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Comic Blog


Mittwoch, 18. November 2009

Belladonna 3 – Ludwig

Filed under: Abenteuer — Michael um 16:01

Belladonna 3 - LudwigDie Nonnen sind in heller Aufregung. Eben noch haben sie eine alte Frau nicht daran hindern können, ihr Konvent zu betreten, nun stürmen Musketiere die klösterlichen Hallen. Das Ziel der königlichen Soldaten ist eine junge Frau, die sich soeben zum Aufbruch bereit gemacht hat. Als die ersten Männer sie erreichen, schaut sie in bekannte Gesichter. Obwohl die Musketiere den Auftrag haben, sie festzunehmen, kann sie sich nicht dazu durchringen, tödliche Gewalt anzuwenden. Wenig später bringt sie sich durch eine halsbrecherische Flucht in Sicherheit.

Marie, Codename Belladonna, wird von allen Seiten in die Enge getrieben. Die junge Frau, eine Meisterin des Kampfes allgemein, eine Künstlerin mit der Klinge im Besonderen, sieht nur einen Ausweg: Die Ermordung des Königs. Zwar lässt das Autorenduo AnGe (Anne und Gerard Guero) vor der Attentäterin alle nur erdenklichen Sicherheitsmaßnahmen durchführen, doch für eine Frau, die ihre Kampftechniken im fernen Indien gelernt hat, gibt es immer eine Lücke im System.

Getrieben: Viele Charaktere in dieser Geschichte handeln nicht aus eigenem Antrieb. Sie reagieren nur. AnGe hat eine Geschichte kreiert, in der ein Stein umgestoßen wird und so eine unaufhaltsame Kettenreaktion in Gang setzt. Belladonna ist bereit für ihr (erpresstes) Ziel alles zu geben. Und nicht nur sie. Maxims Mutter führt ihren eigenen kleinen Feldzug mit einer Energie, die vermutlich niemand der alten Frau zugetraut hätte. In einem Rückblick lassen AnGe eine Szene entstehen, die verblüffend bekannt vorkommt und doch anders endet, als es die Erinnerung hergibt.

Mylady (oder auch Anne de Breuil), die von den drei Musketieren dem Henker von Lille überantwortet wurde, stirbt unter der Richtschwert des Henkers. Hier ist dies allerdings nicht geschehen. Mylady kann sich dank ihrer Assassinen-Künste retten. Der tödliche Streich, den die Musketiere am anderen Ufer vernehmen, fällt den Henker selbst, nicht die Verurteilte. Anne de Breuil hat sich seit ihrem Auftritt im wohl bekanntesten Roman von Alexandre Dumas sehr gewandelt. Aus der selbstsüchtigen Frau ist eine sorgende Frau geworden, aber keine, die ihre tödlichen Fähigkeiten und ihre Skrupellosigkeit eingebüßt hätte.

Humor, das zeigt sich während der Vorbereitungen auf das Finale (und natürlich im Finale selbst) bleibt ziemlich auf der Strecke. Trotz des cartoonartigen Zeichenstils von Pierre Alary könnte dieses Abenteuer sofort auf die Kinoleinwand und für spannende Unterhaltung bei einem erwachsenen Publikum sorgen. Nur eine lustige Stelle erlauben sich AnGe: Marie will dem König von Frankreich den Tod (oder auch den Abschied vom Leben) etwas versüßen … Nun, sagen wir: Ein nackter König mit einer Taube in der Hand könnte in der nächsten Zeit bei Hofe für Gesprächsstoff sorgen.

Grafisch behält Alary den einmal eingeschlagenen Kurs bei. Damit ist er weiterhin innovativ, fast schon ein wenig rebellisch mit seiner Strichführung. Der Ausdruck ist stark, er fesselt das Auge, er schmeichelt nicht, wie es eine Virginie Augustine (Alim der Gerber) kann. Alary packt das Auge des Leser mit seinen kantigen Figuren. Er gibt ihnen äußerlich sehr viel Charakter mit, ohne selbigen gleich zu verraten, bevor die Figur überhaupt gehandelt hat. Alary stützt die Überraschungen der Geschichte durch seine Art, einer Figur Gesicht und Haltung zu geben. Das gilt für die weicheren (den König) wie auch für die härteren (den Anführer der Assassinen).

Jean-Paul Fernandez koloriert so weit das erforderlich ist. Seine Arbeit ist sorgsam, fein, schafft Volumen, aber sie stiehlt den Zeichnungen nicht die Show. Fernandez arbeitet hauptsächlich vordergründig sehr stark. Hintergründe erfahren keine so große Tiefe. Das liegt aber auch an der Vorgabe von Alary, der sich eher mit einem Fernsehformat als mit Cinemascope begnügt.

Ein rasant erzählter Trilogie-Abschluss, der durch sein Ende enorme Möglichkeiten einer Fortsetzung in Aussicht stellt. AnGe und Pierre Alary haben sich als sehr gute Arbeitsmannschaft bewährt. Angesichts dieser tollen Zusammenarbeit kann der Fan dieser Reihe nur auf weitere Projekte hoffen. 🙂

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