Es braucht schon etwas mehr, um Wolverine unter den Tisch zu trinken als eine Flasche Whisky. Und es braucht auch etwas mehr, um ihn zu töten. Ein Gewehr hilft da wenig. Das haben schon ganz andere versucht, mit deutlich höherem Aufwand. So bleibt auch dieser Versuch im Ansatz stecken. Das heißt aber nicht, dass es nicht ausreicht, um den X-Man wütend zu machen. Eigentlich ist Wolverine grundsätzlich wütend, mal mehr, mal weniger. Doch wenn er so richtig ausrastet, dann bedarf es eines Superhelden, um ihn wieder auf den Boden zu bringen. Auch wenn es schwer fällt. Selbst einem Spider-Man.
Peter Parker ist auch nur ein Mensch. Eigentlich ist dies ein Umstand, der nur allzu bekannt ist, da es zum Grundkonzept der gesamten Figur gehört. Hier wird in den Geschichten Platonisch und Geburtstagskind ein Spidey gezeigt, der abseits von Superschurken ein halbwegs normales Leben hat. Es gibt Privatheit mit Freunden auf beiden Seiten der Identitäten, als Peter Parker wie auch als Spider-Man.
Er ist nicht oft da. Aber immer, wenn sonst keiner da ist. Und das zählt. Betty, eine Freundin von Parker, bringt die Qualitäten des jungen Mannes auf den Punkt. Nach den ganzen Umwälzungen im Marvel-Universum der letzten Zeit versucht Peter Parker im Privaten so gut wie möglich zurecht zu kommen. Ein neuer Tag brachte auch eine neue Chance. Mark Waid erzählt seine Geschichte abseits der Kloppereien und Helden und Schurken unterhaltsam und bringt die üblichen Schwierigkeiten des modernen Singles ein, der sich in seiner Verzweiflung auch mal auf ein Speed-Dating einlässt.
Eine Beziehung zu Wolverine, gleich welcher Art, ist schwierig. So ist Spider-Man der einzige, der mit einer gesunden Portion Gutmütigkeit, Geduld und auch Naivität an Wolverines Geburtstag da ist. Hier, vollkommen entgegengesetzt zur Geschichte mit Peters Freundin Betty, die auch in einem Geburtstag mündet, werden auch völlig andere Spaßfaktoren in den Mittelpunkt gestellt. Für Wolvie gehört eine zünftige Keilerei zu einem gelungenen Abend. Grafisch begleitet Paolo Rivera die Geschichte von Zeb Wells in sehr klaren, sauberen Linien, einem Stil, der auch für eine längere Handlungslinie passen würde. Geschichte, Bilder und Erzählgeschwindigkeit ergänzen sich hervorragend.
Eine schöne Überraschung ist die Episode um Man-Thing. Sicher können nicht viele etwas mit einem Wesen anfangen, dass keinen Ton von sich gibt und nicht einmal den holprigen Charme eines Dings besitzt. Die Marvel-Variante des Sumpf-Dings tritt hier in einer Erzählung von Stuart Moore auf. Eindringlich wird verdeutlicht, dass Man-Thing weder vollkommen dumm oder gefühllos ist. Joe Suitor arbeitet stilistisch ein wenig wie Pat Lee (Warlands, Wolverine, Cyber-Force). Die Bilder wirken an Mangatechniken angelehnt. Eine reduzierte Farbpalette, vornehmlich blasse Grautöne, entsprechendes Rot, Blau, Grün und Beige und das Spiel mit Unschärfen imitiert einen statischen Trickfilm. Das Ergebnis ist plastisch und auch elegant zu nennen.
Chris Bachalo ist mit seinem originellen und einprägsamen Zeichenstil ebenso vertreten. Der Anti-Venom, eine Figur, an die sich der Leser bestimmt erst gewöhnen muss, hat seinen Auftritt. Wer die Serie verfolgte, findet sich besser in die Geschichte ein. Dank der expressiven Zeichentechnik ist allemal lesenswert. Ein Bachalo rangiert auf Augenhöhe mit einem John Romita Jr.. Beide sind gewöhnungsbedürftig, aber wer ihre Bilder mag, kommt hier voll auf seine Kosten.
Feine Episoden, durchweg gut gezeichnet und erzählt, zeigen viele Facetten einer Figur wie Spider-Man und erklären den Erfolg dieses Comic-Helden, der stramm auf die 50 zugeht. 🙂