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Comic Blog


Dienstag, 27. Oktober 2009

Jeff Jordan – Gesamtausgabe 1

Filed under: Cartoon — Michael um 18:06

Jeff Jordan Gesamtausgabe 1Die hellbraunen Haare weichen einem schwarzen Haarschopf, der schicke, aber eher konservative Kleidungsstil wird durch einen feinen Abendanzug ersetzt. Jeffs Kollegen Teddy geht es nicht besser. Gemeinsam werfen sie sich in Verkleidung und mit falschen Bärten ins Geschehen. In der Maskerade als Künstler und Mäzen haben sie es dennoch nicht leicht. Ausgerechnet Teddy, ein Meister im Knacken von Schlössern, versagt als Künstler völlig. Seine Manieren sind auch nicht dazu angetan, die Tarnung aufrechtzuerhalten. Gott sei Dank wird den meisten Künstlern eine gesunde Extrovertiertheit unterstellt, deshalb fällt es kaum auf. Für eine Weile …

Jeff Jordan ist auch hierzulande schon lange kein Unbekannter mehr. Zusammen mit seinem Kollegen Teddy ging er als Harro und Platte zuerst in Primo, später in Fix und Foxi Ausgaben seinem Beruf als Privatdetektiv nach. In der vorliegenden 1. Gesamtausgabe sind gleich vier seiner Abenteuer vereint. Den Auftakt macht das Doppelabenteuer Teddy zieht Leine, gefolgt von Kokain und alte Meister. Mit Tödliche Flut und Gefährliche Verfolgungsjagd finden sich zwei Einzelabenteuer.

Jeff Jordan kennt niemand. Das jedenfalls denkt sich Jeff gleich zu Beginn. Er steht am Beginn seiner Karriere als privater Ermittler und benötigt dringend einen ganz großen Erfolg, wenn er es in diesem Geschäft zu etwas bringen will. Die Figur von Maurice Tillieux, die im Original Gil Jourdan arbeitet in Paris. Wir schreiben das Jahr 1956, als er zum ersten Mal in Spirou Magazin auf Verbrecherjagd geht.

Obwohl er Funny in bester frankobelgischer Tradition gezeichnet ist, benimmt sich Jeff Jordan sehr diszipliniert. Seinen Mitarbeiter Teddy, bekannt als der Trickser, entführt er aus der Gesellschaft des Inspektors Stiesel. Teddys Fähigkeiten werden dringend benötigt, denn er saß nicht umsonst im Gefängnis. Vielmehr haben ihn seine geschickten Hände dorthin gebracht, mit denen er so wunderbar Schlösser und vor allem Geldschränke knacken kann. Zuerst macht ihnen die Figur des Inspektor noch Schwierigkeiten, später steht sie ihnen zur Seite.

Jeff Jordan ist sehr ernsthaft. Er hat Ecken und Kanten, aber er ist auch Profi, mit nicht allzu viel Humor gesegnet. Dafür hat Teddy umso mehr davon. Als ein Charakter, der über jeden noch so kleinen (häufig sehr kleinen) Witz laut lachen kann, lacht er manchmal an unpassenden Stellen, manchmal über Inspektor Stiesel, aber als Leser lacht man gleich mit. Teddy und Stiesel sind genau gegensätzlich konzipiert. Es ist äußerst gut von Maurice Tillieux erzählt, wie die beiden nach und nach zusammenwachsen.

Es sind die 50er Jahre. Die Ermittlung sind altmodisch, aber nicht altbacken. Als Leser vermisst man nichts. Der Humor, aber auch die Spannung erinnern an die gute alte Fantomas-Trilogie. Es ist jugendlich erzählt und eignet sich ebenso für einen entspannten Lesenachmittag für jung gebliebene Leser oder solche, die besagte alte Kriminalkomödien mögen. Die beiden Hälften dieser Genreeinteilung sind wohl ausgewogen. Hier wird Kokain verschoben, gemordet, gestohlen und entführt. Spätestens, wenn die drei Freunde (auch wenn sie es zu dem Zeitpunkt noch nicht so sehen) bei Flut zu ertrinken drohen, weil sie in eine Falle gelockt worden sind, ist es Schluss mit Lustig.

Maurice Tillieux, bereits 1978 verstorben, gehörte zur alten Garde mit Zeichnern und Szenaristen wie Herge, Franquin (Gaston) oder Peyo (Schlümpfe). Er beherrschte einen geradlinigen Cartoon-Zeichenstil, wie er lange praktiziert wurde, bis eine moderne Linienführung ihn zurückdrängte, alles etwas lässiger und weniger knuffig in der Darstellung wurde. Allerdings ist es immer bemerkenswert, wie auch ein Zeichner wie Tillieux mit sehr wenigen Mitteln sehr viel erreicht.

Im Vorspann des vorliegenden Bandes zeigt eine Dokumentation verbunden mit vielen schönen Entwurfszeichnungen, wie viel Arbeit auch in die Entwicklung solch scheinbar schlichter Figuren gesteckt werden muss, bis es rund ist und funktioniert. Zu den bereits vorgestellten Charakteren kommt als Gegengewicht zur Männerriege noch Steffi, 17 Jahre alt, mit kurzen schwarzen Haaren und bereits sehr emanzipiert, eine junge Frau, die sich trotz des Jahrzehnts, in dem in Deutschland die Frau wieder hinter den Herd verbannt werden sollte, nicht unterbuttern lässt. Gerade ihr Vorgehen gleich im ersten Abenteuer zeigt sie als toughe Frauenfigur, die ihren eigenen Weg sucht und findet. Sie ist neben Teddy ein ziemlicher Gegensatz zum obrigkeitshörigen Inspektor Stiesel mit seinem Besenschnäuzer.

Ein wahrer Klassiker in perfekter Aufmachnung. Mit gleich vier Alben in dieser Gesamtausgabe ist ein langer Lesespaß garantiert. Freunde der alten frankobelgischen Schule dürften sich hier sofort zu Hause fühlen. Wer eine schöne Verbindung aus Komödie und Krimi mag, findet hier vielleicht auch, was er sucht. 🙂

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