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Comic Blog


Samstag, 22. Mai 2010

Badlands

Filed under: Mystery — Michael um 19:42

BadlandsRapid City. Der Zug hält. Jonny Hamilton hat sein vorläufiges Ziel erreicht. Weiter geht es per Postkutsche. Gerade angekommen hält sich Jonny nicht lange mit den Befindlichkeiten am Ort auf. Geradewegs marschiert er zum Friedhof, wo er sich am Grab seines Vaters endgültig verabschiedet. Eine Verkettung für den Wilden Westen nicht gerade seltener Umstände führt zur Bekanntschaft mit einem Mann, der seinen Vater kannte. Nach dem Grab erhält Jonny so auch die Gelegenheit, einen Blick auf die Hütte seines Vaters zu werfen. Dieser Besuch bringt eine Wende in Jonnys Leben, denn es offenbaren sich Fähigkeiten, die er von seinem Vater geerbt hat und die alten Herren nur Unglück einbrachten.

In dieser Einzelausgabe, obwohl im Wilden Westen angesiedelt, findet der Leser nicht die übliche Handlung eines Westerns. Angesichts der vielen Mythen und Rituale der amerikanischen Ureinwohner ist es eher ungewöhnlich, dass Mystery noch nicht häufiger auf den Wilden Westen traf. Ganz im Stile eines Romans von Jack London verirrt sich ein junger Mann in die Einöde: Deadwood. Eine Endstation im Nirgendwo mit gestrandeten Seelen. Eigentlich will niemand hier sein. Es gibt einen Friedhof, die Endstation der Endstation. Der Vater des jungen Mannes lebte etwas außerhalb des Ortes. Seine Hütte ist heruntergekommen, ein Erbe gibt es nicht. Oder doch?

Ein Buch, belegt mit einem Fluch. Der junge Mann will das Buch unbedingt behalten, obwohl es seinem Vater nichts Gutes einbrachte. Aber es auch das einzige Hab und Gut, das von seinem Vater übrig geblieben ist. Sentimentalität geht vor Selbsterhaltungstrieb. Axel Gonzalbo schreibt erfreulicherweise eine einzelne Geschichte. Eine Fortsetzung ist nicht vorgesehen. Gonzalbo besinnt sich auf die gute alte Tradition, einen guten und fundierten Einstieg in die Handlung zu finden und dann geht es auch schon los.

Jonny Hamilton in Schwierigkeiten: Ein Buch bringt seinem Besitzer den Tod. Und nicht nur das. Rachegeister machen sich auf, um den Besitzer des Buches zu finden. Wer dabei im Weg steht, muss sterben. In einer Mischung aus FOG (ohne Nebel) und Necronomicon, ein paar Einflüsse aus Poltergeist 2 entsteht eine spannende Verfolgungsjagd auf Leben und Tod. Gonzalbo fackelt nicht lange. Die Hintergründe der einzelnen Charaktere enthüllen sich Stück für Stück, werden eingeflochten, sofern Zeit bleibt. Hier bedeutet das: Wenn sich die Flüchtenden Zwangspausen gönnen, gelangen weitere Einzelheiten ans Licht.

Mit Jean-Claude Cassini tat sich schon mit Western-Themen hervor. Seminole, Tequila Desperados zeigten seine Fertigkeiten neben dem Piraten-Szenario Bouffe-Doublon. Mit Badlands liegen nun auch Bilder von ihm hierzulande vor. Schade, dass dies nicht früher der Fall war, denn Cassini hat einen sehr schönen Stil, eine Mischung aus einem späteren Jean Giraud, einem Mike Wieringo (manchmal Ähnlichkeiten bei Jonny), etwas John Romita Jr. (insbesondere bei der Darstellung der Indianer ersichtlich) und ein wenig John Buscema, was die Rasanz und die Tuscheführung anbelangt. (Aber bei aller Finesse geht ihm auch ein Fehler durch. Wer genau hinschaut, entdeckt ihn.)

Farblich greift Axel Gonzalbo wieder ein. In gedeckten Tönen wie Braun, Beige, Ocker, Meerblau und Meergrün, eher kalten als warmen Farben zeigt Gonzalbo ein South Dakota, das an Alaska erinnert. In jedem Fall findet sich der Leser in kälteren Regionen wieder, nicht in westerntypischen staubigen Ebenen und kargen Felsen. Hier gibt es dichte grüne Wälder, viel Schatten, Regen und Schlamm. Die Rachegeister kündigen sich mit kleinen Blitzen an, überspringen mitunter sehr modern einige Meter und machen sich für die Verfolgten unberechenbar. Alles in allem ist die Atmosphäre optimal eingefangen.

Eine schöne Einzelgeschichte: Western trifft Mystery. Mit Badlands beweisen die Macher Axel Gonzalbo und Jean-Claude Cassini, dass dies keine schlechte Mischung ist. Prima. Mehr von diesem Team. 🙂

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Jonah Hex – Der Film

Filed under: Comics im Film — Michael um 17:10

Jonah Hex - Der FilmDjango, zieh′ dich warm an. Jetzt kommt: Jonah Hex. In diesen Tagen steht eine weitere Comic-Verfilmung ins Haus. Bereits seit 1972 existiert der ehemalige Konföderierte, gezeichnet durch eine scheußliche Brandnarbe, immer auf der Suche nach Händel und Streit. Jonah Hex ist keine Lichtgestalt, er ist nicht einmal wie der erwähnte Django ein Rächer, der auch nur entfernt das Herz erwärmen könnte. Jonah Hex hat Pech gehabt, im Sinne eines schlimmen Schicksals, darüber hinaus gibt es nichts, was diesen Antihelden sympathisch macht. Man könnte sagen, er ist ein wenig wie der Hulk, nur als Mensch mit (großen) Knarren und ohne eine friedliche Geheimidentität.

Josh Brolin, bekannt aus No Country For Old Men und Planet Terror, spielt den garstigen Revolverhelden mit tiefer Reibeisenstimme. An seiner Seite, extra für die Verfilmung erfunden, tritt die Prostituierte Leila gegen die Feinde an, gespielt von Megan Fox, anscheinend nicht mehr bei Transformers dabei, nun als Blickfang im Wilden Westen angelangt. Damit die Besetzung auch stimmt, wurde mit John Malkovich ein Bösewicht gefunden, der als Widerling mehr als erprobt ist (siehe: In The Line Of Fire, Con Air u.a.).

Es wäre wünschenswert, wenn im Zuge einer neuen Western-Welle (nein, das soll kein Wortspiel sein), es auch Jonah Hex mit ein paar Ausgaben über den großen Teich schafft. Einer der Zeichner der jüngsten Ausgaben ist Jordi Bernet, hierzulande bekannt durch Torpedo.

Links:

http://www.dccomics.com/dcu/graphic_novels/?gn=4426
http://www.dccomics.com/dcu/comics/?cm=14513
http://jonah-hex.warnerbros.com/
http://www.imdb.com/title/tt1075747/
http://www.moviemaze.de/filme/3476/jonah-hex.html

Die Saga vom Dunkelelf 14 (Hörspiel)

Filed under: Comics im Hörspiel — Michael um 15:36

Die Saga vom Dunkelelf 14 - Gefährliche BegegnungenDer Feind hat sein Ziel erreicht. Weit oben auf dem Grat der Welt, einer Gebirgskette, wartet Drizzt auf den Angriff. Der Feind kommt. Endlich steht nichts mehr zwischen ihm und dem verhassten Dunkelelfen. Während Drizzt um sein Leben kämpft, steht es für die ihn suchenden Gefährten kaum besser. In den dunklen Gängen tief im Gestein der Berge lauern ihnen die Drows auf. Hier werden keine Schlachten geschlagen, in denen Gefangene gemacht werden sollen. Keine Verhandlungen, kein Taktieren, sondern Frontalangriff ist das Mittel der Wahl.

Drizzt ist von der eigenen Verwandtschaft gefangen. Schlimmer noch: Er soll der Göttin Lloth geopfert werden. Ein Dunkelelf darf nicht gegen seine Art handeln. Drizzt hat noch mehr getan als das. Nicht nur seine Abkehr vom eigenen Volk war im Auge der Drow schändlich. Sein Handeln führte auch zum Niedergang des Hauses seiner eigenen Familie. Vierna Do′Urden, die Schwester von Drizzt, über den Verlust der Macht wahnsinnig geworden (vielleicht war sie es auch schon vorher, bei Dunkelelfen kann man so sicher nicht sein).

Inzwischen hat sich ein wichtiges Rätsel gelüftet. Es ist die Lösung auf verschiedene Fragen. Doch damit steht niemand der Gefährten um Drizzt besser da. Am allerwenigsten Drizzt selbst. Erzähler Tobias Meister, die Stimme von Drizzt, in der vorherigen Folge in der Handlung eher zum Beobachter geworden, ist diesmal wieder mitten drin. Es geht gegen einen alten Feind, nicht vollends unerwartet (besonders nicht für die, die mit den Romanen vertraut sind), aber auf sehr ungewohnte Art. Ein Kampf darf zuerst kein richtiger Kampf sein. Das ist schon ungewöhnlich, später jedoch, in Anbetracht des sehr schön geschilderten zweiten Kampfplatzes und der folgenden Wendungen, entsteht vor dem geistigen Auge eine irrsinnig tolle Kulisse.

An anderer Stelle raufen sich die Gefährten wieder zusammen. Langsam nähern sich Wulfgar (Bernd Hölscher) und Catti-Brie (Annabelle Krieg) einander an. Auch ihr zwergischer Adoptivvater Bruenor vermittelt zwischen den beiden. Wie immer herrlich polternd und brummelig: Uwe Hügle, der mit seiner Stimme beispielhaft zeigt, wie ungeheuer plastisch eine Figur nur durch die Stimme angelegt sein kann.

Thibbledorf Pwent, eigentlich ein Nebencharakter, ein zwergischer Schlachtenwüter, wird gespielt von Helmut Gentsch und zeigt, wie dankbar außergewöhnliche Charaktere für Sprecher (und für die Handlung) sein können. Wer bislang dachte, ein Drow sei unbesiegbar und jemand, der klein ist wie ein Zwerg, habe sowieso keine Chance gegen Dunkelelfen, wird hier eines Besseren belehrt.

Neben den vielen Beispielen für schöne Dialoge und spannende Szenen ist auch der Aufbau des Hörspiels beispielhaft. Zwar ist die Vorkenntnis von Folge 13, Das Vermächtnis ein Muss, gleichzeitig lässt es sich wunderbar hören, wie die einzelnen Stränge und offenen Fragen zusammengeführt werden und Szene für Szene die Spannung steigt. Musik und akustische Effekte sorgen desweiteren für das Ohrkinogefühl und machen aus der 14. Episode bis zum Schluss einen Ohrenschmaus.

Des Rätsels Lösung macht aus der vorliegenden Episode eine Geschichte voller Wendungen und Überraschungen: Perfekte Fantasy-Unterhaltung in bewährter Qualität. 🙂

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Freitag, 21. Mai 2010

Das Einhorn 3

Filed under: Abenteuer — Michael um 19:33

Das Einhorn 3 - Die schwarzen Wasser von VenedigVenedig: Die Bevölkerung feiert den Karneval und alles bereitet sich auf die denkwürdige Zeremonie der Vermählung mit dem Meer vor. Jeder auf seine Weise. Während die einen sich eine schöne Zeremonie wünschen, wollen andere, finstere Mächte, das Schicksal der gesamten Menschheit auf das Fürchterlichste beeinflussen. Kaum sind die Reisenden, die genau das verhindern wollen, in Venedig angekommen, werden sie bereits entdeckt und gejagt. Ihre Flucht ist waghalsig, doch etwas anderes bleibt ihnen nicht übrig. Ihre Häscher scheuen kein Risiko um der Männer habhaft zu werden. Gäbe es die Primordialen in ihrer Gruppe nicht, wäre jeder Fluchtversuch vergebens.

Der Mensch hat zu viel erreicht. Seine Möglichkeiten sind immens. Selbst im Jahr 1565 scheint es keine Grenze mehr für ihn zu geben. In der dritten Ausgabe wird der Kampf gegen die Kirche, die danach drängt, die Oberhand über die Menschen zu behalten, immer dringlicher. Wie in vielen anderen Thrillern auch ist die Kirche hier zum Widersacher der Menschheit geworden, die mit ihren ganz eigenen Wertvorstellungen und Zukunftsvisionen eine Richtung für die Menschheit festlegen will. Mathieu Gabella beschreibt Machenschaften, die erst langsam Gestalt annehmen. Zu Anfang war alles noch diffus, das Szenario war fremdartig, nicht zuletzt wegen der Kreaturen, um die es sich insgeheim dreht.

Kreaturen: Primordiale. Diese Wesen, die wie zusammengesetzt aussehen (was letztlich auch möglich ist, wie die Geschichte erzählt), sind der Ursprung für Legenden, für die Darstellungen seltsamer Gestalten, mythischer Wesen, vielleicht auch für mythologisch aussehende Wasserspeier. Optisch wirken sie, als habe man den bekannten (und unbekannten) Gestalten die Haut, das Fell, die Federn oder die Schuppen abgezogen. Das hat auf den ersten Blick einen leichten Ekelfaktor, der sich angesichts der wissenschaftlichen Betrachtungsweise in der Erzählung schnell gibt.

So faszinierend in der Gestaltung, so aufwendig in der Umsetzung. Für Anthony Jean ergibt sich (nicht nur) durch die vielen Einzelheiten und unterschiedlichen Facetten der Primordialen ein Höchstmaß an Arbeit. Die Einblicke in die Vielfalt der Primordialen, die hier entstehen, sind faszinierend und muten manchmal als tatsächlich biologisch existierende Wesen an. Die mythischen Figuren, die hier nachgebaut werden wirken auf gruselige Weise schön. Einen besonderen Eindruck hinterlassen die Tritonen und die Nymphen, beides Wasserwesen, die hier mythologisch Vorbilder für Meerjungfrauen und Meermänner gewesen sind.

Der Leser darf im Laufe der Geschichte dem Zusammenbau einer Wasserprimordale beiwohnen, sicherlich ein Höhepunkt der Handlung, wenn auch nicht der Höhepunkt, denn dafür haben sich Anthony Jean und Mathieu Gabella erzähltechnisch wie optisch etwas sehr Spezielles ausgesucht: Die Hydra. Jenes Wesen, einst von Herkules angeblich erschlagen, bildet hier ein grandioses Fundament in vielerlei Hinsicht. Dieses neunköpfige Ungeheuer ist derart gigantisch entworfen, dass viele Monster, die sich bisher in Comic, Film und Roman ein Stelldichein gaben, kläglich dahinter verblassen. (Selbst ein Godzilla kann nach Hause gehen.)

Bei all den Details und der erzählerischen Pracht heißt es: Aufpassen. Die Erklärungen, die hier durch die einzelnen Personen erfolgen, auch die Konsequenzen, die sich durch einzelne Handlungsweisen ergeben, wollen aufmerksam gelesen werden. Allerdings ist die Spannung nach einigen Seiten bereits so groß, dass sich die Aufmerksamkeit zwangsweise einstellt. Beide Macher beweisen hier ein außerordentliches Talent.

Eine im wahrsten Sinne des Wortes phantastische Geschichte: Die Kenntnis der bisherigen Geschichte ist ein Muss. Die Bilder sind außergewöhnlich, plastisch und handwerklich von großer Perfektion. 🙂

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Donnerstag, 20. Mai 2010

Die Druiden 5 – Der Schicksalsstein

Filed under: Abenteuer — Michael um 11:50

Die Druiden 5 - Der SchicksalssteinDie Gefährten um Gwenc′hlan kommen ihrem Ziel wieder ein Stück näher. Die Gefahren werden unterdessen nicht weniger. Einem Mönch kommt eine ganz besondere Schlüsselrolle zu: Gwenole. War er bisher ein Verfechter des wahren Glaubens, wird er zusehends durch Visionen und Träume in Verwirrung gestürzt. Schließlich sogar ist er hoffnungslos verzweifelt. Was dem einen sein innerer Kampf, sind den anderen die äußeren Gefahren. Gwenc′hlan ist schnell bereit, eine fremde Angelegenheit zu seiner eigenen zu machen, wenn die anderen sich als Freunde erweisen. So führt der Weg von den Pikten zu den gefürchteten Wikingern und hier scheint sich endlich aller Schicksal zu vollenden.

Neue Freunde, neue Feinde. In der fünften und vorletzten Ausgabe der Reihe Die Druiden suchen die Gefährten den Schicksalsstein, der sie ihrem eigentlichen Ziel, dem Kessel von Dagda, näher bringen soll. Druiden und Mönche arbeiten Seite an Seite gegen eine geheime Bruderschaft, den Anhängern von Esus (kein Schreibfehler). Diese Esuiten agieren verschlagen und brutal. Sie werben schließlich mit Skothen an, Söldner. Sogar die Wikinger bieten sich als unerwartete Verbündete an. Währenddessen entwickelt sich Taran, der Schüler von Gwenc′hlan prächtig und vervollkommnet seine Fertigkeiten als Heiler.

Zu Beginn der Reihe hat Jean-Luc Istin munter aus anderen, bekannten Szenarien zitiert. Das ist kein Vorwurf, eigentlich ist es inzwischen ein Markenzeichen Istins, der dies auch schon zu anderen Gelegenheiten praktizierte. Bezeichnend aber ist, wie Istin nach einiger Erzähldauer die Kurve kriegt, manchmal plötzlich, manchmal schleichend etwas ganz Eigenes, mitunter auch etwas Besonderes entsteht. Es lässt sich nicht sagen, wie groß der Anteil von Thierry Jigourel an der Handlung ist. Vielleicht ist er auch für viele entscheidende Anstöße verantwortlich.

Ein Paradebeispiel des Kurvekriegens findet sich mit dieser Comic-Reihe. Bereits mit der zweiten Ausgabe erfolgte ein Schwenk, der mit Band 3 vollzogen war. Mittlerweile fühlt man sich als Leser der älteren Generation an klassische Kinofilme erinnert. Als Leser von Anderswelten wird man vielleicht Vergleiche zur Hammer und Kreuz Trilogie ziehen, nicht vollends thematisch, aber was die Intensität und die Dichte der Erzählung anbelangt allemal.

Durch die tolle Arbeit, ein echtes grafisches Zückerchen, wirkt die Geschichte wie auch die mittelalterliche Welt ungeheuer lebendig. Verantwortlich für die überdurchschnittlich guten Zeichnungen wie auch die farbige Umsetzung ist Jacques Lamontagne. Sehr feine Außenlinien, auch Begrenzungslinien teilen die einzelnen Bilder ein, umrahmen Figuren und Gegenstände, Gebäude, Fahrzeuge. Jede einzelne Figur ist durch ihr individuelles äußeres sehr schön charakterisiert. Zuweile auch sehr stark. Als Vergleich mag die Verfilmung Der Name der Rose herhalten. Hier wie dort sind die Mönche mit sehr einprägsamen Gesichtszügen versehen.

An der Vielfalt der Figuren herrscht kein Mangel. Druiden, Mönche, Kirchenleute, Pikten, Wikinger, sogar ein Kurzauftritt von Nymphen tragen zur Atmosphäre der Erzählung bei und schaffen ein reiches Abbild einer phantastischen Geschichte. Stimmung wird durch Beleuchtungen und Umgebungen erzeugt. Sei es der helle freundliche Tag, die nächtliche Reise oder die Wanderung durch die Nebel mit seinem geisterhaften Blau. Eine nächtliche Mission ist dank ihrer Kolorierung besonders dramatisch gelungen.

Es gibt nur wenige drastische Bilder, die auch die Brutalität dieser Zeit bezeugen. Die beiden Erzähler setzen diese sparsam und punktgenau ein. Jacques Lamontagne zeigt nur so viel, wie nötig ist. Abgesehen von einer recht einprägsam gestalteten Szene, die außer den Leser vor allem eine bestimmte Figur der Geschichte beeindrucken soll, wird vieles der Phantasie des Lesers überlassen.

Ein spannungsgeladener und überraschender fünfter Teil: Der Startschuss zum Finale könnte dramatischer nicht sein. Außerdem: Ein grafischer Höherpunkt des phantastischen Comics. 🙂

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Dienstag, 18. Mai 2010

Die Maxiausgabe der Minimenschen 7

Filed under: Cartoon — Michael um 17:12

Die Maxiausgabe der Minimenschen 7In einer anderen Welt, in der noch Affenmenschen ihr zu Hause sind, wirkt zunächst alles friedlich. Die Eindringlinge unter Renauds Führung gehen vorsichtig zu Werke … Ach, Unsinn! Dank Cedille, der einzigen Frau, des Teams, sind die Schwierigkeiten vorprogrammiert. Welcher Forscher würde auf die Idee kommen und ein Abendkleid mit in den Dschungel nehmen? Doch es bleiben nicht einzigen Schwierigkeiten. Ein alter Bekannter ist wieder da. Der Herzog hat nicht vergessen, welche Schmach ihm durch die Minis zuteil wurde. Dank der Affenmenschen hat er nun sogar eine Armee. Eine, die nicht leicht zu kontrollieren ist, aber immerhin eine Armee.

Unendliche Weiten. Die Welt ist nicht mehr groß genug für die Minimenschen. So geht es hinaus, in den Kampf mit Affenmenschen. Ins All und in ein Querformat. Und schließlich zurück zur Erde, die so ganz anders ausschaut, als es die Minis gewöhnt sind. Doch zuerst die normale Erde: Renaud und seine Freunde verschlägt es zu einem Ort, in dem bereits ein Abenteuer in bester Comic-Science-Fiction-Tradition stattgefunden hat. Bereits damals bereiteten die dort lebenden Affenmenschen gehörige Schwierigkeiten. Die Minimenschen wären nicht die Minimenschen würde es nicht immer noch eine Möglichkeit geben, ein vorheriges Abenteuer zu toppen. Eslapion, die Zuflucht der Minis wird angegriffen.

In diesem Abenteuer, Von Minimenschen und Menschenaffen, etablieren sich zwei Charaktere, Cedille und Sonntag. Erstere ist eine ähnliche Nervensäge wie die unter Comic-Fans allseits bekannte Steffani aus Spirou + Fantasio. Sonntag hingegen ist schwarz (weshalb die Namensgebung etwas anders hätte ausfallen können), was ihm aber in Der Planet Ranxerox sehr schnell zum Vorteil gegenüber den Weißen gereicht. Denn er muss nicht unter den Bräuner, eine Vorsichtsmaßnahme, notwendig, um die Auswirkungen des nächsten Planetenbesuchs in gewohnter Färbung zu überstehen. Na, fast wenigstens.

So ungewöhnlich dieses zweite albenlange Abenteuer auch ist, so einfallsreich die Ideen sind, sie sind vergleichsweise normal gegen Das weiße Loch. In dieser nachfolgenden Geschichte färbt sich die Welt nicht nur komplett weiß (mit hellblauen Schattierungen), ein unbekannter Feind greift auch die verbliebenen Menschen (ebenfalls käseweiß) an und pflastert die Landschaft mit Lego-Steinen zu.

Pierre Seron löst sich von jeglichen erzählerischen Fesseln. Science Fiction Fantasy ist Trumpf. Hatte Seron eine zeitlang seiner Faszination am Fliegen freien Lauf gelassen und diese Begeisterung häufig eingeflochten (Um nicht falsch verstanden zu werden: Die Szenarien waren stets sehr gut, eigenständgi und innovativ.), wird es nun derart phantastisch, dass ein Vergleich zu anderen Großen im SciFi-Comedy-Bereich angebracht ist. Es ist nicht ganz der Humor eines Douglas Adams, aber sicherlich in seiner Mischung aus julesvernschem Klamauk nicht weit davon entfernt.

Grafisch bleibt sich Seron treu. Seine Figuren, den bewundernswerten Strich hat er vollkommen perfektioniert, so dass auch neue Charaktere einem sehr schnell wie alte Bekannte erscheinen. Bei der Gestaltung der Affenmenschen, der Börks, ist stets ein Augenzwinkern mit dabei. Da die Börks auf dem Kriegspfad sind, darf eine entsprechende Aufmachung nicht fehlen. Den Spaß muss jeder selbst gesehen haben. Die Gestaltung der Raumschiffe und anderer phantastischer Elemente erinnert ein wenig an Yoko Tsuno. Die erwähnte weiße Welt ist ein genialer Husarenstreich und sicherlich einer der Höhepunkte der Reihe.

Toll: Pierre Seron beweist hier ein besonderes Händchen für besonders einfallsreiche phantastische Komödien. Schöne Gags, Spaß und Spannung, beste Cartoon-Technik. So soll das sein. 🙂

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Montag, 17. Mai 2010

The Goon 5

Filed under: Mystery — Michael um 18:48

The Goon 5 - Über die schrecklichen Konsequenzen von TugendWas für eine Stadt, die am Boden liegt? Was braucht eine Stadt, die keine Identität mehr besitzt? Keinen Stolz? Keinen Mumm? Sie braucht ein Monument für ihr Ego. Und wenn es nur so etwas Banales wie Football ist. Aber was hat der Goon mit Football an der Schiebermütze? Eigentlich nichts. Doch in gewissem Sinn hat der Goon unter seiner meterdicken rauen Schale einen weichen Kern. Also hilft er bei der Aufstellung einer Football-Mannschaft, die, das weiß wohl jeder, nicht unbedingt gut spielen, dafür aber noch viel besser den Gegner verkloppen können muss. Das ist ein Talent des Goon. Und der Männer, die er kennt. Schnell ist die Mannschaft beisammen. Und tatsächlich schneit nun nichts mehr schief gehen zu können.

Die Dimension des fleischfressenden Auges ist nicht etwa der Name einer neuen Fastfood-Kette, nein, es ist wirklich eine Dimension, in der fleischfressende Augen ihr Unwesen treiben. Als wäre die Dimension des Goon nicht schon schrecklich genug, so müssen er und sein Freund Franky auf eine Rettungsmission der besonderen Art. Sollten sie versagen, steht das Schicksal der Welt auf tönernen Füßen. Oder auf der Kippe. Auf jeden Fall kann da einiges den Bach runtergehen, wenn die beiden diesen verdammten Augen nicht ordentlich in den Hintern treten. So merkwürdig sich das auch anhören mag. Leider ist es damit noch lange nicht getan, denn wieder daheim geht es erst so richtig los!

The Goon, Klappe, die 5. Ja, ist es wieder so weit? Ja! Dank Eric Powell, Autor, Zeichner und Erfinder dieser wunderbaren Figur, darf der Leser sich wieder einer haarsträubenden Phantasie erfreuen, die zwar seltsame, aber auch wahnsinnig unterhaltsame Blüten treibt. The Goon nimmt sich weder selbst besonders ernst noch wichtig. The Goon will nicht politisch korrekt sein. Hier wird eine dicke Lippe riskiert und wer sie gegenüber dem Goon riskiert, der bekommt Haue. Wenn die Autoren von MAD sich mit den Autoren der Bud Spencer und Terence Hill Filme zusammengetan hätten, vielleicht bei einem kurzen LSD-Trip, könnte ein ähnliches Ergebnis entstanden sein.

Dabei ist der Goon keinesfalls eine platte Angelegenheit. Eric Powell lässt es sich nicht nehmen und kreiert eine außerordentlich spaßige Version der Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens. Leg dich nicht mit den Geistern der Weihnacht an! In feiner Bleistift-Sepia-Buntkreide-Optik findet sich eine Kurzgeschichte, die bisherige Goon-Charaktere toll einbindet und gleichzeitig den Grundgedanken der Dickensschen Handlung wiedergibt. Powell ist zwar nicht der erste Autor, der Scrooge eine gehörige Tracht Prügel zukommen lässt (siehe: Scrooged, letztlich aber macht er genau das, was der Leser mit Scrooge, dem bösen alten Mann, der geläutert werden soll, gerne machen würden.

Dr. Hieronymous Alloy war ein Böser, wurde ein Guter und droht nun wieder auf die dunkle Seite abzugleiten, wenn der Goon nichts unternimmt. Eric Powell (mit Roben Powell) arbeitet grafisch in einer tollen Mischtechnik. Einerseits schimmert Bleistift durch und sorgt für butterweiche Schattierungen, andererseits sorgt eine fett getuschte Außenlinie für den nötigen Kontrast zu Hintergrund. In der mehrteiligen Geschichte um den guten/bösen Doktor lässt sich diese Arbeitsweise sehr gut bestaunen. Ab und zu wird auch mal ganz rabiat auf verschiedene Filter eines Grafikprogramms zurückgegriffen. Mal ist der Farbauftrag milchig, mal wirkt er wie mit Aquarellfarben realisiert. Meistens entsteht so ein sehr plastischer Effekt, manchmal sogar ein wenig dreidimensional.

Hinreißend anders, auch mutig, ein wenig Anarchie hinzugerührt: Eric Powell zeigt, was Comic kann, was Comic anderen Medien voraus hat. Weiterhin Wahnsinn mit Methode, mit viel Humor erzählt und toll gezeichnet, handwerklich top. 🙂

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Samstag, 15. Mai 2010

Fegefeuer

Filed under: Mystery — Michael um 19:48

FegefeuerBenjamin Tartouche hat Glück. Er wohnt allein in einem großen Haus. Seine Zukunft … nun, die könnte besser aussehen. Aber noch ist nicht alle Tage Abend. Sein einziger Freund wohnt zwar weit weg. Eine Freundin hat er auch nicht. Aber immerhin hat er ein großes Haus ganz für sich allein. Da muss eine Versicherung her. Man kann nie wissen. Benjamin weiß vieles nicht. Auch nicht, dass er einem miesen Schwein von Versicherungsmakler aufsitzen wird. Dass seine gesamtes Leben den Bach runtergehen wird. Dass er sterben wird. Und damit nicht genug.

Mit einem Schlag kann sich alles ändern. Nicht zum Besseren. Autor und Zeichner Christophe Chaboute entwirft ein Szenario über ein Leben, das, nimmt man die bestehenden Sicherheitsnetze wie Versicherungen und anderes von der Gesellschaft verlangte heraus, auf einer Klippe balanciert und schließlich ohne Netz und doppelten Boden herunterfällt. Schlimmer noch: Die viel beschworenen und allseits beworbenen Netze funktionieren nicht. Noch schlimmer: Am Grunde des Abgrunds geht es noch tiefer hinab.

Nur diese Ausgangssituation und das Danach genügen vielfach schon für eine Geschichte. Chaboute schickt seinen Helden, einen Jedermann, in ein Zwischenreich, ins Fegefeuer. Chaboute entwirft eine Zwischenstation. Hier wird sich entscheiden, welche Aufzugkabine Benjamin Tartouche betreten darf. Die nach oben oder jene nach unten. Tartouche ist ein Jedermann. Andere würden sagen, er sei ein Niemand. Was soll so einer schon verbrochen haben, um das Fegefeuer zu verdienen? Ja, was? Christophe Chaboute fragt letztlich anders herum: Was hat so einer getan, um das Leben verdient gehabt zu haben?

Nichts. Aber auch im Jenseits gibt es eine zweite Chance. Benjamin Tartouche muss einen Menschen finden und diesem ins Gewissen reden, so sehr, dass eine vollkommene Richtungsänderung eintritt. Kleine Wunder geschehen sofort. Große brauchen etwas länger. Eine kleine Aufforderung wirkt recht schnell. Die Änderung eines Charakterzuges ist Arbeit. Verzweifelte Arbeit, wie Christophe Chaboute sehr schön zeigt.

Das Besondere an der vorliegenden Geschichte ist nicht, was Christophe Chaboute alles erzählt. Interessant ist, was zwischen den Zeilen liegt und wie der Autor den Leser in die Handlung einbezieht. Wie er die alltäglichen kleinen Sünden zeigt, die sich aufsummieren, selbst in einem kurzen Leben. Wie er die Hoffnungen zeigt, die Ängste, die Verzweiflung, eigentlich ein allzu echtes Leben, wie es im Comic nicht eben oft vorkommt. Als Schutzpuffer lässt Christophe Chaboute mittels des Fegefeuers wieder etwas Abstand entstehen. Trotzdem greifen die Emotionen zu. Man muss mit Benajmin Tartouche hoffen und bangen.

Die Zeichnungen sind einfach gehalten, auf den ersten Blick überraschend, später aber genau richtig, da sie Luft zur Entfaltung der eigenen Gedanken lassen. Man erkennt Leidensgenossen von Tartouche wieder. Frank Zappa, Van Gogh, Napoleon oder sogar Einstein. Niemand war genial oder mächtig genug, um dem Vorhof zur Endstation zu entgehen. Chaboute arbeitet mit harten Linien, mit einem Strich, der zu Karikaturen passt. Die Kolorierung ist auf das Nötigste beschränkt. Teilweise fällt sie sogar ganz beiseite, denn die Geister haben selbst ihre Farben verloren. Sie sind weiß.

Eine feine Geschichte. Ein wenig philosophisch, mit leichter Hand gezeichnet. Eine kleine Reise, die den Leser bei der Hand nimmt. Ein Comic mit Botschaft? Ja, auch das. Aber Christophe Chaboute erzählt nur über die Wahrheiten, die sowieso schon jeder kennt. Ungewöhnlich. Gut. Und auch ungewöhnlich gut. 🙂

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Das Wolkenvolk – Seide und Schwert 2

Filed under: Abenteuer — Michael um 18:44

Das Wolkenvolk - Seide und Schwert 2 - MondkindNiccolo hat neue Gefährten auf seiner Suche nach den Drachen gefunden. Seinem Ziel ist er deshalb noch nicht näher gekommen. Im Gegenteil: Je mehr er vom Reich der Mitte kennenlernt, desto weiter scheinen sich die Drachen und mit ihnen der lebenswichtige Aether zu entziehen. Doch seine eigenen Geschicke und die seiner neuen Freunde geraten durch das Zusammentreffen mit Unsterblichen noch mehr durcheinander. Verängstigt, aber auch fasziniert, beobachten sie den Kampf zweier Unsterblicher. Als die Waage zugunsten eines der beiden Kämpfer auszuschlagen scheint, löst sich die im Zweikampf unterlegene Frau. Sie bittet Niccolo um einen Teil seines Chis, wohl wissend, was sie damit auslösen wird.

Mondkind, so der Name der jungen Frau, kann den Kampf zwar vorläufig für sich entscheiden, doch nun ist sie für immer mit Niccolo verbunden. Nugua und Feiquing, der falsche Drache, können nur tatenlos zusehen. Mondkind verlässt sie wieder. Die drei Freunde reisen weiter. Ein Mönch könnte mit seinem Wissen weiterhelfen. Aber wo lässt sich einer finden? Wahrscheinlich in einer Herberge, seinen Rausch ausschlafend. Oder doch nicht?

Abenteuer, Gefahren, Rätsel, wundersame und gruselige Orte, neue Freunde, neue Feinde: Niccolos Reise durch das alte China ist eine Reise in ein verwunschenes Land. Wer diverse Filme aus dem Reich der Mitte kennt, wie Tiger and Dragon, Hero und viele andere, hat die unglaubliche Artistik, die wahnwitzigen Kampffertigkeiten oder auch die merkwürdige Magie dieser fernen Kultur auf der Leinwand erleben können. Kai Meyer, Autor der Romanvorlage dieses zweiten Teils von Seide und Schwert aus der Wolkenvolk-Trilogie hat sich die einfallsreichsten Teilstücke dieser phantastischen Erzählungen herausgenommen und diese durch viele weitere Bausteine komplettiert.

So ist eine Welt entstanden, die auf den ersten Blick bekannt erscheint, aber doch immer aufs Neue überrascht. Die Comic-Adaption durch Yann Krehl verkürzt die Handlung, bündelt sie, so dass keine Atempause gestattet ist. Ein Schritt auf der Wanderung der Gefährten ist ein Schritt zu einem neuen Ort der Wunder.

Aus erkalteten Lavafeldern greifen dämonenähnliche Wesen an. Eine alte Stadt treibt auf einem Lavastrom dahin. Unsterbliche fliegen auf riesigen Kranichen. Und so ganz nebenbei werden in der Wolkenstadt, die immer tiefer zu sinken droht, Intrigen gesponnen. Ralf Schlüter zeichnet die Bilder zu diesem Szenario in einer Mischung aus Bilderbuchoptik, Manga, Zeichentrick und hier und da auch ein wenig Disney-Look (betrachtet man sich den falschen Drachen Feiquing).

Je mehr Platz er sich für seine Bilder nimmt, umso eindrucksvoller wird die Geschichte untermalt. Allerdings wird viel Platz benötigt, denn die Geschichte ist verschachtelt, vielschichtig und lang. Die Aufteilung der Seiten geschieht immer wieder neu. Keine bestehende Aufteilung wird beibehalten. Auf der Seite beginnt die Entdeckungsreise aufs Neue, aber stets ist die jeweilige Komposition gelungen und sehr gefällig für das lesende Auge. Wo die Tuschung durch Horst Gotta harte Linien, scharfe Kanten auf das Blatt wirft, entschärft die weiche Kolorierung diesen Effekt wieder und führt die Bilder zurück zur ursprünglichen Weichheit der zugrunde liegenden Skizze.

Eine Achterbahnfahrt durch das Reich der Mitte im zweiten Teil der Geschichte um das Wolkenvolk. Schön erzählt, phantasievoll umgesetzt, ausgefeilt, liebevoll. 🙂

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Mittwoch, 12. Mai 2010

Largo Winch 14 – Im Namen des Dollar

Filed under: Thriller — Michael um 18:02

Largo Winch 14 - Im Namen des DollarLargo Winch befindet sich weiterhin unter Mordverdacht und auf der Flucht. Die offizielle Beweislage spricht gegen ihn. Scheinbar ist auch jedermann, abgesehen von seinen engsten Freunden, bereit zu glauben, dass der smarte Geschäftmann schuldig ist. Was war geschehen? Ein Traditionsunternehmen, angesiedelt in der Herstellung von Wintersportartikeln, hat Werke geschlossen und 2500 Mitarbeiter entlassen. Bei einer Gesprächsrunde im Fernsehen erschießt sich der ehemalige Geschäftsführer im Beisein von Largo Winch vor laufender Kamera. Alle sind schockiert. Genau das erwartet jeder durch das gierige Geschäftsgebaren der Großkonzerne: Geld geht über Leichen.

Largo Winch, ein junger Mann, der sich wider Erwarten an der Konzernspitze der Gruppe W behaupten konnte, ist nicht gewillt einen unberechtigten Mordverdacht auf sich sitzen zu lassen, noch will er die Untersuchungen dazu den offiziellen Stellen überlassen. Außerdem will er sich nicht die Verantwortung für dubiose Machenschaften unterschieben lassen. Wer auch immer derart menschenverachtend mit den Arbeitnehmern der Herstellerfirma Speed One umgegangen ist, wird dafür Rede und Antwort stehen müssen.

Mit dieser Fortsetzung findet das jüngste Komplott gegen Largo Winch seinen Abschluss. Autor Jean van Hamme hat seinen Helden international agieren lassen, gegen Großindustrielle, Gangster und Kleinganoven. Aber selbst im eigenen Land ist er nicht sicher. Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten können auch die Großen sehr tief fallen. Bisher jedenfalls, im ersten Teil der Handlung, sah es nicht nur so aus, als sei Largo Winch (zum Teil im wahrsten Sinne des Wortes) zum Abschuss freigegeben, es sah auch so aus, als werde es ihm diesmal wirklich an den Kragen gehen.

Jean van Hamme fackelt nicht lange, wenn es um Abenteuer geht. Dafür schickt er seinen Helden auch zur besten Unterhaltung des Lesers durch die Hölle. Ausgangspunkt für das Desaster innerhalb seines Konzerns, dem sich Largo stellen muss, ist ein finanztechnischer Trick, durch einige Manager viel Geld machen wollen. Das Zauberwort heißt Stock Options. Wer auf dem Börsenparkett nicht fit ist, kann sich zunächst durch eine kurze Erklärung mit dieser Praktik vertraut machen. Viel wichtiger ist jedoch, wie viel Schindluder mit dieser Praktik getrieben werden kann. Van Hamme nutzt genau diese Möglichkeit zur Grundlage seiner ausgefeilten Kriminalgeschichte.

Sehr elegant flechtet van Hamme noch weitere Erzählstränge ein. Für die langjährigen Fans wird die Charakterentwicklung Largos und seiner Freunde fortgeführt. Der Mikrokosmos der kleinen Ortschaft, die durch den Werksverlust in Mitleidenschaft gezogen wird, wird nicht vergessen. In den Reihen der Hochfinanz gären die Intrigen. Stein auf Stein entwirft van Hamme eine wie selbstverständlich ablaufende Kettenreaktion. Hier ist Weiterblättern angesagt. Das hat neben der hervorragenden Erzähltechnik van Hammes aber auch noch andere Gründe.

Ohne Philippe Francq wäre Largo Winch kein derartiger Erfolg beschieden. Francq weiß jede Szene perfekt zu gestalten. Gleich zu Beginn verfolgt der Leser eine spektakuläre Flucht über einen reißenden winterlichen Gebirgsfluss. Largo Winch treibt erschöpft auf einen riesigen Wasserfall zu. Ein Entkommen scheint unmöglich … Dank der sehr realistischen Strichführung, einer sicheren Inszenierung und einem guten Auge für die Bildaufteilung ist auch der spätere Kampf in den Vorstandsetagen und den piekfeinen Restaurants nicht weniger spannend. Außerdem kann sich Francq in dieser Ausgabe einen kleinen Spaß nicht entgehen lassen. Mit Harvey Wilcox, einem der Drahtzieher der dunklen Machenschaften, tritt ein Mann vor die Kamera, der einem Brad Pitt stark nachempfunden ist. Eine Yuppie-Frisur, ein kantiges Kinn und ein leicht jugendlich naiver Gesichtsausdruck tragen dazu bei, dass die Darstellung dieser Figur schon beinahe in die Karikatur abgleitet.

Insgesamt besticht Philippe Francq wieder durch seine großartigen Kulissen, weshalb die Mischung aus Thriller und Wirtschaftskrimi die optischen Maßstäbe aufrecht erhält, die sich die Reihe gleich zu Beginn gesetzt hat.

Ein kurzer Rückblick klärt zwar über die bisherigen Geschehnisse auf, eine Lektüre des ersten Teils der Handlung wäre allerdings besser. Denn dann lässt sich dieser abschließende zweite Teil noch viel besser genießen. Für Comic-Thriller-Fans absolut empfehlenswert. 🙂

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