Goon! Da kommt ein großes hässliches Ding die Straße runter! Nun, ja, das passiert schon einmal in der Welt von Goon. Eine Menge Sachen sind hier groß und hässlich. Vielleicht sogar der Goon selbst. Aber die Oma hat nicht gelogen. Da kommt tatsächlich ein großes hässliches Ding die Straße herunter. Es hat viele Tentakel, viele Glubschaugen, ein großes Maul und sagt Sachen wie: Ich lasse einen steigen, bemalte Damen!
Wenn Ed Wood und die Monty Pythons gemeinsam auf die Idee gekommen wären und Comics hätten machen wollen, wäre vielleicht etwas wie der Goon dabei herausgekommen. Der Regisseur Wood machte mit ungeheuerlichen Werken wie Plan 9 from Outerspace auf sich aufmerksam. (Über die Pythons muss man kaum ein Wort verlieren. Inzwischen toben ihre Ideen sogar als Musical durch die Welt.) Alles war etwas merkwürdig, so wie hier. Bis heute kann niemand sagen, ob Woods Wahnsinn Methode hatte. Über Eric Powell lässt sich zweifellos sagen: Hier hat nicht nur der Wahnsinn, sondern auch der Spaß Methode.
Der mehrfache Eisner-Gewinner Powell wurde inzwischen noch mehr geehrt. Ein Crossover ist eine Art Ritterschlag. Eine Figur darf dabei verlagsintern oder verlagsübergreifend an der Seite einer sonst nicht dazu gehörenden Figur agieren. The Goon ist hierbei an der Seite von Hellboy die eindeutig unbekanntere. Mike Mignola persönlich zeichnet die Einleitung und den Abspann der Geschichte, der Rest bleibt Powell überlassen. Heraus kommt eine Geschichte, die sehr abgedreht, sehr anarchisch ist und sehr respektlos mit Hellboy umgeht.
Genauer gesagt: Powell erlaubt sich das mit Hellboy, was Hellboy sich mit diversen Monstern erlaubt hat. Eine große Klappe riskieren und die Bösen verhauen! Das geschieht natürlich nicht durchgängig, denn Powell stellt die beiden grobschlächtigen Helden schließlich Seite an Seite, wo sie … naja, eine große Klappe riskieren und die Bösen verhauen. Der kleine Piekser ist Goons Kumpel Franky, der schnell einen neuen Namen für Hellboy parat hat: Rosie.
Hellboy: Ich glaube nicht, dass ich das mag.
Gut, Hellboy ist nicht begeistert über seinen neuen Kosenamen. Dafür darf der Leser umso begeisterter sein über den Witz der Geschichte. Einzige Voraussetzung: Die Kenntnis beider Welten und Helden. Andererseits werden die Unterschiede allzu schnell deutlich. Goon zählt eine Riesenspinne zu seinen Freunden. Hellboy vermöbelt Spinnen. Und die Erinnerungen an vergangene Abenteuer gehen doch sehr auseinander. Mit den sehr mystischen Begegnungen Hellboys können Goon und seine Kumpels nicht viel anfangen.
Wer sich die übrigen Szenarien in diesem Band betrachtet, weiß sofort warum. Eric Powell nimmt alles (na, vieles) aus dem Genre auf die Schippe, dass es bei Drei nicht auf die Bäume schafft. Wer erinnert sich aus Kindertagen nicht an die Kämpfe eines Mannes im grünen Gummianzug (auch Godzilla genannt) gegen einen Mann im braunen Fellanzug (auch King Kong genannt)? Powell karikiert diese Szenarien unglaublich gut. Aber es ist auch ein Humor, der Spaß an Albernheiten voraussetzt. Vorwissen um das jeweilige Vorbild wäre auch nicht schlecht. Würde man in diesem Zusammenhang Ed Wood und die Monty Pythons nicht als Vergleich heranziehen, käme auch ein MAD dem Spaßfaktor einigermaßen nahe.
Powell zögert auch nicht eine Sekunde, um seine Eisner-Award-Gewinne durch den Kakao zu ziehen. Nur ist es leider kein Kakao, sondern viel drastischer. Sehr viel drastischer. Mit diesem Fäkalhumor überschreitet Powell eine Grenze, die nicht nötig gewesen wäre, denn alles andere ist inzwischen ebenfalls an Perfektion grenzend inszeniert und auch gezeichnet. Seien es degenerierte Vampire, die erwähnten Riesenmonster oder auch ein Werwolf, der als Köder in der Verkleidung von Rotkäppchen spazieren geht: Powell hat seinen Zeichenstil gepflegt und etwas ganz Eigenes geschaffen. Seine grafische Horror-Sitcom ist kräftig gezeichnet, fein getuscht und mit viel Fingerspitzengefühl koloriert (Aber hier war er nicht alleine tätig.).
Wer glaubte, nach Frankenstein Junior könne keine Gruselkomödie mehr kommen, wird hier eines Besseren belehrt: Eric Powell erzählt mit drastischem, durchdachtem Humor und setzt es furios in Szene. Horrorspaß vom Feinsten. 🙂
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