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Comic Blog


Montag, 11. Januar 2010

Sinbad 2 – In den Klauen des Djinns

Filed under: Abenteuer — Michael um 21:32

Sinbad 2 - In den Klauen des DjinnsSinbad hat sich eine mächtige Feindin gemacht: Turabah, die Zauberin. Obwohl sie aussieht, als besuche sie gerade einmal die Schule (ganz gleich welche), besitzt sie doch unglaubliche Kräfte und ist grausam bis aufs Mark. Sinbad nimmt es mit Gleichmut und Leichtsinn. Und wird dafür bestraft. Der Mann, der nach seinen Eltern sucht, ist selbst skrupellos, muss aber sehr schnell lernen, dass es ohne die Hilfe und die Zuneigung anderer nicht geht. Wandelte er bisher alleine durch das Leben, hat er nun weibliche Begleitung. Beinahe jedenfalls. Azna, der weiße Panther, kann sich nach Belieben in eine Frau verwandeln. Darüber hinaus wurde ein Bann gebrochen, der Azna an die Zauberin Turabah band. Sinbad, der alte Charmeur, hat es eben immer noch drauf.

Obwohl es aussieht, als ginge nun alles gut weiter, wendet sich das Blatt gegen den Dieb und Schwerenöter. Sinbad hat keinerlei Mühe, Azna auf seine Seite zu ziehen, sie dazu zu bringen, so gut wie alles für ihn zu tun. Doch das wird bald auch bitter nötig sein, denn Sinbad ringt alsbald mit dem Tod und nur Azna kann ihn retten.

Endlich wieder Geschichten aus dem Morgenland: Die Zeiten eines Douglas Fairbanks Jr. und eines John Philip Law sind lange vorbei, daher kann man als Leser und Fan des Genres dankbar sein, dass sich Christophe Arleston dem Thema angenommen hat. Frisch, unverbraucht, mit vielen neuen Ideen steht hier ein Sinbad bereit, der zunächst ein wenig an Disneys Aladdin erinnert. Und damit gaukelt Arleston zusammen mit seiner Co-Autorin Audrey Alwett und dem Zeichner Pierre Alary dem Leser etwas vor, nur um ihn zur Gänze zu überraschen.

In den Klauen des Djinns hält keinen Dschinni (es gibt unterschiedliche Schreibweisen) bereit. Ganz im Gegenteil: Es ist auch kein Flaschengeist, mit dem sich ein Sabu in Der Dieb von Bagdad auseinandersetzen musste. Dieser war nur hinterhältig. Bei Arleston und Alary sieht der Djinn mörderisch aus, ist verschlagen, böse, gemein, findet Geschmack an Menschenfleisch … Kurz, vor diesem Flaschengeist muss sich einer in Acht nehmen. Apropos: Der Leser muss auch nicht auf Aladin verzichten. Dieser hat hier die drei Wünsche gut genutzt und ist nun der Kalif von Bagdad, der Prächtigen (allerdings ohne jemanden an seiner Seite, der Kalif anstelle des Kalifen werden will, sondern nur mit jemandem, der den Kalifen abservieren möchte).

Aladin ruft einen Wettbewerb aus. Nicht wie einst Robin Hood im Bogenschießen muss sich der Teilnehmer beweisen, sondern mit dem Messer. Jeder Wurf ein Treffer lautet die Devise. Dieser Wettkampf kann mit einigen interessanten Wendungen aufwarten. Immerhin ist ein sprechendes und halbwegs intelligentes Messer daran beteiligt. Klingt merkwürdig, funktioniert aber sehr gut und mit einem tollen, leicht anarchischem Humor.

Pierre Alary, der Zeichner, dessen Arbeit der Leser schon im Dreiteiler um Belladonna bewundern durfte, zeigt eine ungewohnte Sicht und ein ungewohntes Bild des Morgenlandes. Stilistisch fast ein wenig wie moderne Zeichentrickserien aus dem Cartoon Network mit einer Prise Guy Davis und einem Koloristen namens Jean-Paul Fernandez, der über ein ähnliches Händchen verfügt wie ein Dave Stewart. Daraus ergibt sich ein sehr dynamisches Gesamtbild mit sehr eigenem Bildempfinden. Vieles wäre ohne die Zeichnungen von Alary so nicht machbar. Es würde nicht wirken, zu albern sein oder vielleicht auch zu aufgesetzt. Wenn aber eine Turabah mit ihren Bediensteten eine Art Wasserpolo auf Flamingos reitend spielt, denkt man zuerst nicht weiter darüber nach. Bis man feststellt: Moment, die spielen eine Art Wasserpolo auf Flamingos reitend. Bei Alary sind die Bilder dergestalt, dass es so ist. Stilistisch entsteht hier keine Widerrede.

Eine der schönsten Nebenstränge der Handlung ist die Entwicklung von Azna. Klammheimlich reißt sie einen Teil der Handlung an sich und Alary das Kunststück ihr immer mehr Fülle und Charakter zu verleihen, nicht zuletzt durch eine kleine, aber sehr feine Anpassung an das menschliche Äußere.

Grafisch ist ein Pierre Alary für alle Comic-Fans empfehlenswert, die eine neue Mixtur aus Zeichentrickstil und Cartoonstil erleben wollen. Dank eines Jean-Paul Fernandez erreichen die Bilder eine tolle Tiefe und Atmosphäre. Zu Christophe Arleston muss kaum etwas gesagt werden. Er gehört nicht umsonst zu den Top-Erzählern und hat hier aus der Figur des Sinbad etwas vollkommen eigenes geschaffen. 🙂

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