Zum Inhalt springen


Comic Blog


Dienstag, 09. März 2010

Lanfeust der Sterne 8 – Das Blut der Kometen

Filed under: SciFi — Michael um 9:28

Lanfeust der Sterne 8 - Das Blut der KometenDie Freunde müssen auf das Schiff. Sie wollen nicht einmal als blinde Passagiere an Bord, sondern wollen sich sogar die Überfahrt durch Arbeit verdienen. Leider sind alle Stellen vergeben. Was nun? Vielleicht fällt noch das eine oder andere Besatzungsmitglied aus und es wird Ersatz gesucht werden. Und falls nicht, kann man nachhelfen. Ein paar Besatzungsmitglieder in blendendweißer Uniform verschwinden so einer nach dem anderen. Und siehe da: Plötzlich werden einige Posten frei. Es zeigt sich jedoch schnell, dass Lanfeust, Cixi, Hebus und die anderen nicht gerade für das Bedienen von feinen Herrschaften geboren sind (na, alle diese Herrschaften sind auch nicht gerade fein). Spätestens als das Magengrimmen von Hebus sich als …

Aber das muss man einfach selbst gesehen haben.

Das Ende von 16 Bänden, des zweiten Zyklus, aber hoffentlich nicht das Ende dieses Universums. Der Autor Christophe Arleston schöpft grundsätzlich aus dem Vollem. Kleine Welten gibt es nicht. Bei Arleston geht es bis zur Unendlichkeit und noch weiter. Mit Lanfeust hat Arleston ein ewiges Kind erschaffen. Für Abenteuer immer schnell bei der Hand taugt Lanfeust allerdings nichts für eine Beziehung, noch weniger für eine Familie. So bleibt es nicht aus, dass ausgerechnet ein Troll namens Hebus sein bester Freund ist. Auch Hebus ist eher ein Haudrauf und Tausendsassa. Aber vielleicht sind es gerade diese Qualitäten, die einen Abenteurer ausmachen und die es ermöglichen, in der Welt auf Troy (und noch viel weiter weg davon) überleben zu können.

Der Handelsprinz von Merrion glaubt seinen Handlanger Thanos fest im Griff zu haben. Aus solchen Dienstverhältnissen sind selten fruchtbare Beziehungen entstanden. Es ist bei Erzählern, insbesondere in den fantastischen Genres sehr beliebt, ein solches Verhältnis kippen zu lassen. Die Gründe hierfür finden sich im Ideenreichtum des jeweiligen Autors. Hier wird der Boss nicht mehr gebraucht, da der Auftragsmörder längst alles besser kann: Thanos.

Woher auch jemand wie Arleston seine Inspirationen holt, zeigt sich an kleinen Beispielen, als Thanos ein neues Äußeres benötigt: Darth Vader gab es schon. Und ein Alien ist auch zu simpel. Andererseits zeigt es auch seinen Humor, der an allen Ecken und Enden der vorliegenden Handlung aufblitzt und lange nicht nur in Anspielungen zu finden ist. Swip, ein kleines Wesen von enormer geistiger Kraft, wird zum Züngling an der Waage zur Auflösung des Abenteuers. Übertreibungen finden sich bei Arleston häufig, doch mit dem anfangs gigantischen Endgegner hat selbst er für seine Verhältnisse einen kleinen Vogel abgeschossen. (Und dann noch das Huhn!) Wer angesichts dieser Auflösung enttäuscht sein mag, ist selber schuld. Bei Christophe Arleston ist jedes Detail wohl kalkuliert.

Einzelheiten, den kleinen Hingucker für zwischendurch, gibt es an allen Ecken. Deshalb hat Didier Tarquin ziemlich viel zu tun. Sein Zeichenstil ist von lockerem Strich. Da entgleitet auch schon eine Linie. Außerdem werden Figuren gegeneinander abgrenzt, indem Tarquin hier und dort stärker stilisiert, vereinfacht. Auch dafür gibt es stets einen Grund, wie sich anhand der Maske des Fernsehmoderators wunderbar sehen lässt. Hier wird nicht geliftet, hier zeigt ein Helm das gewünschte Bild. Trotzdem ist auch diese Prozedur nicht besonders angenehm.

Der Humor der Erzählung kommt Tarquin sehr entgegen, denn er ist ein Zeichner, der einen Grundhumorlevel allein durch seine Zeichnungen erschafft. Die von Arleston beschriebenen Anspielungen setzt er mit einem Augenzwinkern um (da ist doch tatsächlich noch jemand in Carbonit eingefroren). Tarquin zeichnet fein, aber auch mit harten, kantigen Linien, wie gemeißelt. Die Farbgebung von Claude Guth unterstützt diesen Effekt. Neben fein strukturierten Figuren warten auf den Leser noch feinere Hintergründe, fast schon Dioramen, die zur Festigung der tollen Atmosphäre der gesamten Handlung beitragen.

Eine lange Reise ist zu Ende. Christophe Arleston untermauert einmal mehr seinen Status als Erzähler und Weltenerschaffer. Aus Spannung und Humor kreiert er hier einmal mehr eine ganz besondere Mischung. (Monty Python trifft Star Wars.) Freunde von Fantasy und SciFi könnten hier die richtige Lektüre finden. Dank der Bilder von Didier Tarquin kommt gleich beste Stimmung auf. 🙂

Lanfeust der Sterne 8, Das Blut der Kometen: Bei Amazon bestellen

Samstag, 06. März 2010

Lieblingssünden 1 – Woran denkst du?

Filed under: Cartoon — Michael um 17:55

Lieblingssünden 1 - Woran denkst du?Da guckt doch einer! Irgend so ein kleiner Perversling schaut den jungen Frauen doch glatt dabei zu, wie sie in ihrem Aerobic-Kurs ihre Kurven straffen. Das jedenfalls glaubt die Aerobic-Trainerin, die Arthur, den vermeintlichen Lustmolch, zur Rede stellt. Aber: Wollen die jungen Frauen nicht in Wahrheit, dass sich die Männer nach ihnen umsehen? Wollen sie nicht ausgerechnet für solche Männeraugen sexy sein? Quälen sie sich nicht genau für solch kleinen Momente ab, die das Ego straffen?

Die jungen Damen sind nicht die einzigen im Leibesreigen, die sich hier die eine oder andere Frage stellen. Nichts ist sicher. Es gibt einfach kein Geheimrezept. Deshalb kommt es immer wieder zu Verirrungen und Verwirrungen, ganz im Sinne des Lesers, denn Arthur de Pins greift mit seinen Sketchen ins moderne pralle Leben.

Arthur ist ein Paradebeispiel eines jungen Mannes, in der Blüte seines Lebens stehend und verwirrt über all das, was frau von ihm will, und all das, was er von den Frauen will. Autor und Zeichner Arthur de Pins hat sich einem Thema angenommen, stets gleichbleibend aktuell: Männer und Frauen. Ähnlich liebenswert, auch frivol wie es beliebte Filmkomödien wie Keinohrhasen und Zweiohrküken darstellen, nähert sich De Pins dem schwierigen Balanceakt (mit der Betonung auf Akt) an, dem mann sich meistens ausgesetzt sieht, will er beim weiblichen Geschlecht landen. Man könnte unter dem Strich auch sagen: Sex and the city aus männlicher Sicht. Andererseits gibt De Pins glasklar zu verstehen: Frau hat es auch nicht leicht.

Alles beginnt damit, dass Arthur eine Freundin namens Cecille hat. Die Beziehung ist nagelneu, Arthur freut sich und, wie kann es anders sein, natürlich haben all seine Freunde Ratschläge parat, wie ein Mann in eine neue Beziehung gehen sollte. Am Ende ist Arthur nur noch ein zitterndes Häufchen Elend. Aus Angst, das Falsche zu tun, unternimmt er gar nichts und verharrt wie das sprichwörtlich hypnotisierte Kaninchen in zusammengeballter Starre. Logisch, dass seine neue Freundin Cecille gerade dieses Verhalten sehr befremdlich findet.

Arthur de Pins entwirft ein Beziehungsgeflecht von Mann und Frau in vielen Einseitern, schafft es aber auch, den Kern eines Themas innerhalb eines Bildes zu treffen. Das geht öfter mal humorvoll unter die Gürtellinie (das bleibt nicht aus, wenn es auch um Sex geht), besitzt aber jedesmal einen gewissen Charme, der an französische Komödien erinnert. Ein bestimmter kleiner Scherz (ein Selbstmörder, der keiner ist) erinnert so auch an einen Klassiker wie Ein Elefant irrt sich gewaltig.

Wie auch immer jemand (hier der Leser) den Humor finden mag, ob er (für sie auch geeignet) sich damit anfreunden kann oder nicht, Arthur de Pins hat seine Figuren so gestaltet, dass niemand ihnen böse sein kann. Ihre Köpfe sind schon rund, besitzen große Augen, einen kleinen bis großen Mund (je nach Gefühlslage) und keine Nase. Proportional zum restlichen Körper ist der Kopf wenigstens halb, manchmal sogar ebenso groß. Das ergibt einen richtigen Knuddel-Look.

Gleich auf der ersten Seite, unter dem Titel, wird deutlich, wie Arthur de Pins seine Figuren gestaltet. Herkömmlich vorgezeichnet per Bleistift, setzt De Pins die stets sehr runden Formen mittels Vektorgrafiken um. So entsteht für Stück aus scherenschnittartigen Gebilden eine kleine Figur, deren einzelne Bestandteile auch für spätere Produktionen passgenau bearbeitet werden können. Mit Außenlinien hält sich De Pins hier nicht auf. Die brauchen seine Figuren dank der knackigen Formen auch nicht. Knackig (im Sinne von knackig wie ein praller Apfel) ist hier wörtlich zu nehmen, da De Pins tatsächlich eines seiner weiblichen Figürchen präsentiert, dem ein Stück aus dem Po gebissen wurde.

In sehr feinen, aber wenigen Farbabstufungen werden die puppenähnlichen Figuren schattiert und in ihre Umgebung integriert. Ein mitunter quietschebuntes, aber stets sehr gut aufeinander abgestimmtes Vergnügen.

Eine sehr schöne Episodensammlung aus dem Erleben paarungsbereiter Großstädter. Überall gibt es etwas zu entdecken und auch falsch zu machen. Aus Fettnäpfchen und Lernprozessen entsteht hier ein liebevoller Humor. Als Ergebnis ist für den Leser vom Schmunzler bis zum Brüller alles dabei. 🙂

Lieblingssünden 1, Woran denkst du: Bei Amazon bestellen

Leseprobe unter mycomics.de

Donnerstag, 04. März 2010

Neandertal 2 – Der Lebenstrank

Filed under: Abenteuer — Michael um 12:45

Neandertal 2 - Der LebenstrankWo ist Laghou? Daheim bei seinem Clan machen sich einige der Zurückgebliebenen Gedanken über seinen Verbleib. Nicht alle, denn manche sind auch froh, ihn los zu sein. Laghou unterdessen ist in Begleitung der jungen Mana auf dem Weg zum Clan der Moosmenschen, die über einen Lebenstrank verfügen sollen. Dieser Heiltrank wird immer wichtiger, da eine unheimliche Krankheit um sich greift. Einzig die heilenden Fertigkeiten der Moosmenschen könnten dieses Unheil aufhalten, dem immer mehr von ihnen zum Opfer fallen. Der Tod wartet stets am Ende des Krankheitsverlaufs.

Als Laghou und Mana ihr Ziel erreichen, werden ihre Hoffnungen erst einmal zerstört. Die alte U-Toh, die Heilkundige des Clans der Moosmenschen, wurde zusammen mit zwei anderen jungen Frauen von den Blutmenschen entführt. Man wehrte sich, doch gegen die Wildheit und Übermacht des Angriffs blieb keine Möglichkeit der Gegenwehr. Aber das Wissen der alten U-Toh wird gebraucht, mehr noch, es darf nicht verloren gehen. So bleibt nur ein Ausweg: Sie muss befreit werden.

Laghou ist eine überaus sympathische Hauptfigur, ein regelrechter Archetyp, im wahrsten Sinne des Wortes. Hinkend, aber überaus geschickt, ist aus Laghou ein sehr guter Waffenmacher geworden. Allein machte er sich im ersten Band auf den Weg, um den Jagdkristall zu finden, der helfen soll Langbart zu töten, einen gewaltigen Bison, der auf den weiten Ebenen zur Legende geworden ist.

Emmanuel Roudier entführt den Leser im zweiten Band der Neandertal-Reihe mit dem Titel Der Lebenstrank auf eine abenteuerliche Reise. Zusammen mit Laghou, dessen Art einem schnell ans Herz wächst, betrachtet man als Leser diese fremde Welt, in der jener Vorzeitmensch, dessen Epoche sich mit der des modernen Menschen überschnitt, täglich um sein Überleben kämpfen muss. Oder wenigstens einiges leisten muss, damit des abends in der Höhle oder der Hütte ein Feuer wärmt.

An der Seite Laghous erlebt der Leser verschiedene Clans, die meisten einander wohl gesonnen, einer jedoch aus Kannibalen bestehend. Aus einer Reise auf der Suche nach dem Jagdkristall wird die Suche nach einem Tauschobjekt für diesen wertvollen Stein. Und daraus entspinnt sich kurze Zeit später eine Rettungsmission. Emmanuel Roudier erzählt mit absoluter Leichtigkeit, ohne Scheu, wie es scheint. Es ist eine einfache Geschichte, die ohne Schwierigkeiten ihre Wendungen nimmt und Haken schlägt. Obwohl das Album nicht mehr Seiten hat als gewöhnlich, wird man den Eindruck nicht los, dass alles irgendwie länger dauert und sich mehr Zeit nimmt.

Das mag an der Atmosphäre und der geschilderten Epoche liegen. Hier geht nichts schnell: Eine Reise dauert Tage. Es wird zu Fuß gereist. Die Menschen nehmen sich Zeit, um miteinander zu reden. Als Leser verfolgt man die Dialoge gerne. Es gibt nichts, das vom Kern ablenkt. Aus dem Einzelreisenden Laghou wird ein Quartett. Die Suche nach den Blutmenschen ist das einzig Reißerische, die Befreiung der Gefangenen ist das Action-Element.

Durch seine Landschaftsbilder lässt Emmanuel Roudier eine grandiose Kulisse entstehen. In sehr realistisch angelegten Farbbereichen gestaltet Roudier eine Welt, wie es sie gegeben haben könnte. Auf den ersten Blick ist sie nicht so verschieden von der unseren. Auf den zweiten Blick entfaltet sich ihre Wildheit. Roudier zeigt eine Natur, die in Ruhe gelassen wurde. Wilde Tiere streifen umher und der Mensch begegnet ihnen mit Respekt. Löwen, Bären, Wölfe, Bisons, Rentiere. Auch wenn es schlicht ausgedrückt ist: Emmanuel Roudiers Bilder sind einfach schön.

Roudier versteht sich nicht nur auf die Darstellung von Licht und Schatten, er versteht es auch Tusche und Farbe sehr gut ins Gleichgewicht zu bringen. Er inszeniert längere Dialogstrecken, aber ebenso versteht er sich auf Bilder ohne Worte. Eine Hochzeit, eine Verabschiedung oder eine Jagd sind nur einige Beispiele für seine hervorragende Bildsprache, die keinen Text benötigt.

Eine tolle Fortsetzung, die zwar für sich stehen kann, aber im Rahmen der Reihe gelesen, viel mehr Spaß macht. Mit Laghou ist Emmanuel Roudier ein sehr gut aufgebauter und sympathischer Charakter gelungen. Roudiers Bilder sind richtig schön und technisch vorbildhaft. 🙂

Neandertal 2, Der Lebenstrank: Bei Amazon bestellen

Dienstag, 02. März 2010

Die Blueberry Chroniken 15 – Das Lincoln-Komplott

Filed under: Abenteuer — Michael um 13:18

Die Blueberry Chroniken 15 - Die Jugend von Blueberry - Das Lincoln-KomplottEs herrscht Bürgerkrieg. Ein junger Mann geht immer wieder seinen eigenen Weg und eckt dabei an. Es ist nur seinem riesengroßen Glück zu verdanken, dass er noch nicht getötet wurde. Sogar von den eigenen Leuten. Als er sich wieder einmal eigenmächtig von der Truppe entfernt, zwar in Richtung des Feindes und geradewegs in einen Angriff hinein, möchte ihm sein kommandierender Captain am liebsten eine Kugel in den Rücken jagen. Selbst als der Angriff siegreich überstanden ist, droht immer noch das Kriegsgericht. Aber auch jetzt ist ihm das Glück hold. Doch Blueberrys Glück hat einen Haken. Sein Geschick, eine schwierige Mission zu meistern, scheint auch bis zu seinen Vorgesetzten vorgedrungen zu sein. Und so wartet bereits das nächste Himmelfahrtskommando.

Frieden: Es gibt doch tatsächlich noch Menschen, die in den Wirren dieses Krieges daran glauben wollen. So findet sich eine kleine Delegation auf der Seite der Nordstaaten (Blauröcke), die mit Erlaubnis beider Kriegsparteien in der Gebiet der Konföderierten (Grauröcke) reisen dürfen, um dort einen der Befehlshaber zu treffen. Blueberry soll diese für ihn zu optimistischen Menschen begleiten. Eine junge Frau, Elenore Mitchell, wird von Blueberry sehr zwiespältig betrachtet. Einerseits ist sie attraktiv, andererseits geht von ihr ein starkes Zielbewusstsein aus.

Wie zielbewusst die junge Dame ist, wird der Leutnant bald heraufinden.

Mit Francois Corteggiani und Michel Blanc-Dumont hat sich ein sehr gutes und inzwischen sehr eingespieltes Team zusammengefunden. Der vorliegende 15. Sammelband der Blueberry Chroniken mit der Überschrift Das Lincoln-Komplott vereint die Geschichten Die Pinkerton-Lösung, Der Pfad der Verfluchten, Letzter Zug nach Washington und Lincoln muss sterben. Ein großzügiger redaktioneller Teil beleuchtet die historischen Fakten, insbesondere Präsident Lincoln. Desweiteren wird Blueberrys neuer Biograph Francois Corteggiani einmal genauer vorgestellt.

Es ist eine Tatsache, dass Lincoln einem Attentat zum Opfer gefallen ist. Vor diesem historischen Hintergrund entspinnt Corteggiani eine umfangreich erzählte Intrige, in deren Mittelpunkt auch eine Mörderin steht, die einer Mylady De Winter (Die drei Musketiere) in nichts nachsteht. Äußerlich ein Engel, der durch seine Art und auch seine Attraktivität die Männer zu verwirren weiß, agiert sie im Gegenzug vollkommen kaltblütig. Wer zu viel weiß, im Wege steht, wird ermordet. Als Waffe dient, was gerade zur Hand ist.

Damit hat Corteggiani ein weitestgehend ungewöhnliches Element in diesen Krieg eingebracht. Dieser Bürgerkrieg ist dreckig und unmenschlich. Ausgerechnet jene Figur, die sich anfänglich am besten dazu eignet, für den Frieden einzutreten, wird zum Todesengel. Doch Corteggiani begnügt sich nicht mit diesem einen Handlungsstrang um die mordende Spionin. Inzwischen wandelt er sehr gut in den Fußstapfen eines Jean-Michel Charlier und so ist es kein Wunder, dass die sich über vier Alben erstreckende Handlung spannend, vielschichtig, aber auch verschachtelt erzählt wird.

Michel Blanc-Dumont zeichnet fein, überaus exakt und ist zuweilen auch zu kleinen Scherzen aufgelegt. So darf sich der Leser auf einen kurzen Auftritt von Scarlett und Rhett freuen, die in einem Hotelzimmer erwischt werden. Einige Charaktere, Nebenfiguren allerdings, erinnern an Klassiker aus dem Comic-Genre. So könnte einer der Spitzbuben, die mit Blueberry auf ein Himmelfahrtskommando geschickt werden, Laverdure (Freund von Tanguy) zum Vorbild gehabt haben. Jedenfalls deutet das Verhalten und das Ende dieser Figur auf den von Charlier und Uderzo kreierten Charakter hin.

Die Vielfalt der Handlungsorte wie auch die Unterschiedlichkeit der Szenen führt dem Leser die ganze Bandbreite eines Westerns zur Zeit des amerikanischen Bürgerkriegs vor Augen. Blanc-Dumont beherrscht das Portrait ebenso gut wie Massenszenen. Zu Fuß, zu Pferd, im Wasser, sogar in der Luft ist Blueberry unterwegs. Soldaten jagen ihn oder stehen sich auf dem Schlachtfeld gegenüber. Alte Loks, sorgfältig gestaltete Innenräume, wunderbar gezeichnete Kleidung wie auch die Landschaft und Ortschaften lassen die Epoche auferstehen und bieten ein rundum perfektes Szenario. Gezeichnet, wie kann es anders sein, ganz augenscheinlich von einem Perfektionisten.

Ein pralles Westernvergnügen, spannend wie eine Spionagegeschichte, aktionsgeladen wie ein Kriegsdrama, manchmal aufregend wie ein Thriller. Das Nachfolgeduo Corteggiani und Blanc-Dumont präsentiert sich hier in Bestform. 🙂

Die Blueberry Chroniken 15, Die Jugend von Blueberry, Das Lincoln-Komplott: Bei Amazon bestellen