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Comic Blog


Freitag, 22. Januar 2010

Die Gifticks – Gesamtausgabe 2

Filed under: Cartoon — Michael um 20:04

Die Gifticks - Die Gesamtausgabe 2Die Gifticks haben ein Problem. Sie sind klein, aber sie haben trotzdem Hunger. Das Dumme ist: Die vielen Speisen der Menschen sind oft so aufwändig verpackt, so dass ein Giftick nur sehr schwer an den Inhalt herankommt. So wie bei dieser Dose mit Sardinen. Ohne Öffner geht hier gar nicht nichts. Doch woher soll dieser Öffner genommen werden. Während zwei Gifticks sich auf den Weg machen, um einen zu finden (oder auch Nahrung, deren Verpackung keinen Kraftakt benötigt), bleibt die Nummer Drei genervt zurück. Gifticks sind findig. Deshalb gelingt es zweien tatsächlich einen Dosenöffner aufzutreiben. Leider sind Gifticks nicht unbedingt geduldig, weshalb …

Damit sind weitere Verwicklungen vorprogrammiert. Die Gifticks, die es nicht nur gewohnt sind, anderen Kummer zu bereiten, bleiben auch selbst nicht davon verschont. So wird aus der simplen Beschaffung eines Dosenöffners (sofern man von simpel sprechen kann, wenn man gerade einmal so groß ist, dass ein Bad in einer Sardinendose denkbar wäre) zu einem halsbrecherischem Abenteuer.

Und es soll nicht das einzige bleiben: Gifticks haben einen Wunsch. Sie möchten gerne die Weltherrschaft übernehmen. Und sie haben ein Problem. Sie sind gerade einmal so groß, dass es möglich wäre, in einer Sardinendose zu … Aber das schrieb ich schon. So ein Giftick hat aber noch ein Problem. Seine Größe bringt es mit sich, dass ihm wirklich ständig etwas zustoßen kann. Daher käme ein gutes Versteck gerade zur rechten Zeit. Ein Haus, das von anderen für ein Spukhaus gehalten wird, könnte das richtige sein. Leider … Ja, leider sind Gifticks auch Pechvögel. Also, leider sind sie nicht die einzigen auf dieser Welt, die nach einer globalen Herrschaft streben.

In der zweiten Folge der Gesamtausgabe der Gifticks geht es deutlich humorvoller zu als zuvor. Die Gifticks waren ihrer Zeit weit voraus. Ihr Ziel, die Weltherrschaft zu erlangen, ist dafür bezeichnend. 1977 stellte ihnen ihr Schöpfer Paul Deliege sogar Konkurrenz zur Seite. Und selbst die war ihrer Zeit weit voraus. (Erst 1993 sollten Mäuse wie Pinky und Brain dieses Ziel auf dem Fernsehschirm verfolgen.) Doch zurück auf Anfang.

Die Zeichnungen sind verspielter, viel stärker funny als bisher. Der Gegensatz, die Figuren der Gifticks zu ihrer Umgebung und anderen handelnden Personen, ist nun fort. Die Welt der Gifticks ist komplett cartoony. Beides, das ursprüngliche Konzept wie auch die hier vorliegende Umsetzung, hat seinen Reiz. Unter dem Strich allerdings lässt sich mit Fug und Recht behaupten, dass die Gifticks zu diesem Zeitpunkt in der fantasievollen Komödie angekommen. Derart fantasievoll sogar, es keine Grenze mehr gibt.

Waren die Gifticks ursprünglich die Angreifer, die bösen Buben, rutschen sie hier in die Opferrolle und gehören zu denjenigen, die in die Bredouille geraten. Die Menschen sind hier vollends zu Nebenrollen geraten. Sie sind die Statisten, über die man lacht, wie es sich für eine französische Komödie gehört. In der albenlangen Episode Das seltsame Haus werden sie eigentlich noch nicht einmal mehr benötigt.

Der Zeichenstil ist sehr 70er und somit auf der Höhe der damaligen Zeit, wie ihn der Leser häufig in europäischen Comic-Magazinen fand. Vergleicht man ihn mit Cartoons der Gegenwart, findet sich vieles wieder. Was gut ist, bleibt eben gut. Manches, so wie die stilistische Grundtendenz der Zeichnungen von Paul Deliege lässt sich eben nicht besser machen. In Abenteuerliche Entführung sind die Zeichnungen sehr sorgfältig getuscht, in der folgenden Episode gestattet sich Deliege etwas mehr Schmiss, ohne die Sorgfalt vermissen zu lassen. Vergleichsweise könnte man sagen: Hat zuerst noch der Techniker die Oberhand, übernimmt daraufhin der Künstler die Führung.

Nachdem die Gifticks vorgestellt sind, werden sie nun auch zu Sympathiefiguren, die einem sogar leid tun können. Wer hätte das gedacht? Aber diese Erzählrichtung ist sehr lustig und glänzt mit immer neuen Einfällen. Wer kleine aberwitzige Wichte mit besonderen Fähigkeiten erleben möchte, die toll in eine schöne und abenteuerliche Komödie eingebunden sind, sollte einen Blick in diese Ausgabe der Gifticks riskieren. 🙂

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