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Comic Blog


Samstag, 24. April 2010

Die mechanische Welt

Filed under: SciFi — Michael um 18:45

Die mechanische WeltPhileon ist ein kleiner … Nun, sicherlich ist er einem Mann nicht unähnlich. Sein Körperbau entspricht einem Menschen, wenn auch weitaus kleiner, aber sein Kopf … ist der eines Nashorns. Seltsamerweise scheint sich daran niemand zu stören. Denn auf dem riesigen Kreuzfahrtschiff, der Mekaton, wimmelt es nur so von seltsamen Gestalten. Jeden Tag findet eine neue Feier statt, alle verkleiden sich. Da fallen ein paar Menschen mit Tierköpfen gar nicht weiter auf. Phileon jedoch ist noch etwas anders. Er hat die Nase voll von der Feierei, der begrenzten Welt des Schiffes. Er will hinaus in die weite Welt, obwohl genau das bei Strafe verboten ist. Dennoch will er es riskieren, aber so ganz ohne Hilfe geht es nicht.

Nach einer Bruchlandung, verfolgt von den Sicherheitskräften des Schiffes, landet Phileon in der Obhut von Bruno und seiner Mutter. Während der kleine Bruno, der insgeheim die ganze Verkleiderei zu all den Festen auch satt hat, sich gerne um Phileon kümmert, begreift seine Mutter schnell die Konsequenzen, die daraus erwachsen können. Und tatsächlich scheint mit dieser Zusammenkunft ein Stein ins Rollen gekommen zu sein, der das Schicksal der gesamten Bevölkerung auf der Mekaton in neue Bahnen lenkt.

Ein futuristisches Abenteuermärchen. Autor und Zeichner Jean-Baptiste Andreae erzählt einfach. Das ist mutiger, als es sich vielleicht anhört. Eine in sich geschlossene Gesellschaft verdammt jeden, der sich von der Truppe entfernen will, jeden, der das Paradies verlassen möchte. Andreae zeigt dem Leser zuerst eine sehr verrückte Welt. Es entsteht der Eindruck einer Gemeinschaft, die munter auf ihren eigenen Untergang zuschippert. Kurz darauf wird dieser Eindruck durch eine Mischung aus Disney und Star Wars durchbrochen. Mit einer ähnlichen Phantasie, wie sie auch in den Zeichentrickabenteuern Titan A.E. und Der Schatzplanet zu finden ist, üppig in Form, Farbe und Erzählung baut Jean-Baptiste Andreae in drei Kapiteln eine Welt auf, die eigentlich schon untergegangen ist, ohne dass die wenigsten überhaupt davon wussten.

Eine Feier der Verlorenen, einer, der fliehen will. Das sind keine unbekannten Themen. Der disneyeske Umgang damit, vielleicht auch eine kleine erzählerische Nähe zum Schiff der Überlebenden aus WALL E, angereichert vielen eigenen Details macht etwas Neues daraus. Vom Schiff geht es ins ewige Eis, bevor die riesige fremde Stadt gefunden wird, in der die …
Das soll nicht verraten werden.

Grafisch ergeht sich Jean-Baptiste Andreae in großartiger Vielfalt. Da er sich selber keine Grenzen setzt ist alles möglich. Andreae zeichnet an der Grenze von Realismus und Karikatur. Einerseits verfährt er streng nach Vorbild, während auf der anderen Seite plötzlich Kreaturen erscheinen, die auch einem Wunderland entflohen sein können. Die Geschichte und auch die Bilder erfordern Aufmerksamkeit. Andreae liebt diese von ihm geschaffene Welt ganz offensichtlich, andernfalls wäre er nicht in der Lage, ihr eine solche Tiefe mit einer solchen Selbstverständlichkeit zu gestalten. Er zeichnet mit sehr feinen Außenlinien, die mehr Markierungslinien von Flächen sind. Der Farbauftrag erfolgt in schöner organischer Gouachefärbung, sehr vielschichtig, lasierend und insgesamt mit hohem Aufwand.

Eine sehr lebendige und bunte Welt, ein rasantes lustiges, wie auch spannendes Abenteuer mit einer Reihe von sehr unterschiedlichen Schauplätzen und ausgefallenen Charakteren. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase ist Die mechanische Welt tolle Unterhaltung von der ersten bis zur letzten Seite. 🙂

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