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Comic Blog


Mittwoch, 27. Januar 2010

Largo Winch 13 – Der Preis des Geldes

Filed under: Thriller — Michael um 20:05

Largo Winch 13 - Der Preis des GeldesDie Welt der Finanzen und der großen Konzerne sind ein hartes Umfeld für die Menschen, die sich darin bewegen. Und es ist für so manchen, der darunter zu leiden hat, ein Umfeld großer Gleichgültigkeit. Plötzlich gibt es wieder 2.500 Arbeitlose mehr. Schuld hat: Largo Winch. Leider ist die Gruppe W derart groß, dass Largo gar nicht alles im Blick haben kann. So erfährt er erst in einem Fernsehinterview von dem Vorgehen seines Konzerns. Live wird er von dem Moderator in die sprichwörtliche Ecke gedrängt und gerät in Erklärungsnot. Aber die Katastrophe ist noch nicht komplett. Der ehemalige Leiter der Firma, deren Produktion nun nach Osteuropa verlagert wird, ist eingeladen. Niemand hat sich die Mühe gemacht ihn zu kontrollieren. Als er vor laufender Kamera eine Pistole zieht, scheint das Ende von Largo besiegelt.

Largo Winch, das wissen Leser aus anderen Geschichten, ist kein Charakter, der sich mit einer unbequemen Situation zufrieden gibt. Aussitzen kennt er nicht. Nach einer Debatte mit seinen führenden Managern macht sich Largo auf in den Weg in die Berge, in jenen kleinen Ort, der von der nun schließenden Firma abhängig war. Der Empfang ist alles andere als herzlich.

Jean van Hamme versteht es mit ungeheurer Präzision aus einer Sequenz, die auch einer Serie wie Dallas oder Denver Clan entsprungen sein könnte, einen dichten Thriller zu schaffen. Die Figur des Largo Winch ist jemand, der nicht alles weiß. Ausgestattet mit einem guten Herzen, einer kleinen Portion Naivität, großem Tatendrang und Mut, macht er sich daran, Rätsel zu lösen, die zunächst erst einmal weiter ausufern, bevor eine Lösung auch nur im Ansatz zu erkennen ist. Am allerwenigsten für Largo Winch.

Durch die Gruppe W und die dahinter stehenden Finanzen ergeben sich für Largo Winch vielfältige Möglichkeiten. Ein Privatjet, eine neue Pilotin, die auch noch als Leibwächterin taugt und die gegen Largos Annäherungsversuche und seine männliche Präsenz gefeit ist. All das und noch mehr gibt Largo Werkzeuge in die Hand, die ihm bei seinen Abenteuern helfen. Wie sich im diesem Fall wieder dank Jean van Hamme zeigt, reicht das bei weitem nicht aus, um die Sache mal eben geradezubiegen. Van Hamme wirft zu Beginn die Schlinge aus. Er weiß natürlich, wie sein Held sich verhalten wird, weiß, was Largo tun wird. Nach Largos nächsten Schritten schnappt die Falle zu. Besser gesagt: Van Hamme lässt sie genüsslich zuschnappen. Aus einer Firmenpleite und Produktionsverlagerung wird ein Mordfall. Und wer steht im Zentrum der Ermittlungen: Largo Winch.

Es funktioniert. Van Hamme pendelt mit seiner vorliegenden ersten Episode Der Preis des Geldes dieses Handlungsstrangs zwischen den Straßen von New York, der verschneiten Bergwelt und den Erinnerungen von Largos Freund Freddy und ehemaligem Piloten. Das ist so geschickt verschachtelt und in so perfekt abgestimmten Längen aufgebaut, dass zu keiner Zeit Langeweile aufkommen kann. Im Gegenteil: Am Schluss fällt es sehr schwer, auf die Fortsetzung, den abschließenden zweiten Teil warten zu müssen.

Philippe Francq setzt die Handlungsvorgaben mit technischer Brillanz um. Dank Francqs Technik und Begabung sind nicht nur die Action-Szenen dicht geworden. Städte und Landschaften leben. Francq legt auf die kleinen Details wert, die es so selten in Comics zu sehen gibt. Simon und Freddy, Largos Freunde, verbringen den Abend trinken und erzählend zusammen. Der Leser sieht, wie sie sich auf dem Sofa vor dem Fernsehen lümmeln und Simon schließlich aufsteht. Der Blick auf diese Szene ist heimlich, als wäre der Leser still hinter ihnen im Raum. Es sind diese leisen Bilder, die den Leser heranziehen und auch einen Moment der Pause gönnen, bevor es rasante Verfolgungsjagden, Prügeleien und allerhand Überraschungen gibt.

Francq zeichnet sehr fein, fragil (das hört sich noch zerbrechlicher als nur zerbrechlich an). Seine Figuren kommen mit wenigen Tuschestrichen aus. Gesichter sind häufig kantig, Frauen vielleicht etwas stereotyp, solange sie jünger sind. Francqs Kulissen sind großartig, seine Perspektiven mit dem Blick eines Kameramanns gewählt. Kurzum, die vorliegende Ausgabe ist wieder ein Beweis für den Erfolg der Reihe, der neben der von Van Hamme straff erzählten Handlung auch in den tollen Bildern von Francq zu finden ist.

Ein ungewöhnlicher Auftakt wird zu einem ungewöhnlichen Thriller. Largo Winch ist wieder in Bestform. Innerhalb der USA gilt es, Intrigen und noch schlimmere kriminelle Machenschaften aufzuklären. Unvorhersehbar, voller packender Wendungen und mit tollen Bildern ist Der Preis des Geldes ein Top-Thriller. 🙂

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Oder bei Schreiber und Leser.

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