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Comic Blog


Dienstag, 16. März 2010

Die Gifticks – Gesamtausgabe 3

Filed under: Cartoon — Michael um 18:51

Die Gifticks - Gesamtausgabe 3Der Roboter, einarmig oder nicht, verrichtet seinen Dienst. Endlich einmal so groß sein wie andere! Die Gifticks, die an den Steuerelementen des Roboters sitzen, lassen sich von ihm nicht nur durch die Landschaft tragen. Tatsächlich lässt sich solch eine mechanische Imitation eines Menschen auch gut dazu nutzen, ein wenig Schabernack zu treiben. Allerdings lässt sich die Gendarmerie nicht so leicht ins Bockshorn jagen wie harmlose Autofahrer. Bald befinden sich die Gifticks auf der Flucht. In einem alten Schloss finden sie Unterschlupf. Zwischen den noch älteren Rüstungen könnten sie nicht weiter auffallen, wäre da nicht der Graf, der Besitzer des Schlosses, der sich auch gegen eine unbekannte Bedrohung zu verteidigen weiß. Wenn nötig mit einem sehr großen Kaliber von ziemlicher Durchschlagskraft.

2005 wurde das letzte Interview mit Paul Deliege geführt, dem Autor und Zeichner der Gifticks. Einige Aussagen von Deliege sind interessant, andere sogar erstaunlich. Seine Erfahrungen sind vom Alltag eines Comicmachers geprägt, der über Jahrzehnte hinweg die Entwicklung auf dem Markt verfolgt hat. Innerhalb weniger Aussagen räumt Deliege mit jeglicher romantischer Vorstellung dieses Berufes auf. Comic-Magazine und Comic-Verlage wollen Geld verdienen. Entsprechend hat ein Autor und Zeichner seine Arbeit zu machen. Paul Deliege hat lange durchgehalten, hat sich aber auch in diesem harten Geschäft, das so sehr vom Geschmack der Leser abhängt, seine Bewunderung für die Großen im Comic-Bereich bewahrt.

Der Mann, der den kleinen Ausbrecher Bobo betreute, kann nach eigener Aussage mit den Gifticks nicht sehr viel anfangen. Seine Argumente sind teilweise nicht von der Hand zu weisen, aber das die Gifticks selbst nicht witzig sind, stimmt ganz bestimmt nicht. Gerade mit der vorliegenden dritten und letzten Gesamtausgabe wird gezeigt, welches komödiantisches Talent die drei Giftzwerge haben.

Die Gifticks haben Augen, eine Nase, aber keinen Mund. Nicht einmal ihr Gesicht ist zu sehen. Aber sie sprechen. Gott sei Dank, tun sie das. Mehr noch, die agieren auch wie Komödianten. Gifticks sind komisch, weil sie es eigentlich nicht sein wollen. Im vorliegenden Fall treffen sie auf einen Grafen, der in den kleinen Wichten, die immer noch die Herren der Welt werden wollen, eine willkommene Gelegenheit sieht, um an sein Erbe zu gelangen. Nahtlos schließt Paul Deliege mit Das alte Schloss an die vorhergehende Geschichte an. Die Gifticks, die sich an ihren komfortablen (wenn auch einarmigen) Roboter zur Fortbewegung gewöhnt haben, geraten an einen mehrere Schießwütige. Aber nur einer hat letztlich Erfolg: der Graf von Weizenbier.

Damit beginnt (ob Paul Deliege will oder nicht) eine aberwitzige Komödie, die auch mit der zweiten Geschichte Die Erbschaft fortgeführt wird. Der Graf, von Deliege als menschlicher Geier entworfen (aus dem ein gemeines Küken wird), wird zu einer gelungenen Slapstick-Figur, immer am Rande des Nervenzusammenbruchs. Mit schmalem Körper, großem Kopf kreiert Deliege seine Figur fast schon wie eine Karikatur und mit deutlich mehr Individualität als andere Charaktere (Polizisten, Diener), denen nur kurze Auftritte beschert sind. Der andere Erbe wirkt etwas liebloser gezeichnet, ebenso die Katze. Beide könnten aus sehr modernen Funnys stammen, Witzseiten von Magazinen oder Tageszeitungen.

Die Gifticks hingegen, ob nun von ihrem Schöpfer ein wenig geschmäht oder nicht, sind treffliche Entwürfe, die einfach in diesen Geschichten funktionieren. Vier Seiten einer unvollendeten Geschichte, die zusammen mit dem Interview und vielen Skizzen im Anhang zu finden sind, zeigen auch, wie gut die Gifticks in Schwarzweiß funktionieren. Die Linienführung und die Schattierungen geben ein Beispiel, dass Paul Deliege weitaus mehr auf dem Kasten hatte, als er angesichts des Interviews von sich glauben mag.

Ein Spaß: Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Ein guter Spaß ist nicht leicht zu schreiben und zu zeichnen. Paul Deliege gelingt dieses Kunststück auf der ganzen Linie. Wunderbar. 🙂

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Oh, ich sehe gerade: 1100 Einträge von mir! Mann, Mann, Mann, wie die Zeit vergeht.

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