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Comic Blog


Montag, 15. März 2010

Im Land der Rebellen

Filed under: Abenteuer — Michael um 19:22

Im Land der RebellenErdbeben: Eine Meldung unter vielen in der allabendlichen Nachrichtensendung. Für den Humanitären Dienst der Europäischen Kommission, ECHO, ist eine solche Meldung der Startschuss zu Hilfsmaßnahmen. Für Zana, die im Auftrag von ECHO in das Beispielland Borduvia reist, wird das Unerwartete zum Erwarteten. Zana sucht nach Schwachstellen in der Versorgung und Betreuung der Erdbebenopfer und versucht dort für Vermittlung von Hilfen zu sorgen, wo sie entsprechende Lücken findet.

Wie funktioniert Katastrophenhilfe? Wie kann die Europäische Union helfend eingreifen oder unterstützen? Die Antworten auf diese Fragen sind alles andere als einfach. Selbst im Zeitalter bester Transportmittel und schneller Kommunikationswege ist eine Koordination vor Ort notwendig. Jemand muss sich ein Bild von der Situation machen. Anders geht es nicht. Leider ist es allzu oft so, dass Katastrophen, insbesondere Erdbeben, in Gebieten stattfinden, die schwer zugänglich sind oder durch besagte Katastrophen schwer zugänglich werden. Neben einer vernünftigen Koordination sind auch noch logistische Probleme zu lösen, bevor eine Hilfe überhaupt greifen kann.

An der Seite von Zana, einer jungen Frau im Auftrag des Humanitären Dienstes der Europäischen Kommission, ECHO, erfährt der Leser die Handlungsabläufe in Katastrophengebieten. Er erfährt, dass guter Wille allein nicht ausreicht. Eine Unmenge von Faktoren muss bedacht werden und sei es nur die Bürokratie im jeweiligen Land, in dem es zur Naturkatastrophe gekommen ist.

ECHO hat es, wie auch alle anderen Hilfsorganisationen auch, nicht leicht bei der Erfüllung der eigens aufgestellten Pflichten. Es genügt nicht EU zu sagen und zu hoffen, dass sich sogleich alle Türen öffnen. Wie sich am vorliegenden Beispiel zeigt, kann eine Mission sogar scheitern, wenn es im Katastrophengebiet einen Bürgerkrieg oder einen Aufstand von Rebellen gibt. Politische Interessen werden über das menschliche Wohl gestellt.

Eric Bongers lässt, so viel darf verraten werden, im Sinne der Humanität ein gutes Ende zu. Derart viel Menschenliebe dürfte in der Realität nicht immer zu finden sein. Die Schwierigkeiten, wie beschrieben, einer solchen Aktion schildert er dokumentarisch, nicht reißerisch, man könnte es auch zurückhaltend nennen. Kinder und Jugendliche sollen auf diesem Wege mit der Arbeit von ECHO vertraut gemacht werden. Menschliches Leid wird gezeigt, auch wie sehr diese Arbeit den jeweiligen Helfern an die Nieren gehen kann.

Eine dokumentarische Schilderung mit entsprechenden Bildern gestützt. Bongers interpretiert nicht. Im vorliegenden erfundenen Land Borduvia, dem Handlungsort, gibt es Ähnlichkeiten zum Nahen Osten oder Kaukasus. Er zeichnet sehr klar, mit den nötigsten Linien und bleibt stets dem Realismus verbunden. In dieser klaren Linie entsteht eine manchmal etwas puppenhafte Welt, die gleichsam eine unsichtbare Wand vor dem realen Schrecken aufbaut, den eine solche Naturkatastrophe mit sich bringen kann. Die fehlende Interpretation in den Bildern wird dem Leser überlassen, der gar nicht anders kann, als angesichts der gezeigten Zerstörungen sein eigenes Wissen (vornehmlich aus ähnlich gelagerten Nachrichten und Reportagen) auf die Szenerie zu übertragen.

Mit schlichter Farbgebung, sehr gedeckt und wenig schattiert, erwacht diese Reportage zum Leben. Denn lebendig wirken die Akteure nach wenigen Seiten. Ein trauriger Blick, ein verschmitztes Lächeln, ein kurzer Schock, mehr braucht es nicht. Das mag manchmal zu ernsthaft, zu starr wirken, andererseits handelt es sich hier nicht um ein Drama im herkömmlichen Sinn.

Wissensvermittlung über Comics ist ein Weg, Jugendliche und Kinder mit eher sperrigen, vielleicht auch unbequemen Themen zu erreichen. In Nordrhein-Westfalen erscheint die ANDI-Reihe zur politischen Bildung. Die Anne-Frank-Stiftung brachte die Comics Die Entdeckung und Die Suche zur Thematik des Holocaust heraus. Im Land der Rebellen ist eine konsequente Fortführung dieses Ansatzes.

Bestellen im EU Bookshop (oder als PDF herunterladen)

Links: www.erikbongers.net

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