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Comic Blog


Freitag, 09. Juli 2010

Das Reich Sienn 1 – Yarligs Erbe

Filed under: Abenteuer — Michael um 13:18

Das Reich Sienn 1 - Yarligs ErbeEinen Zwergenkönig kann nichts aufhalten. Sadwin springt und hüpft, weicht seinen Gegnern mit einer Energie aus, die ihresgleichen sucht. Stets geht er siegreich aus einem Kampf hervor, sehr zum Leidwesen seiner Gegner. Aber Sadwin hat auch ein Ziel: Ein Königreich. Genauer gesagt: Sein ehemaliges Königreich. Im Zweikampf, oder auch Mehrkampf, mag er ein besonderer Krieger sein, zur Unterwerfung eines ganzen Reiches braucht es mehr. Angeblich gibt es ein Mittel, um die nötige Macht für dieses Ziel zu erlangen: Yarligs Erbe, die Knochen eines lang verstorbenen Zauberers.

The Good, the Bad and the Ugly. Vielleicht auch: Zwei glorreiche Halunken. Oder, wie im Original: Il buono, il brutto, il cattivo. Die Originalgeschichte des Films von Sergio Leone, die diesem Fantasy-Reißer zugrunde liegt, mag dem einen oder anderen Cineasten bereits begegnet sein. Auch hier finden sich drei Protagonisten. Ein Duo spielt Kopfgeldjäger und Gefangener, eine Halbelfe und ein Oger (der letzte seiner Art). Ein anderer ist auf der Suche nach einem ganz besonderen Schatz.

Sicherlich haben Jean-Luc Istin und Nicolas Pona einiges umgestellt und auch neu interpretiert. Istin, dessen Werke dafür bekannt sind, in gewissem Sinne eine Hommage an Klassiker zu sein und auch etwas Neues aus ihnen entstehen zu lassen, nimmt hier einen Western als Grundlage für ein Fantasy-Abenteuer. Laam, die Halbelfe, ist diejenige, die den Oger immer wieder aus der Gefangenschaft rettet, um ihn an anderer Stelle erneut anzubieten. Frozen, der Oger, ist, gemessen an Laam, lammfromm. Sadwin schließlich, der ehemalige Zwergenkönig, ist bad, eher noch schlimmer.

Es geht um Knochen und um Macht. Wer die Gebeine des einstmals mächtigen Zauberers Yarlig findet, wird auch ihre Macht erhalten. Große Macht, die Sadwin dazu gebrauchen kann, sein Königreich zurückzuerobern. Sieht man einmal von Frozen ab, der auch ein wenig wie Frankensteins Monster ist, stark und einsam, gibt es für alle Beteiligten nur eines, um an das Ziel zu gelangen: Absolute Brutalität.

Wo bei Sergio Leone nur die blauen Bohnen flogen (und auch geprügelt wurde), fliegen hier die Körperteile. Unter dem Strich ist diese Fantasy von ihrem Gewaltgehalt eher einem Blood Bowl zuzuordnen. Da die Zeichnungen von Francois Gomes oftmals eher putzig und knuffig wirken und eigentlich eine sehr heimelige Fantasy ausstrahlen, ist der Effekt etwas irritierend. Zum Vergleich: Stilistisch ist Gomes einem Jean-Pierre Danard (Marlysa) viel, viel näher als einem Philippe Xavier (Kreuzzug).

Zwar sind die Bilder stilistisch verspielt, dennoch ist die Qualität sehr gut. Zur Darstellung der verschiedenen Wesen wird ein Höchstmaß an Fantasie herangezogen. Das Umfeld besticht durch eine große Detailfülle und so manches Bild strahl eine tolle Atmosphäre aus. Ein trauriger Frozen, angekettet auf einem Scheiterhaufen sitzend, der sich mit einem kleinen Mädchen unterhält (ein wenig Frankenstein), ihm aber nichts zuleide tut (auch nie tun würde). Hier passen Optik und Erzählung wunderbar zusammen. Wenn in Sadwins Kämpfen die Köpfe fliegen, ist die Optik höchst befremdlich.

Die Kolorierung von Stambecco, mit der Assistenz von Camille Bricod, hinterlässt einen tollen Eindruck. Besonders in Landschaftsszenen oder auch groß angelegten Kämpfen wie der Schlacht der Magier entstehen auf der Grundlage der Skizzen von Gomes eindrucksvolle Endergebnisse.

Viele Zitate: Jean-Luc Istin liebt die Erzählung und die Erzählungen anderer. Wieder einmal nimmt er sich eine Vorlage ungeniert und überträgt diese auf seine eigenen Ideen. Das funktioniert mit und ohne Kenntnis der Vorlage. Gute Optik, aber auch ziemlich brutal. 😐

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