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Comic Blog


Donnerstag, 05. November 2009

Die Abenteuer von Tanguy und Laverdure 1

Filed under: Abenteuer — Michael um 10:26

Die Abenteuer von Tanguy und Laverdure 1 - Die Schule der AdlerMichel Tanguy und Ernest Laverdure benötigen nicht lange, um sich gleich standesgemäß auf ihrem neuen Stützpunkt einzuführen. Ein älterer Herr, der den kleinen Flughafen überquert, wird gleichfalls überflogen, derart tief, dass einem Zuschauer schon Angst und Bange werden kann. Der Mann am Boden wirft sich sicherheitshalber auf denselben, um nicht von den Flügeln oder Düsenstrahlen erwischt zu werden. Besonders Laverdure hat seinen Spaß, nichtsahnend, dass auf dem Flugfeld schon ein Donnerwetter wartet.

Spaß ja, aber Können auch. Laverdure ist am Steuerknüppel ein verdammt guter Pilot. Sein Freund Tanguy ist noch ein wenig besser. Davon kann sich ihr neuer Fluglehrer alsbald selbst überzeugen. Eigentlich will er es sein, der die beiden nacheinander schwindelig fliegt. Doch er muss feststellen, dass Tanguy ihm ebenbürtig ist. Hinter seiner harten Schale schließt Leutnant Darnier, der Ausbilder, die beiden Neulinge schließlich ins Herz. Mit einem anderen Neuling geht er umso härter ins Gericht. Mit dem Blick des lang gedienten und erfahrenen Fliegers meint er im Neuzugang Jacques de Saint-Helier einen Angsthasen entdeckt zu haben.

Solche Leute können ihre Kameraden in Gefahr bringen. Tanguy weigert sich, dieser Annahme zu folgen. Leider hat Darnier recht, wie es sich bald herausstellen wird. Ausgerechnet ein unerwarteter Ernstfall stellt die Schule der Adler auf ihre erste richtige Probe.

Bereits 1959 machten Jean-Michel Charlier und Albert Uderzo vor, was Maverick und Goose Jahrzehnte später im Film Top Gun praktizierten: Den übermütigen Überflug. Der daraus resultierende Ärger ist hier im vorliegenden Auftakt der Gesamtausgabe der Reihe um die beiden Fliegerasse ungleich lustiger und besser in Szene gesetzt.

Jean-Michel Charlier, hier Szenarist und Western-Fans ausgiebig von Blueberry her bekannt, dürfte als einer der Autoren zu nennen sein, die sich auf dem Gebiet der Comic-Literatur durch ihr Schaffenswerk ein Denkmal gesetzt haben. Viele Jahre bevor er sich an die Konzeption der vorliegenden Serie machte, arbeitete er an Buck Danny, einer Reihe über amerikanische Flieger. Mit Tanguy und Laverdure wurde die Ernsthaftigkeit des Fliegerlebens wieder aufgegriffen, aber auch das Konzept des notwendigen Humors nicht vernachlässigt.

Charlier schleicht sich mit seinen Charakterbeschreibungen ins Herz des Lesers. Selbst einem zu Beginn unwirschen Flieger wie Saint-Helier gibt er eine Chance, Menschlichkeit zu zeigen. Charlier verweigert sich der Eindimensionalität. Durch den Zeichner Albert Uderzo, einer breiten Öffentlichkeit durch Asterix bekannt, öffnen sich die Charaktere noch mehr. Tanguy ist der Held, der gute Freund, eine Art großer Bruder, während Laverdure der Spaßmacher ist und bereits optisch als Clown daher kommt, erinnert er doch in mancher Perspektive an Stan Laurel.

Albert Udero zeichnet hier, sieht man einmal von dem einen oder anderen karikierenden Strich ab, höchst realistisch. Leser, die sonst den Cartoon-Stil des Meisters gewöhnt sind, werden hier bestimmt positiv überrascht sein. Im ersten der drei vorliegenden Alben in dieser Gesamtausgabe bemerkt man vielleicht noch manche kleine Experimentierphase. Spätestens in dem dritten Album Gefahr am Himmel ist davon nichts mehr zu sehen und die Zeichentechnik darf durchgängig hervorragend genannt werden. Ein absolut exakter Zeichenstil stellt die Technik, allen voran die Flugzeuge, ins rechte Licht in perfekten Kameraperspektiven. Die Figuren agieren wie Schauspieler. Hier liegt ein Vergleich zu einem Film wie Düsenjäger (mit John Wayne) nahe. Uderzo setzt die Spannung wunderbar in Szene.

Allerdings wird auch weiterhin der Humor nicht vergessen, der ganz besonders dann zutage tritt, wenn eine Prüfung Laverdures ansteht: Ärzte bemühen sich darum, herauszufinden, wie es um die geistige Gesundheit Laverdures bestellt. Was Uderzo daraus macht, ist allein schon ein Kabinettstückchen der besonderen Art.

Manche Klassiker werden nicht älter, sondern mit den Jahren einfach nur besser: Tanguy und Laverdure gehören dazu. Es zieht den Leser, der Abenteuer und Fliegergeschichten mag, einfach mit, dank eines tollen Duos auf dem Papier und zwei sehr talentierten und handwerklich versierten Machern hinter den Kulissen. Klasse.

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