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Comic Blog


Donnerstag, 25. März 2010

Garulfo 3 – Die Schöne und die Biester

Filed under: Abenteuer — Michael um 11:22

Garulfo 3 - Die Schöne und die BiesterDie Prinzessin muss ihn doch erhören! Sicher, Ronaldo sieht als Frosch nicht gerade vorteilhaft aus, aber Garulfo, mit dem er die Gestalt getauscht hat, sollte doch wenigstens soviel Charme aufbringen können, um die Prinzessin zu betören. Leider ist Garulfo nicht des Flirtens mächtig. Komplimente aus seinem Mund klingen seltsam, obwohl sie stets aufrichtig gemeint sind. Ronaldo in des Frosches Verkleidung glaubt, es besser zu wissen. Prompt sind die Worte gekünstelt, klingen falsch. Prompt muss der Mensch Garulfo seine Liebe zur Prinzessin im Turnier beweisen. Und der Frosch Ronaldo? Dieser sitzt auf des Kämpfers Kopf, gibt weiterhin schlaue Anweisungen, die Garulfo auch bitter nötig hat. Denn der Gegner ist kein anderer als der gefürchtete Sinistrus von Finsterwalde, schwarz gewandet und im Kriegshandwerk sehr bewandert.

Durch Idee, liebevolle Erzählung, Einfallsreichtum und Humor gehört Garulfo mit seiner gekonnten Ausführung zu den absoluten Ausnahmeerscheinungen im Comic-Bereich. Hier nun im dritten abschließenden Band ist der Kreis komplett. Nach dem ersten Abenteuer eines Frosches, Garulfo, der glaubte, es mit dem Menschen mit einem besonders edlen Wesen zu tun zu haben und gerne als solcher auf Erden wandeln wollte, wurde Garulfo in der weiteren Folge (nachdem er gelernt hatte, dass Menschen alles andere als edel sind) wieder zum Menschen: Aber gleichzeitig wurde ein Mensch zum Frosch.

Sei kein Frosch. Angesichts der vorliegenden Handlung kann dieser alte Ausspruch nicht mehr als Warnung verstanden werden. Denn der Frosch Garulfo ist der bessere Mensch, während der froschisierte Prinz ziemlich unerträglich ist. Aber: Wäre dem nicht so, wäre es auch nur halb so lustig.

Alain Ayroles kehrt einmal mehr sämtliche Klischees von unten nach oben und umgekehrt. Er nimmt die Erwartungen des Lesers (und wer nur einige Märchen gelesen hat, hat auch welche), schürt sie ein wenig, nur um dann mit etwas völlig Unerwartetem aufzuwarten. Ein Frosch in Menschengestalt benötigt den Rat und die Anleitung eines Menschen in Froschgestalt. Nur: In Liebesdingen sind die Ratschläge verkehrt, im Kampf hingegen sind sie von Nutzen. Wie? Liebe? Ja, genau. Die Liebe ist das große Thema. Im Kern, das Ziel, wenn man es so nennen möchte, steht die Prinzessin. Sie wird verehrt, bewundert, geliebt und hat sogar einen Oger zum Freund. Alain Ayroles baut seine Geschichte stufenweise auf. Jeder Abschnitt ist ein Auslöser für den nächsten in der Reihe.

Humor wird in kurzen Schüben abgefeuert oder von langer Hand vorbereitet. Und nicht nur das: Märchen bedeuten auch Romantik. Der Ritter, der sich um seine Holde schlägt. Der Prinz, der die Prinzessin wach küsst. Aus heutiger Sicht betrachtet ist Garulfo etwa so verwegen und anarchistisch gegenüber dem Genre erzählt, wie es ein Ritter aus Leidenschaft war, der zu We will rock you ins Turnier einzog.

Witz aus der Handlung heraus ist allerdings nicht die einzige Quelle. Ohne die Fähigkeiten von Bruno Maiorana wäre Garulfo nur halb so gut. Maioranas Talent zur Karikatur, zur Verniedlichung und auch zur Verhäßlichung tragen gehörig zum Gelingen dieses Comics bei. Wer glaubte, nach Kermit könne es keinen lustigen Frosch mehr geben, muss sich hier eines Besseren belehren lassen. Die zierliche Figur des Garulfo, kleine Füßchen, große Augen, großes Maul ist ein Paradebeispiel für die Wandelbarkeit einer Figur, den man als Leser im Laufe Zeit richtig sprechen hört. Im kompletten Gegensatz dazu steht der Oger, der zuerst gar nicht spricht, dem die Gewalttätigkeit ins Gesicht geschrieben steht. Gewalt wird als Natur erwartet, Dummheit, Brutalität. Aber auch das ist nur ein Teil der Wahrheit.

Bruno Maiorana verleiht jeder noch so kleinen Nebenfigur Individualität. Das zeigt sich während des Turniers und der dort auftretenden großen Zahl an Menschen. Der Kobold, fast noch winziger als Garulfo, dem nur der Laut Bli zur Verständigung zur Verfügung steht, ist eine tolle Figur im Sinne von Vereinfachung und Funktionalität. Maioranas Fähigkeiten sind so gut, dass selbst ein zweiseitiger Auftritt einer beleidigten Fledermaus zum Spaß wird.

Unglaublich gut: Eine tolle Reihe voller Witz und guter Ideen. Wer Märchen und Fantasy in humorvoller Erzählung mag, aus der außerdem etwas ganz eigenes entstanden ist, der sollte in den ersten Band einen Blick riskieren. Wer dann begeistert ist, kommt auch am Rest der Trilogie nicht vorbei. 🙂

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