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Comic Blog


Sonntag, 21. März 2010

Golden City 7 – Die verlorenen Kinder

Filed under: SciFi — Michael um 20:01

Golden City 7 - Die verlorenen KinderLeslie, die Mutter, ist tot. Eine Überdosis einer Droge kostete sie das Leben. Ihre kleine Tochter Kumiko hingegen wird unsanft aus ihrem Schlummer gerissen. Einer der Wächter, der für die Sicherheit der Siedlung verantwortlich ist, glaubt, es sei menschenwürdiger, wenn das kleine Mädchen gar nicht erst in diese traurige Welt hineinwächst. Mifa, Solo und Apple können die kleine Kumiko gerade noch vor dem Ertrinken bewahren. Im letzten Moment holen sie das Mädchen aus dem Wasser. Es sind Erinnerungen an eine grauenhafte Vergangenheit, bevor sie alle zusammen neue Hoffnung schöpften. Bevor die Gegenwart sie in ein neues chaotisches und gefährliches Abenteuer reißt.

Alte Bekannte, neue Geschichte. Mit dem neuen Zyklus schaffen auch neue Leser der Reihe den Einstieg. Der siebte Band der Reihe Golden City nimmt den Leser wieder mit in eine Welt, in der die so genannte Schere zwischen Arm und Reich inzwischen sehr weit auseinander klafft. Die Natur hat sich sehr zu Ungunsten des Menschen entwickelt. Umweltverschmutzung und Überschwemmungen haben enormen Schaden verursacht. Weit draußen auf den Weltmeeren haben sich die Reichen eine Enklave eingerichtet: Golden City. Völlig autark, mit eigenem Sicherheitsdienst, kreuzt die schwimmende Stadt über den Ozean. Von dort ziehen die Mächtigen ihre Strippen und werden im Gegenzug auch zur Zielscheibe, denn von diesem Kuchen wollen auch andere etwas abhaben.

Daniel Pecqueur ist mit Golden City ein sehr rundes Konzept gelungen. Der Leser erfährt von einzelnen Bestandteilen dieser zukünftigen Welt des Jahres 2090, gerade genug, um sich zurecht zu finden. Harrison Banks, die Hauptfigur des ersten Zyklus, ist hier der Nebendarsteller, denn wie es der Titel des vorliegenden Bandes schon verrät, im Kern agieren Die verlorenen Kinder. Aber Kinder sollen nicht vortäuschen, es handele sich um eine Geschichte für Kinder. Dem ist nicht so. Gleich in der Einleitung erlebt der Leser ein Kommandounternehmen. In sehr schöner Optik gleitet ein kleines Luftschiff auf eine private Insel zu. Kurz bleibt drinnen zwei Frauen noch Zeit einander hinzugeben, dann beendet eine betäubende Granate das Liebesspiel. Eine der beiden Frauen wird diesen Überfall nicht überleben.

Dem entgegen stehen die Kinder unterschiedlichen Alters in der nächsten Szene. Obwohl jung an Jahren haben sie sich schon mehrfach ihrer Haut erwehren müssen. Und Daniel Pecqueur macht klar: Glückliche Szenen wie jene, denen der Leser gleich zu Beginn beiwohnen darf, sind selten und halten nicht lange vor. Kurz nach einem Ausflug in vergangene Geschehnisse weiß der Leser genug, um von Pecqueur mit auf die Reise genommen zu werden. Ein gutes Science Fiction Ambiente, im besten Sinne des Wortes und fein durchdacht schafft den Rahmen für Helden und Schurken. Langsam verlagert sich die Handlung in die titelgebende Umgebung der Reihe: Golden City.

Nicolas Malfin, ein Vertreter des Euro Manga Stils, arbeitet in jeder Einstellung äußerst präzise. Selbst organische Stoffe, Unregelmäßigkeiten werden mit der selben Präzision zu Papier gebracht. Ist den Gesichtern der Charaktere deutlich ein Einfluss durch Mangas anzusehen und eine gewisse Vereinfachung in der Darstellung, gewinnen die Bilder durch feine Perspektiven, die penible Darstellung von Orten und die überaus gelungene Körperlichkeit der Figuren in Aktion.

Besonders die Orte können mehr als überzeugen. Mit ihnen schafft Malfin den hervorragenden Eindruck dieser Welt, die den Schritt über den Rand zum Abgrund schon hinter sich hat. Einerseits erhascht der Leser Einblicke auf ein Gebäude, das wie Internat der besseren Gesellschaft wirkt, er erblickt einen Konferenzraum mit Aussicht auf eine Unterwasserwelt, andererseits darf er miterleben wie die zwei der Kinder sich auf einem Friedhof kennenlernen, als eines der beiden die Kerzen auf den Gräbern stehlen will. Dies sind nur drei von sehr vielen Beispielen, die für eine sehr dichte Atmosphäre sorgen und ebenso beispielhaft für die gesamte Reihe sind. Dank Malfin und Pierre Schelle, der für die Farbgebung zuständig ist, geht man als Leser unmerklich auf Entdeckungsreise, während sich gleichzeitig die Geschichte immer mehr ausbreitet.

Hier gehen Science Fiction und Abenteuer wunderbar Hand in Hand. Der siebte Teil der Reihe ist gut für Neueinsteiger geeignet. Daniel Pecqueur erzählt ruhig, baut einen Handlungsabschnitt auf den nächsten, lässt sich Zeit und gibt so Nicolas Malfin den benötigten Raum, um die Wirkung seiner Bilder zu entfalten. Tolle Comic-Unterhaltung. 🙂

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