Martha und ihr Mann Abe versorgen den fremden Mann, obwohl die Schusswunden, die der Fremde davongetragen hat, ihnen mehr als nur Unbehagen bereiten. Abe, ein ehemaliger Marine, ist sich mehr als sicher, dass mit dem Fremden etwas nicht stimmt, vor allem, nachdem er gesehen hat, wie schnell der abgestürzte Mann die Verwundungen wegsteckt. Aber Martha will davon nichts wissen. Der Fremde erinnert sie an ihren Sohn, der in die Fußstapfen seines Vaters trat, aber nicht lebend aus einem Kampfeinsatz zurückkehrte. Langsam kehrt der Mann, der die römischen Ziffern XIII auf der Brust tätowiert hat, ins Leben zurück. Er weiß viel, nur wer er ist, das entzieht sich seiner Kenntnis. Das Einsatzkommando, das ihm kurze Zeit später nach dem Leben trachtet, kann er leider nicht fragen.
Wie komprimiert man sage und schreibe 19 Comic-Bände auf knappe drei Stunden Film? Gar nicht. Das ist auch nicht nötig. Sicherlich muss eine Comic-Verfilmung einen Geschichte oder eine Reihe nachempfinden. In den meisten Fällen kann sie nicht mehr leisten. Über viele Jahre hinweg schrieb Autor Jean Van Hamme an der Thriller-Reihe. Van Hamme, der auch für ähnlich starke Thriller-Serien wie Largo Winch (ebenfalls verfilmt) und Wayne Shelton verantwortlich ist, verfolgt mit der vorliegenden Geschichte ein düsteres Verschwörungsszenario.
Die erste amtierende Präsidentin der USA wurde erschossen. Eine Geheimorganisation, deren Mitglieder mit römischen Ziffern durchnummeriert sind, hat die Vereinigten Staaten bis in die höchsten Ebenen infiltriert. Der Mann mit der Nummer XIII, der sich augenscheinlich für die Ermordung verantworten muss, wird nicht nur vom Staat USA gejagt. Seine eigenen Mitverschwörer sind hinter ihm her. Und zuerst weiß XIII nicht mehr über sich als eben diese Zahl. Ein Streifschuss am Kopf hat seine Erinnerung ausgelöscht.
Stephen Dorff, den Comic-Fans vielleicht aus der ersten Blade-Verfilmung kennen, spielt hier einen ganz normalen Mann im Sinne eines Jason Bourne. Allerdings wird er nicht aus dem Wasser gefischt, sondern an einem Fallschirm hängend aus einem Baum geangelt. Dorff spielt seine Figur sehr zurückhaltend, fast ängstlich. Aus Furcht wird Sorge, als er feststellt, dass so gut wie jeder, mit dem er in Kontakt kommt, jederzeit sterben kann. Dafür sorgt Val Kilmer, der immerhin auch einen Auftritt als Batman hatte, seither aber etwas zugelegt hat und nicht mehr ganz in der oberen Riege der Hollywood-Schauspieler vertreten ist wie noch vor einigen Jahren.
Kilmer, wie auch Stephen McHattie als General Carrington (zuletzt als Kapitän in 2012), sind Vertreter eines etwas kantigeren Männergesichts und kommen so den von William Vance in der Originalserie gezeichneten Charakteren näher. Dorff, zwar durchtrainiert, aber kleiner und schmächtiger, fällt etwas aus der Rolle. Wie im Comic hampelt die Handlung nicht herum. Wer der Wahrheitsfindung seitens der Verschwörer aber auch der Regierung im Weg steht, hat entweder sehr schlechte oder fast schon gar keine Karten. Die ersten Menschen, die XIII helfen, sterben auf brutale Weise.
Prinzipiell gibt es nichts, was an dieser Verfilmung stören könnte. Für eine Fernsehproduktion, die immerhin mit beinahe drei Stunden Laufzeit aufwarten kann, lässt sich die Handlung Zeit und baut die Spannung Schritt für Schritt auf. Sie verfügt nicht über die visuellen Mittel (sprich den finanziellen Rückhalt) einer Bourne-Trilogie, aber das muss sie auch nicht, denn Film und Handlung sind sehr solide und gehen über das gewohnte Fernsehmaß hinaus. Es wird geschossen, immer nur, um zu töten. Es wird auch gefoltert oder wenigstens angedroht. Will man einen qualitativen Vergleich, könnte der Filmfan eine Neuverfilmung des Schakals heranziehen.
Ein paar Überraschungen, sorgfältig zusammengeführte Handlungsbögen und eine immer schneller angedrehte Spannungsschraube verhelfen zu einem netten TV-Abend. Stephen Dorff weiß in der Hauptrolle zu überzeugen und ist ein guter Sympathieträger, der sich immer mehr in den Machenschaften von I verstrickt. Wer als Comic-Fan nicht den haarklein umgesetzten Comic erwartet, sondern eine adäquate Verkürzung, findet einen gelungenen Thriller vor.
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