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Comic Blog


Samstag, 22. Mai 2010

Badlands

Filed under: Mystery — Michael um 19:42

BadlandsRapid City. Der Zug hält. Jonny Hamilton hat sein vorläufiges Ziel erreicht. Weiter geht es per Postkutsche. Gerade angekommen hält sich Jonny nicht lange mit den Befindlichkeiten am Ort auf. Geradewegs marschiert er zum Friedhof, wo er sich am Grab seines Vaters endgültig verabschiedet. Eine Verkettung für den Wilden Westen nicht gerade seltener Umstände führt zur Bekanntschaft mit einem Mann, der seinen Vater kannte. Nach dem Grab erhält Jonny so auch die Gelegenheit, einen Blick auf die Hütte seines Vaters zu werfen. Dieser Besuch bringt eine Wende in Jonnys Leben, denn es offenbaren sich Fähigkeiten, die er von seinem Vater geerbt hat und die alten Herren nur Unglück einbrachten.

In dieser Einzelausgabe, obwohl im Wilden Westen angesiedelt, findet der Leser nicht die übliche Handlung eines Westerns. Angesichts der vielen Mythen und Rituale der amerikanischen Ureinwohner ist es eher ungewöhnlich, dass Mystery noch nicht häufiger auf den Wilden Westen traf. Ganz im Stile eines Romans von Jack London verirrt sich ein junger Mann in die Einöde: Deadwood. Eine Endstation im Nirgendwo mit gestrandeten Seelen. Eigentlich will niemand hier sein. Es gibt einen Friedhof, die Endstation der Endstation. Der Vater des jungen Mannes lebte etwas außerhalb des Ortes. Seine Hütte ist heruntergekommen, ein Erbe gibt es nicht. Oder doch?

Ein Buch, belegt mit einem Fluch. Der junge Mann will das Buch unbedingt behalten, obwohl es seinem Vater nichts Gutes einbrachte. Aber es auch das einzige Hab und Gut, das von seinem Vater übrig geblieben ist. Sentimentalität geht vor Selbsterhaltungstrieb. Axel Gonzalbo schreibt erfreulicherweise eine einzelne Geschichte. Eine Fortsetzung ist nicht vorgesehen. Gonzalbo besinnt sich auf die gute alte Tradition, einen guten und fundierten Einstieg in die Handlung zu finden und dann geht es auch schon los.

Jonny Hamilton in Schwierigkeiten: Ein Buch bringt seinem Besitzer den Tod. Und nicht nur das. Rachegeister machen sich auf, um den Besitzer des Buches zu finden. Wer dabei im Weg steht, muss sterben. In einer Mischung aus FOG (ohne Nebel) und Necronomicon, ein paar Einflüsse aus Poltergeist 2 entsteht eine spannende Verfolgungsjagd auf Leben und Tod. Gonzalbo fackelt nicht lange. Die Hintergründe der einzelnen Charaktere enthüllen sich Stück für Stück, werden eingeflochten, sofern Zeit bleibt. Hier bedeutet das: Wenn sich die Flüchtenden Zwangspausen gönnen, gelangen weitere Einzelheiten ans Licht.

Mit Jean-Claude Cassini tat sich schon mit Western-Themen hervor. Seminole, Tequila Desperados zeigten seine Fertigkeiten neben dem Piraten-Szenario Bouffe-Doublon. Mit Badlands liegen nun auch Bilder von ihm hierzulande vor. Schade, dass dies nicht früher der Fall war, denn Cassini hat einen sehr schönen Stil, eine Mischung aus einem späteren Jean Giraud, einem Mike Wieringo (manchmal Ähnlichkeiten bei Jonny), etwas John Romita Jr. (insbesondere bei der Darstellung der Indianer ersichtlich) und ein wenig John Buscema, was die Rasanz und die Tuscheführung anbelangt. (Aber bei aller Finesse geht ihm auch ein Fehler durch. Wer genau hinschaut, entdeckt ihn.)

Farblich greift Axel Gonzalbo wieder ein. In gedeckten Tönen wie Braun, Beige, Ocker, Meerblau und Meergrün, eher kalten als warmen Farben zeigt Gonzalbo ein South Dakota, das an Alaska erinnert. In jedem Fall findet sich der Leser in kälteren Regionen wieder, nicht in westerntypischen staubigen Ebenen und kargen Felsen. Hier gibt es dichte grüne Wälder, viel Schatten, Regen und Schlamm. Die Rachegeister kündigen sich mit kleinen Blitzen an, überspringen mitunter sehr modern einige Meter und machen sich für die Verfolgten unberechenbar. Alles in allem ist die Atmosphäre optimal eingefangen.

Eine schöne Einzelgeschichte: Western trifft Mystery. Mit Badlands beweisen die Macher Axel Gonzalbo und Jean-Claude Cassini, dass dies keine schlechte Mischung ist. Prima. Mehr von diesem Team. 🙂

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