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Comic Blog


Dienstag, 13. April 2010

Ritter des verlorenen Landes 1

Filed under: Mystery — Michael um 11:21

Ritter des verlorenen Landes 1 - MorriganDie Hexen haben wieder zugeschlagen. Die Leiche, die an einen Pfahl gefesselt im Wasser hängt, schaut aus toten Augen gequält zu den Rittern, die sie gefunden haben, auf. Aber die Männer rühren sich noch nicht, um den Leichnam zu bergen, denn sie sind alles andere als überzeugt, dass die Missetäterin schon das Weite gesucht hat. Mit einem bewährten Trick wollen sie ein dafür verantwortliches Untier anlocken. Alle verhalten sich ruhig und warten. Plötzlich geschieht ein Missgeschick. Einem der Männer fällt ein Dolch ins Wasser. Das sich unter der Wasseroberfläche zum Köder hin schlängelnde Monster ändert sogleich die Richtung und greift an.

Hexen hexen nicht nur. Wenn es nach Philippe Delaby und Jean Dufaux geht, sind Hexen gewalttätige, mordlustige, hinterhältige und menschenfressende Monster, die sich mit einer großen Disziplin verstellen können. Autor Jean Dufaux beginnt mit Ritter des verlorenen Landes den zweiten Zyklus um Das verlorene Land. Dieser Umstand fällt allerdings nicht auf. Die Geschichte zieht einen Neueinsteiger sogleich mit hinein. Wer die eine oder andere Ritter-Saga gelesen hat, mag sich vielleicht schneller mitreißen lassen, bei anderen, die sich Mystery in einer handfesten Ritterwelt vorstellen können, sollte sich der Punkt, an dem sie von der Geschichte eingefangen werden, nach wenigen Seiten einstellen.

Hexenjäger! Tapfere Männer sind den dämonischen Frauen auf der Spur, bei denen es sich um alles andere als kräuterkundige Alte handelt. In einer Szene darf der Leser die Helden an einen tiefen Schacht begleiten, der an das unterirdische Gefängnis aus Armee der Finsternis erinnert. Doch: Hier gibt es nichts zu lachen! Gäbe es nicht den sehr starken phantastischen Aspekt in der Geschichte, würden die Bilder einen hervorragenden Ausblick auf das Mittelalter bilden. In einem Land, optisch dem welligen Land Schottlands angenähert, ist das Leben karg. Die Himmel sind häufig verhangen und das Land selbst eher braun als grün.

Die Bilder von Philippe Delaby strahlen eine ähnlich realistische Atmosphäre aus wie die Bilder von Jacques Lamontagne (Die Druiden). Die Qualität des Titelbildes ist hier stellvertretend für den Rest des Albums. (Wenngleich das Titelbild wie in den meisten Fällen noch eine Spur aufwendiger gemalt ist.) Die Gestaltung ist mit einem immensen Aufwand betrieben worden. Körper wie Menschen, Gebäude, Landschaften, Tiere und vieles mehr werden mit extrem feine Außenlinien gezeichnet und mit lasierenden Farbaufträgen mit Volumen gefüllt. Als Ergebnis entstehen sehr leicht anmutende Bilder. Ein jeder Körper ist optimal im Raum platziert und ausgeleuchtet.

Obwohl die Farben so leicht sind, ist der Gesamteindruck der Szenen kräftig. Männer und Frauen sind überaus realistisch gezeichnet und mit ausreichenden Variationen, so dass die einzelnen Charaktere unverwechselbar sind. Hier wurde von Philippe Delaby, Zeichner und Kolorist in einer Person, viel Wert auf Eindeutigkeit der Personen gelegt. Die Männer sind kernig, aber nicht übertrieben im Sinne eines Barbaren-Epos, die Frauen sind hübsch, aber mit Fehlern. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn schließlich handelt es sich hier um Hexen. Gewalttätige und gut aussehende Frauen sind zwar keine Erfindung dieser Geschichte, dafür haben die Ritter des verlorenen Landes mit einigen Überraschungen aufzuwarten, die dieses erzählerische Werkzeug ganz besonders optisch neu einsetzen.

Eine tolle Mischung aus Historiengeschichte und Fantasy-Handlung: Hexenjäger im Mittelalter. Fernab der wahren Begebenheiten um dieses Thema breiten Jean Dufaux und Philippe Delaby ein filmtaugliches Comic-Album vor dem Leser aus. Mysteriös und überaus spannend: Sehr gut. 🙂

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