Ein kleines Männlein kommt aus der Hölle (nein, nicht Isnogud) und muss voller Verwunderung feststellen, dass der Großwesir immer noch Unterwürfigkeit heuchelt. Zwar strengt sich Isnogud immer noch hartnäckig an, sein Ziel zu erreichen (Kalif werden anstelle des Kalifen), aber irgendwie mangelt es an der dazu nötigen Portion Glück. Glück sollte der Großwesir denn auch wenigstens an seinem Geburtstag haben: Aber auch hier Fehlanzeige. Er stürmt wieder munter voran, lässt seinem Ungestüm freien Lauf, seinem Jähzorn sowieso und so kommt es, dass die wirklich perfekte Gelegenheit wieder an ihm vorbeizieht.
Der Teufel soll ihn holen! So ungefähr könnten es all jene gedacht haben, die Isnogud, der Großwesir, in den ganzen Jahren bei der Jagd auf die Position des Kalifen immer wieder gepiesackt hat. Aber: Der Teufel will Isnogud noch nicht holen, denn Isnoguds Aufgabe ist noch nicht erfüllt. Noch einmal aber: Der Teufel ist nicht amüsiert, denn die Aufgabe sollte längst zur Zufriedenheit aller, vor allem der des Teufels, erledigt sein. Also wird Isnogud einbestellt.
Interessanterweise erhält der Leser hier einen Einblick in einen kleinen Abschnitt Comic-Geschichte. Jean Tabary verwendete ursprünglich Adolf Hitler für einen kleinen Höllenauftritt. Für die deutsche Ausgabe setzte sich Tabary noch einmal an den Zeichentisch und setzte an die Stelle des Diktators Rodrigo Borgia ein, der für seine Praktiken einen berüchtigten Platz in der Historie einnimmt. In der vorliegenden Ausgabe können nun beide Seitenversionen, jeweils gegenüberliegend miteinander verglichen werden.
Sieht man von dieser Unregelmäßigkeit ab, hat Tabary in der ersten Geschichte über den Großwesir namens Isnoguds Komplize ein Verwirrspiel in bester französischer Komödientradition geschaffen. Beliebtes Mittel für den Spaß ist die Verwechslung ebenso wie der Running Gag (obwohl die ganze Reihe ein solcher ist, schließlich wird das glorreiche Ziel des Großwesirs nie erreicht). Die Fee Ole, ein begnadeter Fassadenmaler und Bildhauer sowie ein blinzelnder Arzt tragen zum verschachtelten und stets schneller vorangetriebenen Handlungsverlauf bei.
Wie kann es anders sein: Isnogud ist natürlich wieder nicht Kalif geworden. Trotz teuflischer Hilfe. An Isnoguds Geburtstag soll eine Zauberschachtel Abhilfe schaffen. Isnoguds ungestümer Charakter stellt dem ehrgeizigen Großwesir ein Bein, so dass nach einer neuen Lösung gesucht werden muss. Geduld lautet das Zauberwort. Diese besitzt Isnogud zwar, zieht man seinen endlosen Ehrgeiz und die unzähligen Anläufe auf die Kalifenstelle in Betracht. Darüber hinaus fehlt es aber weitgehend daran. Eine Zauberschachtel entpuppt sich so als Endlosvariante einer russischen Matroschka, nur mit Geschenken. Daraus wird ein einziges Chaos.
Überhaupt nicht chaotisch sind Tabarys Bilder, meist vierreihig pro Seite angelegt. Hier geht es Schlag auf Schlag. Neben Gags, die Reihe auf Reihe folgen, manchmal Bild für Bild, werden ganz nebenbei noch längerfristige Pointen vorbereitet. In schmissigen Strichen, ungeheuer versiert nach derart vielen Abenteuern und Einseitern entsteht in den hier vorliegenden drei Alben. Die Nervenkrisen von Isnogud, die Sammlung der Einseiter mit den Texten von Buhler. schwächelt hier und da gegenüber den beiden Vorgängergeschichten, ein paar Glanzlichter sind aber auch hier zu finden.
Ein Spaß, ein Dauerbrenner, der nicht umsonst derart lange im Comic-Universum überleben konnte. Die Mixtur stimmt weiterhin, da Goscinnys Texternachfolger Jean Tabary die Ideen über die Jahre nicht ausgegangen sind und er das Konzept konsequent fortführte. War gut, bleibt gut. 🙂
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