Als auf dem nordamerikanischen Kontinent noch die Konflikte zwischen Engländern und Franzosen ausgetragen wurden, stellten sich auch verschiedene Indianerstämme auf die Seiten der Weißen. Aber es gab auch Fremde in diesem Land, die sich keiner Seite zugehörig fühlten. Einer dieser Männer ist Constant, ein Akadier, Nachkomme französischer Siedler. Constant hat nicht allein durch seine Abstammung Schwierigkeiten. Als Schwerenöter, ein französisches Erbe, das er nicht leugnen kann, musste er ein Verhältnis mit der Tochter eines englischen Colonels beginnen. Der hochrangige Offizier ist alles andere als begeistert über diese Liaison und hetzt seine Soldaten auf Constant. Kurz darauf ist der junge Mann auf der Flucht und noch ein wenig später hat sich sein Leben vollkommen auf den Kopf gestellt.
Als Späher einer Armeeeinheit geht er zusammen mit einem Huronen der Truppe voraus. Die beiden ungleichen Männer freunden sich an. Gegenseitiges Vertrauen werden sie auch bald nötig haben, denn aus einer einfachen Reise zu einem neuen Truppenquartier wird eine Begegnung mit Wesen, die direkt aus der Hölle zu kommen scheinen.
Jene, die keine Weißen auf ihrem Land dulden, haben einen Weg gefunden, den Eindringlingen zu widerstehen. Mit purem Schrecken. Aus einer Situation, die Freunde der klassischen Erzählung aus dem amerikanischen Osten her kennen, siehe Der letzte Mohikaner, wird eine spannungsgeladene Handlung, die Einflüsse des 13. Kriegers nicht leugnen kann. Das Autorenduo Fabrice David und Gregory Lassabliere wechseln von der Abenteuerhandlung hin zu einem Szenario mit Horrorelementen. Infolge der überraschenden Wendungen auch im ersten Teil der Geschichte entsteht eine sehr ungewöhnliche Handlung aus den Anfangstagen der Besiedlung des nordamerikanischen Kontinents.
Constant ist eine klassische Abenteuerfigur. Sie hat alles verloren und kann eigentlich nur gewinnen: Falsch gedacht. Bevor es für Constant besser werden kann, muss es erst noch schlimmer werden. Viel schlimmer. In Boston, im Jahre 1756, versuchen diejenigen, die sich in Nordamerika eingerichtet haben, ein europäisches Leben auf dem neuen Kontinent zu führen. Das ist nicht einfach, denn hinter den zivilisierten Behausungen ist das Land wild. Außerdem haben auch Gauner ihren Weg in dieses Land gefunden, auch solche, die sich hinter ehrbaren Masken verstecken.
Durch die hervorragenden Bilder von Federico Carlo Ferniani erwacht diese vergangene Zeit zum Leben. Angesichts der Qualität der Bilder muss sich die Frage gestellt werden, warum man nicht schon eher von Ferniani gehört hat. Dies ist seine erste Serie. Ferniani arbeitet naturalistisch und verleiht der Zeit ein authentisches Abbild. Manche Szenen könnten als Illustrationen zu historischen Dokumentationen herhalten. Ferniani zeichnet mit sehr feinen schmalen Strichen und erschafft viele Figuren mit starkem äußerlichem Charakter.
Constants Wandel vom Tunichtgut zum verzweifelten Soldaten ist gut getroffen. Die Orte in den Wäldern, die Indianer, die alles andere als edle Wilde sind, wie auch die überfallene kleine Siedlung erhöhen die stimmige und zunehmend gruselige Atmosphäre der Geschichte.
Hat man die Lektüre beendet, empfiehlt es sich, noch einen Blick auf den Anfang zu werfen, denn einiges wird dann klarer, vielleicht sogar unheimlicher.
Ein starkes Debüt eines sehr talentierten und technisch versierten Zeichners. Der Auftakt baut eine sehr hohe Spannung auf und endet mit einem sehr gemeinen Cliffhanger. Die Autoren vermischen geschickt Abenteuer und Horrorgeschichte. 🙂
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