischen gelernt hat Fegredo mehr Freiraum zu lassen. Stilistisch sind Fegredos Zeichnungen zwischen der Technik eines Mignola wie auch eines Sean Phillips (Sleeper) anzusiedeln. Die Kolorierung der Hellboy-Geschichten hat nichts daran geändert, dass die Abenteuer ebenso gut in Schwarzweiß funktionieren würden. Kantig, auf den ersten Blick grob getuscht, mit starken Schattenflächen versehen haben die Geschichten optisch ihre Grundausrichtung beibehalten.
Allerdings wirkten Mignolas Bilder leichter, detailärmer, während Fegredo ausgreifender malt und mit seinem Bildern einen höheren Wiedererkennungswert bietet. Eine gedeckte, fast schon kühl zu nennende Farbgebung durch Dave Stewart, einem altgedienten Mitstreiter am Hellboy-Universum, sorgt für das nötige Hellboy-Flair, nicht knallig pompös, dafür mystisch-düster.
Eine vollkommen in sich geschlossene Angelegenheit. Viele Fragen werden beantwortet, manche Türen geschlossen. Dafür öffnet Mike Mignola neue und ebnet den Weg für weitere mysteriöse Entwicklungen. Szenisch bestens bearbeitet durch Duncan Fegredo und Dave Stewart. Für Fans ein Muss, andere Leser sollten sich zuvor über vergangene Episoden einlesen. 🙂
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