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Comic Blog


Dienstag, 30. März 2010

Der dunkle Turm 3 – Verrat

Filed under: Mystery — Michael um 19:09

Der dunkle Turm 3 - VerratEin Mädchen darf nicht schießen. Ein Mädchen wird niemals ein Revolvermann. Niemals. Doch Aileen Ritter, die Nichte des Ausbilders der Revolvermänner, sieht das vollkommen anders und ist nicht gewillt, sich mit althergebrachten Regeln zu begnügen und diese zu befolgen. Darüber hinaus verfügt Aileen nicht nur über den Willen, mit Waffen umzugehen. Sie besitzt außerdem eine einzigartige Begabung, die sie bereits jetzt besser mit Waffen umgehen lässt als so manchen Anwärter. Allerdings nutzt die größte Begabung nichts, wenn doch die Tradition ein Hindernis bildet, das höher als die höchste Mauer ist. Roland Deschain weiß von alldem noch nichts. Vorläufig machen sich seine Freunde Sorgen um ihn, denn die Beeinflussung durch Mayrlyns Pampelmuse wirkt noch nach.

Die Helden sind zurück, aber von Frieden ist noch keine Spur in Sicht. Denn Verrat bedroht die Revolvermänner, die alten ebenso wie die frischgebackenen, denen der Neid derer im Nacken hängt, die erst dem Waffenmeister gegenüber treten müssen und nicht mit einem fernen Abenteuer prahlen konnten.

Die Vorkommnisse der ersten beiden Teile, die dunklen Geschehnisse, die Gewalt, die Trauer und die Flucht bilden eine sehr finsteren Komplex, der zunächst bei Beginn des dritten Teils abgeschlossen scheint. In Wahrheit wird den Helden und somit auch dem Leser nur eine (sehr) kurze Verschnaufpause gegönnt, bevor die dunklen Mächte wieder in das Schicksal der aufrechten Männer von Gilead eingreifen. Vergebliche Wünsche, Hoffnungen, Intrigen, auch furchtbare Irrtümer prägen die Fortsetzung. Insgesamt ist die Handlung voller Verzweiflung, ein jeder scheint hier gefangen zu sein. Die Geschichte ist von Anfang an eine tickende Zeitbombe, die sich in einer Szene am Ende entlädt. Danach kann nichts mehr kommen (vorerst jedenfalls), denn dies ist der Gipfel einer Tragödie, die im ersten Teil begann.

Robin Furth, Peter David und selbstverständlich Stephen King erzählen mit sehr großer Dichte und Eindringlichkeit ein Abenteuer, für das der Begriff Fantasy nicht passend genug ist. Vielmehr könnte King ein eigenes Genre begründet haben. Der dunkle Turm wirkt (wie die Romane auch) wie von einem Traum inspiriert. Manches ist zunächst verschwommen, wie nach dem Aufwachen, doch bei genauem Nachdenken ergibt einiges einen Sinn, anderes muss durch Weiterblättern ergründet und herausgefunden werden.

Jae Lee, der Meister der dunklen Form, und Richard Isanove, Meister des milchigen Farbauftrags, ergeben zusammen einen Künstler, eine Art Caravaggio des Comics. Einiges an ihrer künstlerischen Technik, insbesondere beim Farbauftrag, wird durch moderne Computerkolorierung erleichtert, aber nicht ersetzt. Dunkle Partien, heller Glanz, starke Gegensätze bestimmen die Bilder. Die Szenen wirken jeweils gestellt, aufgestellt, in Position gebracht, wie Standbilder auf einer Bühne. Die Wirkung ist nicht falsch oder künstlich, im Gegenteil, eher grandios, große Comic-Oper.

Manchmal fühlt man sich bei Inszenierung an alte Schwarzweißgruselfilme erinnert, in denen noch der Stummfilm nachwirkte und das Theater noch einen starken Resteinfluss auf die Kameraführung besaß. Ähnlich ist Wirkung hier, wenn die Schwerpunkte zwischen Bild und Text (dann meist erzählend aus dem Off) genau austariert sind. Jae Lee und Richard Isanove verlieren sich nicht in Details. Die Hintergründe liegen häufig in diffusen Lichtern und Nebeln verborgen. Mal ist es hell, mal dunkel, stets aber ist der Leser im Ungewissen, was ihn hinter diesen Farben oder besser, was die Helden dahinter erwarten wird. Das Surreale der Bilder stützt die Handlung auf perfekte Weise.

Weiterhin eine großartige, wenn auch sehr eigenwillige Erzählung, die sicherlich nicht jedermanns Sache ist. Wer Geschichten von Stephen King mag, muss noch lange nicht den dunklen Turm mögen. Ein grafischer Augenschmaus, auch mit der selben Eigenwilligkeit gezeichnet und koloriert. Herausragend, für Fans ein Muss, Interessierte sollten zuerst einen Blick in die Online-Seitenvorschauen werfen. 🙂

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Samstag, 27. März 2010

Kirihito 2

Filed under: Thriller — Michael um 9:52

Kirihito 2Kirihito gerät von einer Gefangenschaft in die nächste. Die Dorfbewohner halten ihn für ein Monster mit Hundegesicht. Die Tatsache, dass sie ihn in der Gesellschaft einer nackten Frau stellten, macht es nicht einfacher für ihn. Wenig später hockt er in einem Käfig. Ein wenig ungläubig, aber auch voller Hass bestaunt. Erst der Umstand, dass er über medizinische Fähigkeiten verfügt, sorgt für eine Chance. Der Dorfälteste ist schwer erkrankt. Kirihito könnte ihn retten, wenn ihm die Gelegenheit dafür geboten wird. Wenn ihm ausreichend Vertrauen entgegengebracht wird. Wenn die schwierige Operation gelingt.

Vom Regen in die Traufe. Mit Kirihito Osanai, der titelgebenden Figur des vorliegenden zweiten Teils der kleinen Reihe, ist Autor und Zeichner Osamu Tezuka ein Held gelungen, der das Beste will und dennoch von einer gefährlichen Situation in die nächste rutscht. Ein Held, der sich wehrt, aber oft chancenlos ist. Ein Held, der durch eine schwere Krankheit das Äußere eines Hundes besitzt, der ständig erniedrigt wird. Ein Held, der sich trotz allem für andere einsetzt und durch seine Uneigennützigkeit die Herzen anderer Menschen gewinnen kann.

Obwohl sich gerade letzteres für eine gutes Ende eignet, ist die Geschichte von Osamu Tezuka weit davon entfernt zu einem schnöden Melodram zu verkommen. Der Handlungsstrang um Kirihito ist nur eine Seite der Medaille. Auf seinem Weg ist der Mediziner, der Kirihito immer noch ist, verschiedenen Menschen begegnet. Jener, der ihn zu seiner Belustigung kämpfen ließ, leidet nun selbst an der furchtbaren und entstellenden Krankheit. Kirihitos (ehemaliger) Kollege Dr. Urabe, der zum Vergewaltiger geworden ist, nicht einmal, sondern mehrmals, hat seine Monströsität erkannt, gelobt sich selbst Besserung und kämpft mit inneren Dämonen.

Während Kirihito aus echtem Interesse an einer Heilung arbeiten will, handeln Kollegen wie Kirihitos Vorgesetzter aus reinem Ehrgeiz. Der Mensch ist Versuchsobjekt, Vorzeigeobjekt, eine Trophäe. Eine neue Krankheit, eine Erfindung der Natur, wird zum eigenen Erfolg hochstilisiert. Osamu Tezuka zeigt gleichzeitig auf welch tönernen Füßen ein solcher Erfolg steht. Wie schwammig und auch wie gefährlich. Schnell kann mit dem Tod des Patienten die Karriere auf der Kippe stehen. Eine Karriere, die in diesem Moment über dem Wohl des Patienten steht. Der Hippokratische Eid ist nur noch eine Farce. Osamu Tezuka zeigt die Götter in Weiß in keinem sehr guten Licht.

Osamu Tezukas Bilder schwanken technisch zwischen kindlichem Manga, Karikatur und ernsthafter Zeichnung. Man gewinnt den Eindruck eines sezierenden Blicks. Die Zeichnungen gewähren Ausschnitte von Szenen und Gesichtern, als habe Osamu Tezuka zum Angriff auf seine Figuren übergehen wollen. Insbesondere Gesichter werden zum Plakat von Charaktereigenschaften. Ehrgeiz, gepaart mit Arroganz. Intoleranz. Und stets werden auch die negativen Folgen erwähnt, drücken sich mit aus. Einsamkeit. Gehetzt wirkend. Verfolgt. Aggressivität. In der Art sich selber zum Erfolg zu steuern, werden Osamu Tezukas Figuren zum Sklaven ihrer Ziele. Mitleid kommt trotzdem nicht auf.

Den Bildern liegt sehr oft eine traurige Grundstimmung zugrunde. Selbst auf der Höhe des Erfolgs ist jemand wie der Professor traurig gestimmt, steht der nächste Zusammenbruch gleich auf den folgenden Seiten. Wenn dann in den Bildern die Gewalt ausbricht, bleibt dem Leser nur die Frage, warum es erst jetzt dazu kommt. Ausgerechnet die Verlorenen, auch Kirihito selbst, haben diesen Zustand so lange hinauszögern können.

Komplex, hoch spannend, dramatisch: Kirihito ist und bleibt (weitestgehend) die einzige Sympathiefigur in diesem Reigen. Osamu Tezuka bemitleidet die Opfer, weist ihnen aber keinen Weg aus dieser Rolle heraus. Wer Tragödien verkraftet, in denen Figuren den ihnen zugesprochenen Platz scheinbar nicht verlassen können, einen etwas anderen, auch erwachsenen Comic, der sollte einen Blick riskieren. 🙂

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Donnerstag, 25. März 2010

Garulfo 3 – Die Schöne und die Biester

Filed under: Abenteuer — Michael um 11:22

Garulfo 3 - Die Schöne und die BiesterDie Prinzessin muss ihn doch erhören! Sicher, Ronaldo sieht als Frosch nicht gerade vorteilhaft aus, aber Garulfo, mit dem er die Gestalt getauscht hat, sollte doch wenigstens soviel Charme aufbringen können, um die Prinzessin zu betören. Leider ist Garulfo nicht des Flirtens mächtig. Komplimente aus seinem Mund klingen seltsam, obwohl sie stets aufrichtig gemeint sind. Ronaldo in des Frosches Verkleidung glaubt, es besser zu wissen. Prompt sind die Worte gekünstelt, klingen falsch. Prompt muss der Mensch Garulfo seine Liebe zur Prinzessin im Turnier beweisen. Und der Frosch Ronaldo? Dieser sitzt auf des Kämpfers Kopf, gibt weiterhin schlaue Anweisungen, die Garulfo auch bitter nötig hat. Denn der Gegner ist kein anderer als der gefürchtete Sinistrus von Finsterwalde, schwarz gewandet und im Kriegshandwerk sehr bewandert.

Durch Idee, liebevolle Erzählung, Einfallsreichtum und Humor gehört Garulfo mit seiner gekonnten Ausführung zu den absoluten Ausnahmeerscheinungen im Comic-Bereich. Hier nun im dritten abschließenden Band ist der Kreis komplett. Nach dem ersten Abenteuer eines Frosches, Garulfo, der glaubte, es mit dem Menschen mit einem besonders edlen Wesen zu tun zu haben und gerne als solcher auf Erden wandeln wollte, wurde Garulfo in der weiteren Folge (nachdem er gelernt hatte, dass Menschen alles andere als edel sind) wieder zum Menschen: Aber gleichzeitig wurde ein Mensch zum Frosch.

Sei kein Frosch. Angesichts der vorliegenden Handlung kann dieser alte Ausspruch nicht mehr als Warnung verstanden werden. Denn der Frosch Garulfo ist der bessere Mensch, während der froschisierte Prinz ziemlich unerträglich ist. Aber: Wäre dem nicht so, wäre es auch nur halb so lustig.

Alain Ayroles kehrt einmal mehr sämtliche Klischees von unten nach oben und umgekehrt. Er nimmt die Erwartungen des Lesers (und wer nur einige Märchen gelesen hat, hat auch welche), schürt sie ein wenig, nur um dann mit etwas völlig Unerwartetem aufzuwarten. Ein Frosch in Menschengestalt benötigt den Rat und die Anleitung eines Menschen in Froschgestalt. Nur: In Liebesdingen sind die Ratschläge verkehrt, im Kampf hingegen sind sie von Nutzen. Wie? Liebe? Ja, genau. Die Liebe ist das große Thema. Im Kern, das Ziel, wenn man es so nennen möchte, steht die Prinzessin. Sie wird verehrt, bewundert, geliebt und hat sogar einen Oger zum Freund. Alain Ayroles baut seine Geschichte stufenweise auf. Jeder Abschnitt ist ein Auslöser für den nächsten in der Reihe.

Humor wird in kurzen Schüben abgefeuert oder von langer Hand vorbereitet. Und nicht nur das: Märchen bedeuten auch Romantik. Der Ritter, der sich um seine Holde schlägt. Der Prinz, der die Prinzessin wach küsst. Aus heutiger Sicht betrachtet ist Garulfo etwa so verwegen und anarchistisch gegenüber dem Genre erzählt, wie es ein Ritter aus Leidenschaft war, der zu We will rock you ins Turnier einzog.

Witz aus der Handlung heraus ist allerdings nicht die einzige Quelle. Ohne die Fähigkeiten von Bruno Maiorana wäre Garulfo nur halb so gut. Maioranas Talent zur Karikatur, zur Verniedlichung und auch zur Verhäßlichung tragen gehörig zum Gelingen dieses Comics bei. Wer glaubte, nach Kermit könne es keinen lustigen Frosch mehr geben, muss sich hier eines Besseren belehren lassen. Die zierliche Figur des Garulfo, kleine Füßchen, große Augen, großes Maul ist ein Paradebeispiel für die Wandelbarkeit einer Figur, den man als Leser im Laufe Zeit richtig sprechen hört. Im kompletten Gegensatz dazu steht der Oger, der zuerst gar nicht spricht, dem die Gewalttätigkeit ins Gesicht geschrieben steht. Gewalt wird als Natur erwartet, Dummheit, Brutalität. Aber auch das ist nur ein Teil der Wahrheit.

Bruno Maiorana verleiht jeder noch so kleinen Nebenfigur Individualität. Das zeigt sich während des Turniers und der dort auftretenden großen Zahl an Menschen. Der Kobold, fast noch winziger als Garulfo, dem nur der Laut Bli zur Verständigung zur Verfügung steht, ist eine tolle Figur im Sinne von Vereinfachung und Funktionalität. Maioranas Fähigkeiten sind so gut, dass selbst ein zweiseitiger Auftritt einer beleidigten Fledermaus zum Spaß wird.

Unglaublich gut: Eine tolle Reihe voller Witz und guter Ideen. Wer Märchen und Fantasy in humorvoller Erzählung mag, aus der außerdem etwas ganz eigenes entstanden ist, der sollte in den ersten Band einen Blick riskieren. Wer dann begeistert ist, kommt auch am Rest der Trilogie nicht vorbei. 🙂

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Sonntag, 21. März 2010

Golden City 7 – Die verlorenen Kinder

Filed under: SciFi — Michael um 20:01

Golden City 7 - Die verlorenen KinderLeslie, die Mutter, ist tot. Eine Überdosis einer Droge kostete sie das Leben. Ihre kleine Tochter Kumiko hingegen wird unsanft aus ihrem Schlummer gerissen. Einer der Wächter, der für die Sicherheit der Siedlung verantwortlich ist, glaubt, es sei menschenwürdiger, wenn das kleine Mädchen gar nicht erst in diese traurige Welt hineinwächst. Mifa, Solo und Apple können die kleine Kumiko gerade noch vor dem Ertrinken bewahren. Im letzten Moment holen sie das Mädchen aus dem Wasser. Es sind Erinnerungen an eine grauenhafte Vergangenheit, bevor sie alle zusammen neue Hoffnung schöpften. Bevor die Gegenwart sie in ein neues chaotisches und gefährliches Abenteuer reißt.

Alte Bekannte, neue Geschichte. Mit dem neuen Zyklus schaffen auch neue Leser der Reihe den Einstieg. Der siebte Band der Reihe Golden City nimmt den Leser wieder mit in eine Welt, in der die so genannte Schere zwischen Arm und Reich inzwischen sehr weit auseinander klafft. Die Natur hat sich sehr zu Ungunsten des Menschen entwickelt. Umweltverschmutzung und Überschwemmungen haben enormen Schaden verursacht. Weit draußen auf den Weltmeeren haben sich die Reichen eine Enklave eingerichtet: Golden City. Völlig autark, mit eigenem Sicherheitsdienst, kreuzt die schwimmende Stadt über den Ozean. Von dort ziehen die Mächtigen ihre Strippen und werden im Gegenzug auch zur Zielscheibe, denn von diesem Kuchen wollen auch andere etwas abhaben.

Daniel Pecqueur ist mit Golden City ein sehr rundes Konzept gelungen. Der Leser erfährt von einzelnen Bestandteilen dieser zukünftigen Welt des Jahres 2090, gerade genug, um sich zurecht zu finden. Harrison Banks, die Hauptfigur des ersten Zyklus, ist hier der Nebendarsteller, denn wie es der Titel des vorliegenden Bandes schon verrät, im Kern agieren Die verlorenen Kinder. Aber Kinder sollen nicht vortäuschen, es handele sich um eine Geschichte für Kinder. Dem ist nicht so. Gleich in der Einleitung erlebt der Leser ein Kommandounternehmen. In sehr schöner Optik gleitet ein kleines Luftschiff auf eine private Insel zu. Kurz bleibt drinnen zwei Frauen noch Zeit einander hinzugeben, dann beendet eine betäubende Granate das Liebesspiel. Eine der beiden Frauen wird diesen Überfall nicht überleben.

Dem entgegen stehen die Kinder unterschiedlichen Alters in der nächsten Szene. Obwohl jung an Jahren haben sie sich schon mehrfach ihrer Haut erwehren müssen. Und Daniel Pecqueur macht klar: Glückliche Szenen wie jene, denen der Leser gleich zu Beginn beiwohnen darf, sind selten und halten nicht lange vor. Kurz nach einem Ausflug in vergangene Geschehnisse weiß der Leser genug, um von Pecqueur mit auf die Reise genommen zu werden. Ein gutes Science Fiction Ambiente, im besten Sinne des Wortes und fein durchdacht schafft den Rahmen für Helden und Schurken. Langsam verlagert sich die Handlung in die titelgebende Umgebung der Reihe: Golden City.

Nicolas Malfin, ein Vertreter des Euro Manga Stils, arbeitet in jeder Einstellung äußerst präzise. Selbst organische Stoffe, Unregelmäßigkeiten werden mit der selben Präzision zu Papier gebracht. Ist den Gesichtern der Charaktere deutlich ein Einfluss durch Mangas anzusehen und eine gewisse Vereinfachung in der Darstellung, gewinnen die Bilder durch feine Perspektiven, die penible Darstellung von Orten und die überaus gelungene Körperlichkeit der Figuren in Aktion.

Besonders die Orte können mehr als überzeugen. Mit ihnen schafft Malfin den hervorragenden Eindruck dieser Welt, die den Schritt über den Rand zum Abgrund schon hinter sich hat. Einerseits erhascht der Leser Einblicke auf ein Gebäude, das wie Internat der besseren Gesellschaft wirkt, er erblickt einen Konferenzraum mit Aussicht auf eine Unterwasserwelt, andererseits darf er miterleben wie die zwei der Kinder sich auf einem Friedhof kennenlernen, als eines der beiden die Kerzen auf den Gräbern stehlen will. Dies sind nur drei von sehr vielen Beispielen, die für eine sehr dichte Atmosphäre sorgen und ebenso beispielhaft für die gesamte Reihe sind. Dank Malfin und Pierre Schelle, der für die Farbgebung zuständig ist, geht man als Leser unmerklich auf Entdeckungsreise, während sich gleichzeitig die Geschichte immer mehr ausbreitet.

Hier gehen Science Fiction und Abenteuer wunderbar Hand in Hand. Der siebte Teil der Reihe ist gut für Neueinsteiger geeignet. Daniel Pecqueur erzählt ruhig, baut einen Handlungsabschnitt auf den nächsten, lässt sich Zeit und gibt so Nicolas Malfin den benötigten Raum, um die Wirkung seiner Bilder zu entfalten. Tolle Comic-Unterhaltung. 🙂

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Samstag, 20. März 2010

Yiu – Die Apokalypse 3

Filed under: SciFi — Michael um 21:08

Yiu - Die Apokalypse 3Die Kreatur lebt. Der Anti-Christ. Das Monster ist geboren. Jemand wollte, dass es dazu kommt. Und nun ist es an Yiu, diese Misere nicht nur unter den Teppich zu kehren, sondern dieses Ding auch endgültig zu vernichten. Die Welt besteht bereits aus Chaos. Dieses Wesen, das aus einem tiefen Schacht voller Flüssigkeit herauftaucht, ist lebendes Chaos. Tod und Vernichtung marschieren Seite an Seite. Yiu ist eine Meisterin ihres Faches, des Tötens, dennoch ist es fraglich, ob sie diese Monströsität aufhalten kann. Deshalb geschieht etwas für die junge Frau sehr Ungewöhnliches. Sie soll im Team arbeiten.

Die Saga um die Entstehung dieser furchtbaren neuen Zivilisation, die diese Definition überhaupt nicht verdient, geht in die dritte Runde. Das Tier ist erwacht. Oft beschworen in Apokalypsen und Offenbarungen bahnt sich nun ein neues Ungeheuer seinen Weg. Wer allerdings glaubt, er habe nach Omen, Die Prophezeiung, Warlock oder Exorzist alles über Teufel und Teufelchen gesehen, der täuscht sich gewaltig. Denn gewaltig ist das, was Tehy und J.M. Vee sich hier ausgedacht haben. Man könnte, betrachtet man sich das Ausmaß der Zerstörung in den Bildern als die Emmerichs des SciFi-Horror-Comics bezeichnen.

Das Tier selbst ist nackt, neu geboren zwar, aber alles als gut beieinander. Man mag sich an einen dämonischen Titanen erinnert fühlen. Die Ansichten, auch die Gewalt des Wesens sind nichts im Vergleich zu dem, das im Laufe der Handlung noch auf den Leser zukommt. Nachdem Yiu für ihren Auftrag instruiert worden ist und sich mit ihrem Team zwangsweise auf den Weg macht, darf der Leser den mörderischsten und auch spektakulärsten Angriffsflug in einem Comic miterleben, wie es ihn vorher noch nie zu sehen gab. Und niemand sollte glauben, dass mit Erreichen des Zielortes schon das Ende der Fahnenstange ebenfalls erreicht ist. In diesem Triathlon der Killer, diesem Iron Womanexplodiert es, schießt es, knallt es, jagt es durch die Luft und in die Luft, spritzt es Feuer und Blut, wie es kaum zu beschreiben ist.

Aber eben nur kaum. Ein neulich erst gelerntes Wort passt sehr gut auf diese Art Geschichte: Seitenumblätterer (engl. Pageturner). Tehy und J.M. Vee behalten uneingeschränkt den Überblick. Die Action, die sich hier abspielt, ist mit sehr großer erzählerischer Sicherheit choreographiert. Mit Nicolas Guenet haben sie den passenden Tänzer dazu gefunden.

Guenet erschafft kleine Gemälde, stark Heavy Metal geprägt, sehr aufwendig, mit einer grafischen Technik wie sie auch den Hildebrandt-Brüdern zueigen war. Guenet arbeitet deckend, nicht lasierend, wie es bei Zeichnern der Fall ist, die mehr mit Aquarellfarben oder Gouache umgehen. Der Farbauftrag ist milchig, zuweilen auch wie fein aufgesprüht, insbesondere bei Hintergründen, um eine feinere Struktur zu erreichen. Bis auf sehr wenige Ausnahmen sind seine Farben eher zurückhaltend, etwas dunkler. Grelle Ausflüge wie ein leuchtendes Blau, mit dem das Tier emporsteigt, finden sich nur zur Unterstreichung einer Besonderheit.

Die technische Ausführung wie auch der Aufwand sind absolut beeindruckend, einzig werden sich Fans von eher traditioneller Science Fiction mit den Darstellungen nicht anfreunden können. Wer Filme wie Event Horizon noch anschauen konnte, muss sich auf die ungefähr hundertfache Dosis des dort gezeigten Horrors einstellen.

Weiterhin nichts für Zartbesaitete! Aber: Was für eine Achterbahnfahrt! In Sachen Action und Aufbau hat gerade diese dritte Epsiode Vorbildcharakter. Dergleichen will auch gelernt sein, mag man vom Szenario halten, was man will. Wer Heavy Metal oder F.A.K.K. 2 mochte, liegt hier höchstwahrscheinlich goldrichtig. Alle anderen: Mal einen vorsichtigen Blick riskieren. 🙂

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Star Wars Essentials 7

Filed under: SciFi — Michael um 17:40

Star Wars Essentials 7 - Die dunkle Seite der MachtWährend Leia, Chewbacca und C-3PO auf den Spuren von Darth Vader Nachforschungen anstellen und einem merkwürdigen Volk begegnen, das glaubt, immer noch eine Bringschuld gegenüber dem Imperium zu haben, hat Luke Skywalker seine eigene, sehr merkwürdige Begegnung. Dachte man bisher doch, dass alle Jedi verstorben seien und Luke der erste einer neuen Reihe von intergalaktischen Rittern sei. Der Jedi-Meister CBaoth belehrt ihn eines Besseren. Der Mann mit den langen weißen Haaren, dem Vollbart ist so ganz anders als der ehrwürdige Yoda.

Dieser Jedi-Meister erwartet keine Widerworte, keine Fragen. Gehorchen ist das oberste Gebot. Strafe erwartet den, der Gebote oder Anweisungen missachtet oder in Frage stellt. Erst mit dem Eintreffen von Mara Jade, der früheren Hand des Imperators, fällt die letzte Maske des Jedi-Meisters und seine wahre Gesinnung offenbart sich.

Als Terry Dodson noch nicht so bekannt war, zeichnete er mit Die dunkle Seite der Macht eine der besten Comic-Umsetzungen aus dem Star Wars Universum. Basierend auf der Trilogie von Timothy Zahn entstand mit der vorliegenden Ausgabe die Comic-Adaption des zweiten Bandes. Mike Baron orientiert sich sehr gut am Roman, beschränkt sich nicht nur auf das Nötige, sondern erfasst auch das nötig Atmosphärische der Geschichte um das Aufkeimen einer neuen imperialen Bedrohung.

Terry Dodson, inzwischen einer breiten Leserschaft aufgefallen durch Publikationen in den Reihen Wonder Woman, Harley Quinn, Spider-Man oder auch Einzelausgaben wie Träume Band 1, Coraline schafft hier mit seinen Bildern eine saubere und sehr dichte Fortführung des bekannten Krieg der Sterne. Optisch orientiert er sich an den Schauspielern der ersten Trilogie, dessen Vorgeschichte der Fan durch die Clone Wars immer noch erleben darf.

Die einzelnen Helden wie auch die Nebenfiguren sind häufig sehr gut getroffen, so dass sich sehr schnell ein kleiner Film abspielt. So hätte man sich als Star Wars Maniac gerne eine filmische Fortführung gewünscht, besonders da mit der neuen Gegnerfigur des Admiral Thrawn ein spannender Charakter entstanden ist. Für diesen existierte kein filmisches Vorbild (obwohl es bei anderen Zeichnern Anflüge gab, das Gesicht an reale Personen anzulehnen). Thrawn ist so die ideale Fassade. Ganz in Weiß gekleidet, mental aalglatt und kalkulierend, mit blauer Haut, pechschwarzen Haaren und roten Augen hat er zwar etwas menschliches an sich, ist konzeptionell aber mehr eine Mischung aus Vader und Sidous.

Grafisch ist der gesamte vorliegende Band ein Beweis für Dodsons technische Versiertheit. Die Tuscheumsetzung durch Kevin Nolan folgt exakt den Vorgaben und strichelt, schattiert mit der selben Sorgfalt und scharfkantigen Abgrenzung. Die Farbgebung von Pamela Rambo wartet mit der sehr weichen Kolorierung im Stile eines Aquarellauftrages auf. Das gibt den Bildern etwas mehr Fülle, verzichtet aber auf starke Schattierungen. Hier geht es nicht um Volumen, vielmehr werden die Bilder besser fühlbar, organischer. (SciFi-Fans werden Pamela Rambo auch durch ihre Arbeit an der Serie Y: The Last Man kennen.)

Eine tolle Handlung: Klassische Star Wars Unterhaltung, nach einer Vorlage einer der besten Buchtrilogien aus einer sehr langen Reihe von Publikationen. Entsprechend lässt sich mit Fug und Recht behaupten, dass Mike Baron eine sehr gute Adaption geschaffen hat. Wer Fan ist, sollte sich weder diesen, noch den ersten oder den abschließenden Band entgehen lassen.

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Dienstag, 16. März 2010

Die Gifticks – Gesamtausgabe 3

Filed under: Cartoon — Michael um 18:51

Die Gifticks - Gesamtausgabe 3Der Roboter, einarmig oder nicht, verrichtet seinen Dienst. Endlich einmal so groß sein wie andere! Die Gifticks, die an den Steuerelementen des Roboters sitzen, lassen sich von ihm nicht nur durch die Landschaft tragen. Tatsächlich lässt sich solch eine mechanische Imitation eines Menschen auch gut dazu nutzen, ein wenig Schabernack zu treiben. Allerdings lässt sich die Gendarmerie nicht so leicht ins Bockshorn jagen wie harmlose Autofahrer. Bald befinden sich die Gifticks auf der Flucht. In einem alten Schloss finden sie Unterschlupf. Zwischen den noch älteren Rüstungen könnten sie nicht weiter auffallen, wäre da nicht der Graf, der Besitzer des Schlosses, der sich auch gegen eine unbekannte Bedrohung zu verteidigen weiß. Wenn nötig mit einem sehr großen Kaliber von ziemlicher Durchschlagskraft.

2005 wurde das letzte Interview mit Paul Deliege geführt, dem Autor und Zeichner der Gifticks. Einige Aussagen von Deliege sind interessant, andere sogar erstaunlich. Seine Erfahrungen sind vom Alltag eines Comicmachers geprägt, der über Jahrzehnte hinweg die Entwicklung auf dem Markt verfolgt hat. Innerhalb weniger Aussagen räumt Deliege mit jeglicher romantischer Vorstellung dieses Berufes auf. Comic-Magazine und Comic-Verlage wollen Geld verdienen. Entsprechend hat ein Autor und Zeichner seine Arbeit zu machen. Paul Deliege hat lange durchgehalten, hat sich aber auch in diesem harten Geschäft, das so sehr vom Geschmack der Leser abhängt, seine Bewunderung für die Großen im Comic-Bereich bewahrt.

Der Mann, der den kleinen Ausbrecher Bobo betreute, kann nach eigener Aussage mit den Gifticks nicht sehr viel anfangen. Seine Argumente sind teilweise nicht von der Hand zu weisen, aber das die Gifticks selbst nicht witzig sind, stimmt ganz bestimmt nicht. Gerade mit der vorliegenden dritten und letzten Gesamtausgabe wird gezeigt, welches komödiantisches Talent die drei Giftzwerge haben.

Die Gifticks haben Augen, eine Nase, aber keinen Mund. Nicht einmal ihr Gesicht ist zu sehen. Aber sie sprechen. Gott sei Dank, tun sie das. Mehr noch, die agieren auch wie Komödianten. Gifticks sind komisch, weil sie es eigentlich nicht sein wollen. Im vorliegenden Fall treffen sie auf einen Grafen, der in den kleinen Wichten, die immer noch die Herren der Welt werden wollen, eine willkommene Gelegenheit sieht, um an sein Erbe zu gelangen. Nahtlos schließt Paul Deliege mit Das alte Schloss an die vorhergehende Geschichte an. Die Gifticks, die sich an ihren komfortablen (wenn auch einarmigen) Roboter zur Fortbewegung gewöhnt haben, geraten an einen mehrere Schießwütige. Aber nur einer hat letztlich Erfolg: der Graf von Weizenbier.

Damit beginnt (ob Paul Deliege will oder nicht) eine aberwitzige Komödie, die auch mit der zweiten Geschichte Die Erbschaft fortgeführt wird. Der Graf, von Deliege als menschlicher Geier entworfen (aus dem ein gemeines Küken wird), wird zu einer gelungenen Slapstick-Figur, immer am Rande des Nervenzusammenbruchs. Mit schmalem Körper, großem Kopf kreiert Deliege seine Figur fast schon wie eine Karikatur und mit deutlich mehr Individualität als andere Charaktere (Polizisten, Diener), denen nur kurze Auftritte beschert sind. Der andere Erbe wirkt etwas liebloser gezeichnet, ebenso die Katze. Beide könnten aus sehr modernen Funnys stammen, Witzseiten von Magazinen oder Tageszeitungen.

Die Gifticks hingegen, ob nun von ihrem Schöpfer ein wenig geschmäht oder nicht, sind treffliche Entwürfe, die einfach in diesen Geschichten funktionieren. Vier Seiten einer unvollendeten Geschichte, die zusammen mit dem Interview und vielen Skizzen im Anhang zu finden sind, zeigen auch, wie gut die Gifticks in Schwarzweiß funktionieren. Die Linienführung und die Schattierungen geben ein Beispiel, dass Paul Deliege weitaus mehr auf dem Kasten hatte, als er angesichts des Interviews von sich glauben mag.

Ein Spaß: Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Ein guter Spaß ist nicht leicht zu schreiben und zu zeichnen. Paul Deliege gelingt dieses Kunststück auf der ganzen Linie. Wunderbar. 🙂

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Oh, ich sehe gerade: 1100 Einträge von mir! Mann, Mann, Mann, wie die Zeit vergeht.

Montag, 15. März 2010

Im Land der Rebellen

Filed under: Abenteuer — Michael um 19:22

Im Land der RebellenErdbeben: Eine Meldung unter vielen in der allabendlichen Nachrichtensendung. Für den Humanitären Dienst der Europäischen Kommission, ECHO, ist eine solche Meldung der Startschuss zu Hilfsmaßnahmen. Für Zana, die im Auftrag von ECHO in das Beispielland Borduvia reist, wird das Unerwartete zum Erwarteten. Zana sucht nach Schwachstellen in der Versorgung und Betreuung der Erdbebenopfer und versucht dort für Vermittlung von Hilfen zu sorgen, wo sie entsprechende Lücken findet.

Wie funktioniert Katastrophenhilfe? Wie kann die Europäische Union helfend eingreifen oder unterstützen? Die Antworten auf diese Fragen sind alles andere als einfach. Selbst im Zeitalter bester Transportmittel und schneller Kommunikationswege ist eine Koordination vor Ort notwendig. Jemand muss sich ein Bild von der Situation machen. Anders geht es nicht. Leider ist es allzu oft so, dass Katastrophen, insbesondere Erdbeben, in Gebieten stattfinden, die schwer zugänglich sind oder durch besagte Katastrophen schwer zugänglich werden. Neben einer vernünftigen Koordination sind auch noch logistische Probleme zu lösen, bevor eine Hilfe überhaupt greifen kann.

An der Seite von Zana, einer jungen Frau im Auftrag des Humanitären Dienstes der Europäischen Kommission, ECHO, erfährt der Leser die Handlungsabläufe in Katastrophengebieten. Er erfährt, dass guter Wille allein nicht ausreicht. Eine Unmenge von Faktoren muss bedacht werden und sei es nur die Bürokratie im jeweiligen Land, in dem es zur Naturkatastrophe gekommen ist.

ECHO hat es, wie auch alle anderen Hilfsorganisationen auch, nicht leicht bei der Erfüllung der eigens aufgestellten Pflichten. Es genügt nicht EU zu sagen und zu hoffen, dass sich sogleich alle Türen öffnen. Wie sich am vorliegenden Beispiel zeigt, kann eine Mission sogar scheitern, wenn es im Katastrophengebiet einen Bürgerkrieg oder einen Aufstand von Rebellen gibt. Politische Interessen werden über das menschliche Wohl gestellt.

Eric Bongers lässt, so viel darf verraten werden, im Sinne der Humanität ein gutes Ende zu. Derart viel Menschenliebe dürfte in der Realität nicht immer zu finden sein. Die Schwierigkeiten, wie beschrieben, einer solchen Aktion schildert er dokumentarisch, nicht reißerisch, man könnte es auch zurückhaltend nennen. Kinder und Jugendliche sollen auf diesem Wege mit der Arbeit von ECHO vertraut gemacht werden. Menschliches Leid wird gezeigt, auch wie sehr diese Arbeit den jeweiligen Helfern an die Nieren gehen kann.

Eine dokumentarische Schilderung mit entsprechenden Bildern gestützt. Bongers interpretiert nicht. Im vorliegenden erfundenen Land Borduvia, dem Handlungsort, gibt es Ähnlichkeiten zum Nahen Osten oder Kaukasus. Er zeichnet sehr klar, mit den nötigsten Linien und bleibt stets dem Realismus verbunden. In dieser klaren Linie entsteht eine manchmal etwas puppenhafte Welt, die gleichsam eine unsichtbare Wand vor dem realen Schrecken aufbaut, den eine solche Naturkatastrophe mit sich bringen kann. Die fehlende Interpretation in den Bildern wird dem Leser überlassen, der gar nicht anders kann, als angesichts der gezeigten Zerstörungen sein eigenes Wissen (vornehmlich aus ähnlich gelagerten Nachrichten und Reportagen) auf die Szenerie zu übertragen.

Mit schlichter Farbgebung, sehr gedeckt und wenig schattiert, erwacht diese Reportage zum Leben. Denn lebendig wirken die Akteure nach wenigen Seiten. Ein trauriger Blick, ein verschmitztes Lächeln, ein kurzer Schock, mehr braucht es nicht. Das mag manchmal zu ernsthaft, zu starr wirken, andererseits handelt es sich hier nicht um ein Drama im herkömmlichen Sinn.

Wissensvermittlung über Comics ist ein Weg, Jugendliche und Kinder mit eher sperrigen, vielleicht auch unbequemen Themen zu erreichen. In Nordrhein-Westfalen erscheint die ANDI-Reihe zur politischen Bildung. Die Anne-Frank-Stiftung brachte die Comics Die Entdeckung und Die Suche zur Thematik des Holocaust heraus. Im Land der Rebellen ist eine konsequente Fortführung dieses Ansatzes.

Bestellen im EU Bookshop (oder als PDF herunterladen)

Links: www.erikbongers.net

Freitag, 12. März 2010

Die Schiffbrüchigen von Ythag 7

Filed under: SciFi — Michael um 11:09

Die Schiffbrüchigen von Ythag 7 - Das Zeichen der YthenDie Schiffbrüchigen teilen sich in zwei Gruppen. Die eine Gruppe ist deutlich größer und friedliebend. Die anderen, wenige Männer nur, sind Piraten. Obwohl sie leicht überwältigt werden könnten, haben sie ein Faustpfand, das es den anderen unmöglich macht, anzugreifen: Kinder als Geiseln. Die Piraten sind nicht dumm, wenigstens ihr Kapitän nicht. Er weiß ganz genau, dass dieses Druckmittel nur vorübergehend funktioniert und auch nur so lange, wie die erpressten Männer und Frauen mitspielen. Doch hält er seine eigenen Besatzungsmitglieder nicht im Zaum, kann der lahmende Wille zum Aufruhr bei der anderen Gruppe ganz schnell in Gegenwehr kippen.

Das Spiel ist aus! Der Preis war hoch, der Einsatz ebenfalls, aber viele waren bereit ihn zu zahlen. Doch nun haben sich die Regeln geändert. Und niemand hielt es für notwendig, es den Spielern mitzuteilen. Granit und ihre Freunde haben zu diesem Zeitpunkt, der 7. Folge Der Schiffbrüchigen von Ythag eine wahre Achterbahnfahrt hinter sich und Christophe Arleston, der Autor, scheint nicht gewillt zu sein, das Tempo herauszunehmen. Im Gegenteil fügen sich einige Puzzleteile zusammen, die das Tempo noch anziehen.

Aus Freunden werden Feinde. Oder, waren sie das nicht sowieso die ganze Zeit? Wer hat sich verstellt? Und wer war echt? Innerhalb der bestehenden Gruppe sät Arleston Zweifel, schürt Misstrauen. Einige Charaktere wechseln ihre Stellung, während andere sehr beständig (quengelig) bleiben. Die ehemalige Passagierin Callista, die in eine Art Ersatzmutterrolle geschlüpft ist (obwohl sie diese liebend gerne wieder abgeben würde). Dafür, Stichwort Ersatzmutter, hat Arleston durch diesen kleinen Trick wieder den Knuffelfaktor erhöht. Es gibt Kritiker, die Handwerk bei Erzählern kritisieren. Ich hingegen meine, dass Arleston seine Instrumente perfekt beherrscht und so absolut souverän auf der Klaviatur der Erzählung zu spielen weiß.

Das Geheimnis ist … Der Hintergrund der Handlung, der Grund, warum überhaupt so viele verschiedene Spezies und Wesen auf Ythag sind, ist nun kein Geheimnis mehr. Der Grund ist beschämend für manche Akteure, andererseits hilft ihnen dieses Wissen bislang nicht, um einer Flucht von Ythag näher zu kommen, im Gegenteil. Wo die einen Schwierigkeiten überwunden werden, türmen sich andernorts neue auf. Aus dem ehemaligen Bordtechniker Narvath wird eine tödliche Bedrohung. Als wäre das noch nicht genug, bezeugen die Ythen höchstpersönlich ihren Unmut und Piraten machen der kleinen Gemeinschaft das Leben schwer.

Christophe Arleston gönnt seinen Figuren einfach keine Pause. So bleibt für Adrien Floch weiterhin eine Menge zu tun. Die Schiffbrüchigen von Ythag lebt nicht nur von der spannenden Handlung, sondern auch sehr stark von der Atmosphäre. Mit seinen Bildern hat Floch diese maßgeblich beeinflusst und Ythag seinen Stempel aufgedrückt. Gleich der Auftakt ist stimmig. Knapp über der Wasseroberfläche eines Ozeans darf der Leser Treibgut beobachten. Es bewegt sich mit der Strömung auf eine Insel zu. Das verspricht allerdings keine Hoffnung, denn über dem Eiland raucht der Schlot eines Vulkans.

Die Gefahr, die hier versprochen wird, bewahrheitet sich gleich auf der nächsten Seite in einem tödlichen Zweikampf. Die Brutalität der Szene macht deutlich: Obwohl Adrien Floch auch Fähigkeiten benötigt, den von Arleston beigefügten Knuffelfaktor umzusetzen, werden hier keine Gefangenen gemacht. Obwohl manches karikiert wirkt, auch ein wenig cartoony, zeichnet Adrien Floch nicht nur überaus genau, fein und exakt (und auch besser als noch zu Beginn der Reihe). Neben einer tollen Kulisse wie einem Piratenschiff, Ruinen, einem Dschungel und gigantischen Kreaturen versteht sich Floch auf den rechten Blickwinkel, die nötige Dynamik in Action-Szenen und schöne Ansichten, in denen die Gefühle der einzelnen Figuren deutlich an ihren Gesichtern abzulesen ist.

Claude Guth und Sebastien Lamirand, verantwortlich für Farben und Spezialeffekte, kennen die Arbeit an Geschichten von Arleston bereits aus der Welt von Lanfeust. Die Qualität zeigt sich besonders in spektakulären Szenen wie Stürmen oder auch im bombastischen Finale des vorliegenden Bandes.

Das Wissen der vorherigen Bände vorausgesetzt, ist die 7. Folge dieser Reihe beste ScFi-Fantasy, in der Arleston scheinbar mühelos stets den richtigen Ton einer Szene trifft. Mit Adrien Floch an seiner Seite ist eine stimmige und aufregende (wie auch grafisch sehr schöne) Weltensicht entstanden. 🙂

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Dienstag, 09. März 2010

TRON Legacy

Filed under: Comics im Film — Michael um 17:15

TRON Legacy1982 begaben sich ein junger Jeff Bridges und ein Bruce Boxleitner auf der Leinwand in ein kurioses Abenteuer: Das Master Control Program, kurz MCP, versuchte sich an einer Machtübernahme, unterjochte Programme und wollte auch vor einem User, den es in diese Welt verschlagen hatte, nicht Halt machen. Jetzt, nach so vielen Jahren, sind der brandneue Oscar-Gewinner Jeff Bridges und Bruce Boxleitner wieder da. Sicherlich ist TRON, wie der ungewöhnliche Film damals hieß, keine Comic-Verfilmung, aber in seiner gesamten Machart hätte er durchaus eine sein können.

Nach einem einem ersten Trailer der Fortsetzung TRON Legacy zeigten sich die Veränderungen, die technischen Verbesserungen zur damaligen Version, aber auch die Anteile, die übernommen wurden. Das, was damals funktionierte, funktioniert auch heute noch. Und es wird sicherlich zu unterschiedlichen Ansichten kommen, welches Element besser aussieht, jenes von gestern oder heute. Gleichermaßen beeindruckend war und ist beides, zumal die Fortsetzung auch in 3D zu sehen sein wird. Seit Avatar ist diese Technik auf dem Vormarsch und erfreut sich anscheinend zunehmender Beliebtheit.

Den ersten und den zweiten nagelneuen Trailer gibt es auf Youtube zu sehen:

Trailer 1
Trailer 2 (auf deutsch) 🙂