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Comic Blog


Sonntag, 06. Dezember 2009

Prometheus 1 – Atlantis

Filed under: Mystery — Michael um 15:34

Prometheus 1 - AtlantisIm September 1513 streifen Soldaten durch das südliche Darien. Die Spanier, die sich von ihrem Zug durch die Wildnis Gold und Reichtümer versprochen haben, sind frustriert und entmutigt. Hier im panamaischen Grenzgebiet zu Kolumbien regiert die Natur. Die Wilden jagen sie. Die Natur peinigt sie. Doch dann scheint die liebe Frau von Antigua tatsächlich ein Einsehen mit dieser rohen Bande zu haben. Vor ihnen ragt aus dem Gipfel eines Berges etwas in die Höhe. Es glänzt metallisch im Licht der goldenen Sonne. Seine Ausmaße sind gigantisch. Nie hat einer der Männer dieser Epoche etwas ähnliches gesehen. Und nie hat ein Mensch des 21. Jahrhunderts etwas ähnliches zu Gesicht bekommen.

In der Gegenwart läuft alles seinen ganz normalen Gang. Das Space Shuttle fliegt selbst im Jahre 2019 noch ins All. Die Atlantis absolviert an diesem Tag ihren letzten Flug. Damit hat sie rund zwei Jahrzehnte Dienstzeit mehr auf dem Buckel, als ursprünglich vorgesehen war. In der Bodenstation beobachtet man den Start konzentriert, aber ohne Befürchtungen. Da verschwindet die Atlantis von den Schirmen. Die Wanduhr zeigt 13.13 Uhr UTC, Universal Time Coordinated (Koordinierte Weltzeit). Das Shuttle ist nicht explodiert. Es ist einfach verschwunden.

Die Vorzeichen stehen sehr schlecht für die Welt. Oder doch nicht? Weltweit bleiben die Uhren um 13.13 Uhr stehen. Ein Shuttle verschwindet, eine Statue wird gefunden. Verloren geglaubte Schiffe erscheinen wieder: ein deutsches U-Boot aus dem Zweiten Weltkrieg, sogar die Titanic läuft munter und unbeschädigt über den Ozean. Christophe Bec greift sehr, sehr tief in die Sammelkiste der Mysterien, der Vorzeichen, der unheimlichen Begegnungen und zieht sogar (der Titel spricht für sich) die griechische Mythologie hinzu. Das Ergebnis ist wohl der geheimnisvollste Auftakt eines Dreiteilers, den es je im Comic-Bereich gegeben hat.

Selbst vergleichbare Produktionen wie Universal War One (UW1) oder Der Schimpansenkomplex können nicht diese seltsame und scheinbar nur sehr lose verknüpften Szenen aufweisen. Nach Ende der Lektüre wurde der Leser sehr spannend unterhalten (mindestens auf einem Spannungslevel wie LOST), aber er kann überhaupt nicht, nicht einmal ansatzweise sagen, wohin die Reise gehen mag.

So weit, so spannend. Dem Leser werden nach und nach die Hauptcharaktere vorgestellt. Hierbei wird grafisch auf ähnliche Effekte zurückgegriffen, wie es auch bei UW1 und Schimpansenkomplex der Fall war. Die Bilder der menschlichen Protagonisten wirken ein wenig konstruiert, in jedem Fall aber der Realität nachempfunden, denn in der Figur des Jeff Spaulding ist eindeutig der Schauspieler Fred Ward nachempfunden ist. (Genre-Fans kennen ihn vielleicht aus den ersten beiden Raketenwürmer-Verfilmungen.) Auch andere Figuren besitzen diesen Anschein der Ähnlichkeit zu Schauspielern. (Vielleicht: Lucy Lawless, Scott Glenn u.a.)

Das funktioniert in Perspektiven, zu denen die nötigen Vorlagen vorhanden waren, wirkt aber auch manchmal etwas verwackelt. Das ist an der grafischen Umsetzung, die ansonsten sehr schön und atmosphärisch geworden ist. Die Intention der Inszenierung geht klar in Richtung von Techno-Thrillern, Serien wie 24 und anderen bekannten Reißern dieser Art. Dafür spricht auch die Erzählweise. Der Leser wird frontal in Form von Fernsehberichterstattungen angesprochen oder er schaut den Protagonisten über die Schulter, darf Mäuschen spielen. Enge der Bilder (Fernsehen) wechselt sich mit weiten Einstellungen wie auf dem Meer ab. Die Darstellungen technischer Formen hat es Christophe Bec zweifelsfrei angetan. Aber Bec mag auch die Ausreißer-Bilder, das Ausbrechen aus dem eigens aufgestellten Reglement. So steht zum Beispiel das Eindringen eines SWAT-Teams in ein gelandetes Space Shuttle im vollkommenen Gegensatz zu den Bildern der griechischen Mythologie.

Ein ungewöhnlicher Auftakt eines Dreiteilers: In dieser sehr langen Einleitung wird dem Leser viel Geduld abverlangt. Wer die mysteriösen Szenarien eines Charles Berlitz mag, der wird sich hier sofort zu Hause fühlen. Autor und Zeichner Christophe Bec legt hier zum Start ein Knäuel vor, das mit allergrößter Präzision entwirrt werden muss, wenn es Sinn ergeben soll. Spannend ist es bisher allemal. 🙂

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