Boule und Bill ganz klein, die Gifticks machen ein ähnliches erstauntes Gesicht: Die Minimenschen rüsten zur Feier. Da soll alles dabei sein, was Rang und Namen hat. Schwarzbart, Buck Danny, Yoko Tsuno (die eine sehr verwandte Vorliebe für futuristische Gleiter hat wie die Minimenschen) und sogar Gaston geben sich neben vielen anderen ein Stelldichein. In einem Spezialauftritt im Jahre 1976 steht eine große Feier an. Comic-Charaktere, die das Publikum unter den Fittichen von Spirou liebgewonnen hat, treten hier gemeinsam auf. Das hat beinahe eine Suchbildfunktion. Wer erkennt die meisten, ganz besonders auf der Übersicht des hergerichteten Feierplatzes.
Sehr mysteriös wird es in dieser Ausgabe. Zeichner und Autor Pierre Seron lässt es sich diesmal nicht nehmen, die phantastischen Genres zu parodieren. Da findet sich der gute alte Monsterfilm im Stile eines Godzilla ebenso wie das berühmt berüchtigte Bermudadreieck. Nur sind es hier riesige Pflanzen mit fleischfressendem Charakter, die angreifen (wenngleich sie scheinbar alles auffressen), bei den Ereignissen rund um das Bermudadreieck darf allerdings so manche wahre Begebenheit nicht fehlen. Ganz nebenbei werden einige Kurzgeschichten erzählt, in denen natürlich auch Gastauftritte nicht fehlen dürfen.
Doch zurück zu den Pflanzenmonstern, die es mir ganz besonders angetan haben. Wenn die riesigen Gewächse hier angreifen, dann steht der Spaß im Vordergrund. Pierre Seron und sein Autorenkollege Mitthei lassen nichts aus und legen zum Teil in ganz wenigen Bildern eine Pointe hin. Da verknallt sich die (mutierte) Topfpflanze in ihren Besitzer, weil er sie getränkt hat. Da lassen sich diese Viecher, die Geschosse eines Panzers wie Chili schmecken. Da wird eine Regenrinne zum Strohhalm und ein Milchtanklaster zu einem leckeren Schluck zwischendurch.
Obwohl der Fresskopf der Pflanzen nicht mehr ist als eine gelbe Kugel mit zwei Augen und einem unendlich dehnbaren Maul ist, erfüllen diese einfach gestalteten Kreaturen ihren Zweck. Wenn Seron die Anführerpflanze mit einer Art Hahnenkamm ausstattet, dann bleibt kein Auge trocken.
Weitaus phantastischer, aber mit nicht weniger Humor geht es in Das Dreieck des Teufels. Diese Geschichte und ihr direkter Nachfolger Das Volk der Tiefsee entführen in das berüchtigte Bermudadreieck. Alles beginnt mit der Mähr um die berühmte und sehr verschwundene Flugzeugstaffel der Avenger Staffel im Jahre 1945. Eben waren sie noch, sprachen über ein ungewöhnliches Meer unter ihnen, verloren die Orientierung, dann waren sie auch schon weg. Das Suchflugzeug, das ihnen hinterher geschickt wurde, verschwand ebenso spurlos.
Die Ereignisse, denen Renaud nachspürt, ziehen eine Spur bis in die Gegenwart. Ein Männlein, mit einer ähnlich missmutigen Pose wie der Korse aus Asterix in Korsika, gibt der Geschichte eine folgenschwere Wende. Und eine besonders phantastische noch dazu: Pierre Seron darf hier technisch wieder zeigen, was die Welt an Fluggeräten zu bieten hat (nicht, was er drauf hat, das hat er längst bewiesen und unterstreicht es einmal mehr). So wird gar ein ausgewachsener Flugzeugträger zur Kulisse des Abenteuers, bevor es … Na, alles soll auch nicht verraten werden.
Insgesamt ist die Geschichte auch eine Entführung in die Jugendzeit manches Lesers (vielleicht), der (wie ich vielleicht) mit Hörspielen um das Bermudadreieck oder sehr fantasievollen Themen groß geworden ist. Unterwassergleiter ziehen hier schließlich in den Kampf gegen Fischmenschen (erinnert an Der Schwarze Falke), gegen Riesenkraken (eine kleine Verbeugung vor Jules Verne). Hier legt sich das Autorenduo und Seron als Zeichner, und das ist das Schöne, keinerlei Grenzen auf. Erlaubt ist, was gefällt, die Spannung steigert oder zum Lachen einlädt. Das ist, mehr noch als zuvor, ein richtig pralles, sehr lebendiges Comic-Abenteuer von Anfang bis Ende. So, wie es sein soll.
Drei sehr starke albenlange Geschichten dominieren die vorliegende 5 Sammelausgabe der Minimenschen. Wer bislang mit dieser Perle des Cartoons noch nichts anfangen konnte oder sie gar noch nicht kannte, könnte hiermit zum Fan werden. 🙂
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